In der ersten Woche des MOOC "Terrorism and Counterterrorism: Comparing Theory and Practice" von Prof. Dr. Edwin Bakker geht es um "Definition und essence of terrorism". Drei Texte "Required Readings" stehen bereit, neun weitere als extra Lesefutter. Neu am 1. Oktober hinzugekommen sind drei Textverweise, wie sie auch in den Videos angesprochen werden: die EU- sowie die USA-Terroristenliste, außerdem die UN Al-Qaida Saction List vom 20. Sept. diesen Jahres.
Viel davon mir zu Gemüte führen konnte ich aus Zeitgründen nicht, der zentrale aber ist ohnehin Rapoports "Vier-Wellen-Theorie". Sechs Video sind anzuschauen, jedes zwischen fünf und zwölf Minuten lang. Zu sehen ist Prof. Dr. Bakker vor der Bücherwand seines Büros, wobei Kernthesen und Begriff eingeblendet werden. Immer mal wieder wird das Video (beim ersten Durchgang) unterbrochen, damit man als ZuschauerIn bzw. KursteilnehmerIn kleinere Multiple-Choice-Tests absolvieren kann. Gefragt wird aber auch (anonym) u.a. nach den Wörtern für Terrorismus im eigenen Land, sogar, wie wir wohl meinen, dass die nächste, kommende, die fünfte "Welle" aussehen mag (lt. Jeffrey Kaplan ist sie schon da).
Generell sind die Lektionen eher allgemein und nicht sonderlich tiefgründig gehalten. Was genau man unter Terrorismus letztlich zu verstehen hat (auch als Arbeitsdefinition) bleibt ein bisschen diffus. Das liegt sicherlich zum einen an dem schwierigen Thema, der Definition bzw. Wesensbestimmung von Terrorismus (immerhin verweist Bakker zuletzt auf Alex P. Schmid, der sich im letzten Video auch kurz zu Wort meldet). Zum anderen ist es wohl ein Problem des Konzepts "MOOC" selbst. Bei über 20.000 Teilnehmern, auf welcher Art Zielstudenten soll man sich ausrichten, welche Vorwissen veranschlagen, welche Aufnahmefähigkeit (u. welche Engagementbereitschaft).
Klar jedenfalls, dass ein solcher Kurs keinen Ersatz für einen echten Kurs darstellt, schon gar nicht für ein Uni-Seminar. Gleichwohl unterhaltsam und lehrreich ist die MOOC allemal; eine Art "Studium generale"-Erweiterung, für eine sehr breite interessierte Öffentlichkeit. Was er zudem kann, als ein kleines Event: die Möglichkeit zum Austausch zu bieten. Über die "fünfte Welle" wird, einen Tag nachdem die Lectures online sind, schon kräftig im Forum spekuliert und diskutiert. Cyberterrorismus wird angedacht, Findige werfen auch Kaplan in den Ring. Ich selbst überlege mir etwas in Sachen Antiglobalisierungs- und -kapitalismusgewalt zusammen, in Europa, aber auch in diversen BRIC-Nationen, wo vielleicht mal neue urbane Sozialrevolutionäre gewaltsam gegen die Besitzverhältnisse, wenn nicht gar gegen das System, vorgehen. Haha: Linksterroristen in der VR China? Na ja, vielleicht aber Neo-Naxaliten in Mumbai und Delhi, Nachfolger oder Genossen der alten Maoisten-Guerilla-Garde ... Was weiß ich, womöglich sind die Zeiten von großen, internationalen Terrorismus"wellen" vorbei, weil die neu passende, potente und fundamentale "Große Erzählung" dafür fehlt, eine Idee wie die "Nation" oder der "Kommunismus" ... Na, mal sehen, was ich (darauf) noch zu hören bekomme.
Als Beispiel für eine Video-Lecture hier übrigens der rund 16-minütige Film zur "History of terrorism" (Nr. 2 der Wochen-Session). Da es sich um die reine Videodatei handelt, sind die von eingebundenen bzw. von der E-Learning-Plattform darübergelegten Zwischenabfragen selbst nicht enthalten. Der Film selbst wie die übrigen sind übrigens unter Creative Commons Lizenz (und zwar folgender: CC BY-NC 3.0 NL) im Kursbereich downloadbar (Copyright Universität Leiden bzw. Prof. Bakker). Deshalb erlaube ich mir einfach, sie - gem. der Forderung - ebenfalls unter diesen Bedingungen, also unentgeltlich und unter Namensnennung des Urhebers hier über Vimeo einzubinden.
So aktuell man bei einem solchen MOOC auch sein kann, gerade die Videos erweisen sich als schnell veraltet: In Video "1.4 Why no generally accepted definition?" nimmt Bakker die Hisbollah als Beispiel für Problematik der konsensuellen Einstufung von Gruppen und Organisationen als offiziell "terroristisch" - ehe dann die In-Video-Quiz-Einblendung darüber informiert, das kurz nach Fertigstellung der Aufnahmen am 22. Juli besagte "Partei Gottes" doch auf der EU-Terroristenliste gelandet sei (woraufhin man gefragt wird, ob man das gut finde oder nicht).
zyw