Monthly Love: 5 Gründe Der Alte Mann und Mr. Smith zu lieben

Von Elli @xWortmagiex

Hallo ihr Lieben! :)

Es ist mal wieder Zeit für Monthly Love! Diese tolle Aktion wird von Friederike auf ihrem Blog Friedelchens Bücherstube veranstaltet und gibt uns die Chance, endlich mal das Fangirl (oder den Fanboy) in uns herauszulassen. Jeden Monat stellen wir ein Buch vor, das man einfach lieben muss. HIER erfahrt ihr alles, was ihr über die Aktion wissen müsst und wie ihr teilnehmen könnt. Durch einen Klick aufs Logo gelangt ihr zum Oktober-Sammelpost der Aktion.

Für den Oktober habe ich ein Buch ausgesucht, das ich vor einigen Jahren gelesen habe und das es definitiv auf die Liste meiner All-Time-Favorites geschafft hat. Es ist etwas anspruchsvollere Kost als meine letzten Monthly Love - Vorstellungen, aber es ist auch einfach wundervoll.

"Ein seltsames Gespann, sozusagen seit Ewigkeiten alte Bekannte, tritt eine Weltreise an: der Alte Mann und Mr. Smith, auch bekannt als Gott und der Teufel. Durch ihren Erdenbesuch wollen die beiden in Erfahrung bringen, was aus der Schöpfung geworden ist. Dass die Herren - nach Jahrtausenden - im Alltag der heutigen Zeit auf gewisse Konflikte und Missverständnisse stoßen, lässt sich natürlich nicht vermeiden.

Ein spöttischer und zeitkritischer Roman, ein liebenswertes Märchen, amüsant und voller Weisheit erzählt von Peter Ustinov."

Man muss "Der Alte Mann und Mr. Smith" einfach lieben, weil...

1. ... Sir Peter Ustinov ein großartiger Autor war. Er nahm das Leben nicht zu ernst und ließ diesen lockeren Witz auch in seine Bücher einfließen. Er konnte über sich selbst und Menschheit als Ganzes lachen. "Der Alte Mann und Mr. Smith" ist deswegen ein köstliches, amüsantes Werk, das mir beim Lesen ein permanentes Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

2. ... es scharfsinnig, tiefgründig, zeit- und gesellschaftskritisch, ehrlich und auf einer angenehmen Ebene philosophisch ist. Gott und der Teufel besuchen die Erde und schauen sich an, wie sich die Schöpfung entwickelt hat, um herauszufinden, ob sie überhaupt noch notwendig sind. In vielerlei Hinsicht ist die Menschheit anders, als sie erwartet haben und man könnte sagen, sie haben über die Jahrtausende ein wenig den Anschluss verloren. Durch diese Distanz sind sie in der Lage, die Menschheit und all ihre Bemühungen und Fortschritte genauso zu sehen, wie sie sind. In all ihrer Absurdität, Schönheit und Schrecklichkeit. Es ist, als wäre Sir Peter Ustinov einen Schritt zurückgetreten, um einen besseren Eindruck des großen Ganzen zu bekommen. Und das ist ihm hervorragend gelungen.

3. ... die Idee so großartig ist. Gott und Teufel besuchen die Erde, um einfach mal zu gucken. Wie genial ist diese Vorstellung bitte? Und wieso auch nicht? Wenn man mehr oder weniger allmächtig ist, warum dann nicht mal einen kleinen Ausflug machen? Aber es ist nicht nur die Ausgangssituation, mich begeistert auch, wie Ustinov sich die Reaktion der Menschen auf das gegensätzliche Duo vorstellte. Meist wird ihnen nämlich nicht geglaubt, wenn sie erzählen, wer sie sind. Tatsächlich gibt es da eine Szene, in der deutlich wird, dass es diversen Staatsvertreter_innen leichter fällt, zu glauben, dass sie Aliens sind, als anzunehmen, dass sie die Wahrheit sagen, wenn sie sich als Gott und Teufel vorstellen. Diese Szene hat mich erst zum Lachen und dann zum Nachdenken gebracht, weil es so viel über das Wesen der Menschheit und ihre Entwicklung aussagt. Vor ein paar Jahrhunderten wäre es noch umgekehrt gewesen. Aliens - unvorstellbar, Gott und Teufel - im Rahmen des Möglichen.

4. ... die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten einmalig, aber gar nicht so außergewöhnlich ist, wie man vielleicht denken mag. Der Teufel ist böse auf Gott, weil er ihn damals aus dem Himmel geschubst hat (im wahrsten Sinne des Wortes). Trotzdem begreift er, warum Gott das tun musste. Ohne Schwarz kein Weiß. Ihre Beziehung ist von Natur aus ein wenig seltsam, da Gott Satan als Engel erschaffen hat, wodurch er streng genommen sein Vater ist. Das heißt, wir haben es hier mit einer Art Vater-Sohn-Beziehung zu tun, die vor Jahrtausenden erheblichen Schaden genommen hat. Dadurch, dass das Ganze allerdings schon so lange her ist, ist des Teufels Groll... kalt. Jetzt befinden sie sich auf der Erde und müssen zwangsläufig zusammen arbeiten. Ihre Mission verbindet sie, ebenso wie ihr zartes Unverständnis für die Menschen. Daraus ergibt sich eine wirklich besondere Dynamik, die man einfach erlebt haben muss.

5. ... der Schreibstil angenehm leicht ist, sodass sich das Buch flüssig liest, obwohl das Thema ernst ist. Unaufdringlich philosophisch; bedeutungsschwer, ohne zu viel abzuverlangen. Ich mag es nicht, wenn man beim Lesen einer Geschichte das Gefühl hat, jedes Wort einzeln umdrehen und analysieren zu müssen, weil der/die Autor_in versucht hat, mit Gewalt so viel Symbolkraft wie möglich hineinzuquetschen. Wenn jedes Wort zwei, drei oder sogar vier Bedeutungsebenen hat. Das ist anstrengend. Ustinov behandelt in "Der Alte Mann und Mr. Smith" zwar ein philosophisches Thema, aber er drängt sich nicht auf. Er lässt seine Leser_innen ihre Schlüsse ziehen und so viel interpretieren, wie sie mögen. Er belehrt nicht. Mir gefällt das, weil er meinen Gedanken so Raum zur Entfaltung schenkt.

Insgesamt finde ich, dass "Der Alte Mann und Mr. Smith" ein unheimlich kluges, witziges Buch ist, das zum Nachdenken anregt, ohne belehrend zu sein. Ich bin sehr froh, dass ich Sir Peter Ustinov in seine Gedankenwelt folgen durfte. Es macht mich traurig, dass er 2004 verstorben ist, aber ich habe ja sein Vermächtnis in meinem Regal. Ich möchte euch das Buch wirklich ans Herz legen, selbst wenn es sonst nicht unbedingt euer Genre ist. Manchmal ist es gut, einen Schritt zurück zu treten und sich anzusehen, wie wir Menschen eigentlich sind.
Ich hoffe sehr, ich konnte euch neugierig auf"Der Alte Mann und Mr. Smith" machen. Schreibt mir in die Kommentare, ob es geklappt hat! ;)
Alles Liebe,
Elli