Moodys stuft Deutschland fast herab und die Finanzlobby und ihre Unterstützer bauen eine Kriegslegende darum auf

Deutschland bekommt anstelle eines Sterns auf seiner Spitzenwertung ein Minus verpasst; und der Musterschüler zeigt sich sofort ein wenig verschnupft. Die Lobby der Finanzwirtschaft lässt über die Systemmedien die Zusammenhänge konstruieren. Um es einmal klar zu sagen: Deutschlands starke Schultern können in der Tat nicht alles tragen: Griechen, Italiener, Spanier – alles auf einmal, das ist zuviel. Gehen die Länder pleite, muss nämlich der Steuerzahler dafür einstehen, und nicht etwa die Banken, die mit milliardenschweren steuerfinanzierten Schutzschilden vor dem selbst verschuldeten Kollaps bewahrt werden.

Abstraktes Geldscheissen ist mehr wert als wertschaffende Arbeit

Ach ja, die Banken sind natürlich die Nutznießer des ganzen; sie machen Gewinn aus den gewährten Krediten, die man innerhalb des ESM an andere Banken zur Refinanzierung vergibt. So gesehen, finanzieren die Banken ihre eigene Refinanzierung durch teuere Kreditvergabe an sich selbst. Wem das jetzt etwas wahnsinnig oder unfair erscheinen mag, dem sei versichert, dass alles seine höchstamtliche Richtigkeit hat – seit Jahrzehnten schon  erzählen uns die Wirtschaftsexperten, Finanzlobbyisten und die an sie angeschlossenen wirtschaftshörigen Regierungen, dass Geld – wenn gut in abstrakte und völlig undurchsichtige Finanzprodukte angelegt – Geld über Nacht scheisst, weil man eben etwas an Entwicklungen irgendwo in der Realwirtschaft unter Umständen in der Zukunft erwarten könnte, was eventuell Gewinne aus einem zu erwartenden Wertsteigerungsprozess durch Arbeit generieren könnte.

Finanzkasino mit unserem Geld. Gewinne für den Zocker, Verluste für den Geldgeber

Ach ja, und wie hoch die Erwartung sein könnte; darauf kann man wetten, hier im Finanzkasino der Welt, namentlich den Börsen. Man muss nur gierig und realitätsfern genug sein, um dies verstehen zu können; obwohl; man sagt in der Finanzbranche, dass kein noch so grosser Experte alle Finanzprodukte in ihrer Komplexität überschauen oder gar verstehen könne. Theoretisch braucht man also nur geerbtes Geld von Papi, wenig Sachverstand, einige Beziehungen in den Finanzseilschaften – eine strukturrelevante Bank macht sich da ganz gut – und hat die Gewissheit, dass man Zocken kann wie der Teufel, ohne negative Folgen zeitigen zu müssen. Gewinnt man, ist es meins. Verliert man, ist es deins. Jawohl. Gewinne werden grundsätzlich privatisiert und Zockerverluste werden sozialsiert, will heissen, der Steuerzahler zahlt die Ausfälle, die eine ach so strukturrrelevante Bank nun mal haben kann. Man kann ja nicht gleich die Verantwortung für jeden Mist übernehmen, den man als Finanzmafiosi verursacht. Dazu sind wir ja Mensch und solidarisch zu einander, nicht wahr?

Faule, böse Schmarotzer sind nur diejenigen, die wirklich Hilfe (Hartz-4linge) brauchen und nicht unsere “Finanzelite”

Geht also mal arbeiten, ihr sozialschmarotzende Hartz 4 Empfänger, damit Kohle für die Aktion Solidarität mit den Finanzzockern rein kommt. Ihr Schweine. Keine Moral und Disziplin! Aber dumm genug sind sie schon: die deutschen Michels, die immer schön zum Wahltag das Kreuzchen bei den Hütern des jetzigen Systems machen.

