Mord braucht ein Motiv? Denkste!

Zuweilen tut es einem Schriftsteller ganz gut, wenn ihn bei all seiner Phantasie und Erfindungslust eine Portion Realität einholt.

So neigen Krimiautoren dazu, ihren Antagonisten ausgeklügelte Motive, perfide Pläne und fehlerlose Ausführung zu unterstellen, die der Detektiv in minutiöser, geduldiger Kleinarbeit aufdröselt. Diesen Autoren sei “Homicide, ein Jahr auf mörderischen Straßen” empfohlen.

Dort begleitet der Journalist David Simon ein Jahr die Mordkommission von Baltimore, USA. Bei zwei Morden an drei Tagen bleibt für die Ermittler keine Zeit für langwierige Ermittlungen. Bei der steigenden Drogenkriminalität mit ihren Bandenkämpfen kommt es darauf an, jeden Zeugen der nah genug am Tatort stand so schnell wie möglich zu finden, zu verhören und zu sehen, an welcher Stelle sich deren Lügen gegenseitig aufheben und die Wahrheit übrig lassen. Ein schonungsloser Bericht, der allein auf Grund der Tatsache fasziniert, dass das wirkliche Leben überhaupt nicht so ist, wie Bücher und Fernsehen suggerieren.

Einen der krassesten Punkte sieht man an diesem kleinen Absatz:

Es ist eine Wahrheit, die der allgemeinen Erwartung widerspricht und die Jury akzeptiert es nur schwer, wenn ein Detective im Zeugenstand steht und erklärt, er habe keine Idee, warum Tater denn Pee Wee fünf Mal in den Rücken geschossen hat – und offen gesagt, es interessiere ihn auch nicht. Pee Wee ist nicht mehr da um darüber zu reden und Tater wird es ganz bestimmt nicht sagen. Aber wozu? Hier ist das Gewehr und die Kugeln und der Ballistikbericht und zwei Zeugen die sahen, wie Tater abdrückte und die den ignoranten, mörderischen Bastard im Verbrecheralbum identifizierten. Was soll ich noch mache? Den verdammten Butler verhören?

Homicide, ein Jahr auf mörderischen Straßen ist ein brillantes Stück Journalismus.

 


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