Filmisch verdichtetes Komplott höchster Regierungskreise, hölzern, unkonkret, gleichbleibend anachronistisch. Ein Mord im Weißen Haus, und der zuständige Ermittler landet in einem Minenfeld von Barrikaden, die ihm in den Weg gestellt werden. Er braucht hierbei gar nicht besonders darauf achten, eine Mine zu umgehen, denn das Reintreten ist etwas, was nach Prinzip funktioniert. Von der oft befremdlichen amerikanischen Wahrheitsdefinition, über die unschuldigen Verdächtigen bis zur kräfteraubenden Suche nach dem wahren Täter inmitten eines brisanten Verschwörungssyndikats, schickt Dwight H. Little den Hobbymodellbauer und Geschichtsinteressierten Wesley Snipes (ein selbstironischer Rowdy im geschniegelten Washington) entgegen aller Widerstände auf eine Konfrontation gegen ein Gewerbe, dessen Ideale sich eklatant von denen unterscheiden, die der Mordkommission in aller Regel vorbehalten sein sollten. Der Bedienung offensichtlicher Paranoia-Klischees huldigt der Film ebenso sehr, wie er sich nicht entscheiden kann, ob er subtiler Spannung oder schlagfertiger Action den Vorzug geben sollte, was er also überhaupt erreichen will. Der Actionanteil ist es, der allerdings merklich zunimmt: Im Showdown bahnen sich die Figuren einen Weg durch einen tief unter der Erde liegenden, geheimen Zugang zum Weißen Haus, während sie von abkommandierten Killern verfolgt werden.
Später tarnt sich Detective Harlan Regis (Snipes) als Putzhilfe. Als er aufzufliegen droht, liefert er sich eine mittelschwere Prügelei mit mehreren Secret-Service-Agenten im Fahrstuhl. Davor entkamen die Protagonisten bereits knapp einer weiteren Festnahme, ein Auto explodierte und die Scheinwerfer des Hubschraubers wurden zerschossen. Dadurch, dass Little diese Szenen mit grobschlächtigen, von sich überzeugten Begleittönen dirigiert, erklärt er "Mord zum Weißen Haus" – das könnte dann eindeutig beantwortet werden – zum biederen Actionfilm, der seine zuweilen ideenreichen erzählerischen Verdrehungen immer wieder auf den Kopf stellt. Je weiter der Film voranschreitet, desto schlampiger behandelt er seine Nebenthemen. Weder die gemeinsamen Affären in Bezug zur gleichen Frau zwischen Präsident (Ronny Cox) und Sohn (Tate Donavan), noch die im Hintergrund schwellenden internationalen Krisenherde verhindern, dass die Heuchelei der behaupteten Vielschichtigkeit aufgebrochen wird. Und die in ihrer Einfallslosigkeit so irgendwie doch lebendigen, so sympathischen Figuren gleich mit. Eine Perspektive ist trotzdem schön. Nämlich wenn die Kamera einen riesigen zu bewachenden Raum von geheimdienstlichen Aktenbergen unter Verschluss überfliegt, dann wird klar, was Amerika weiß und was es nicht weiß.
4.5 | 10