Weils schon immer so war, und weil die Bildzeitung es sagt, oder ein Reporter bei rtl 2 im Rahmen einer Hartz 4 Investigation, bei denen Sozialbetrügereien einer alleinerziehenden Hartz 4 Mutter aufgedeckt wurden. Da hat die unmoralische Schmarotzerin doch tatsächlich monatlich 20 Euro zuviel verdient und das nicht der Arge gegenüber zugegeben. Die geht bestimmt nicht in die Kirche und wählt auch keine CDU. Diese Sau. Einsperren, entmündigen. Kind ins Heim. So geht das! Ach ja, und alles zurückzahlen. Auf heller und Pfennig. Anmerkung: zur selben Zeit hat ein gewisser Herr Nonnenmacher (so hiess er doch?), seines Zeichens Vorstand der HSH Nordbank, ein paar Milliardchen verzockt, und geht ohne Strafe aus. Weil seine strukturrelevante Bank sehr strukturrelevant war, wurde sie mit Steuermilliardchen gerettet. Gott sei Dank, wir haben die Menschlichkeit gerettet und waren solidarisch.

Solidarität und Gerechtigkeit – was’n das? Kann man damit Geld machen?

Wir haben ein solides solidarisches Gerüst, für all die, die in Not geraten sind, und die doch in der Vergangenheit so fleissig für unser aller Wohl eingestanden haben. Na, dann macht es ja auch nichts, wenn eine amerikanische Ratingagentur, die selbstverständlich ihre psychologische Signale gemäß Ur-amerikanischer Finanzinteressen setzt,  Deutschlands Kreditwürdigkeit von AAA+ auf AAA- setzt. How shocking. Eine negative Aussicht wegen den Risiken der Eurokrise. Nicht etwa das asoziale kriminelle Abzocker und Zocker verhalten der Finanzmafia hat uns die sbescherrt, sondern die faulen leistungsschwachen Griechen, Italiener, Spanier und so weiter.  Die internationale Bankengemeinschaft hat gar nichts damit zu tun. Nein, gar nichts. Im Gegenteil, man leidet. Weniger Profite deuten sich an. Die Medien bringen es auf den Punkt.

Die fantastische Anal Lyse von n-tv zum Beispiel:

Der Blick auf die Finanzmärkte trügt dieser Tage: Deutschland kann sich so billig verschulden wie nie zuvor, teils bezahlen Investoren sogar noch eine Prämie, um ihr Kapital im scheinbar letzten sicheren Hort der Eurozone zu wähnen. Ausgerechnet dieses Land soll nun sein Gütesiegel der Ratingagenturen für unangefochtene Finanzstabilität verlieren?

Aber sicher! Denn die niedrigen Zinsen sind kein Indiz für die Stärke Deutschlands, sondern für die Schwäche der übrigen Staaten. Während die europäischen Randstaaten finanziell zunehmend aufs Trockendock gelegt werden, fließt das Kapital in die Länder Europas, die noch am ehesten in der Lage sein werden, Zins und Tilgung zu leisten. Das sind Deutschland, die Niederlande und das kleine Luxemburg. Genau diesen Staaten zeigt Moody’s nun die gelbe Karte – ganz zu Recht.

Wir stark, die anderen schwach. Viel stark = wenig Schuldzins = viel gut für Profit = viel gut für Finanzwirtschaft.

Wir müssen für Schwächlinge aufkommen = Profitverlust = abwärts mit dem Rating = ungerecht

Schwächlinge = abwärts mit Rating = gut und gerecht

Ja. Das hat der Michel verstanden. Nur, der deutsche Michel raft es nicht, dass der Profit gar nicht ihm zugute kommt, sondern ausschliesslich den Blendern aus der Finanzmaffia.

Und das nächste mal, machen wir wieder unser Kreuzchen bei der Partei mit dem c. Ja, damit alles seine beste Ordnung hat. Wie gewohnt.

alles frisch im Schritt?

es grüsst euch René Brandstädter – humanicum

 


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