Montagsfrage: Quarantäne-Lektüre?

Montagsfrage: Quarantäne-Lektüre?

Hallo ihr Lieben! 🙂

Na, genießt ihr alle bereits die Vorteile des Home Office? Ich gebe zu, ein bisschen neidisch bin ich schon. Ich kann erst zu Hause bleiben, sollte ich selbst krank werden. Der journalistische Betrieb muss sich ja weiterdrehen und da meine Position intern als „produktionsrelevant" gilt, fahre ich weiterhin brav ins Büro. Rein theoretisch wäre Home Office auch für mich möglich, der technische Aufwand wäre allerdings immens, denn das CMS, das wir nutzen, ist ein Monstrum und der Zugriff auf die Server von extern ist fehleranfällig. Da ich außerdem in Echtzeit auf Zuruf arbeite, ist direkte Kommunikation das A und O. Sollten also für den Journalismus weiterhin keine Beschränkungen erlassen werden, ändert sich für mich überhaupt nichts, auch nicht durch das gestern beschlossene Kontaktverbot und nicht einmal, falls es in Berlin tatsächlich zu einer umfänglichen Ausgangssperre kommt. Ich finde es schade, dass gesellschaftlich so gut wie gar nicht anerkannt wird, dass eben nicht nur Krankenpflege, Rettungskräfte, Polizei und der Lebensmittelhandel weiter ganz normal schuften, sondern auch alle, die direkt in journalistische Prozesse eingebunden sind. Ich wünschte, auch uns würde mal dafür gedankt. Ohne unsere Arbeit wüsste niemand, wie die aktuelle Lage aussieht. Ich habe das Gefühl, niemand macht sich bewusst, wie viel Stress das im Moment bedeutet. Die Informationsflut ist extrem. Das heißt, während ihr alle selbst entscheiden könnt, wie viele Nachrichten ihr konsumiert, kann ich das nicht. Auf mich prasselt alles ungefiltert ein und das ist wahnsinnig anstrengend. So anstrengend, dass mir mittlerweile der Humor abhanden kam und ich mich privat nur noch auf Radio-Nachrichten verlasse, weil mir alles andere zu viel ist. Also bleibt mir bitte weg mit Corona-Witzen, Corona-Memes, Corona-Geschichten und überhaupt allem, das mit Corona zu tun hat. Glaubt mir, ich erfahre es früh genug.
Für die Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise, die heute ebenfalls nicht von diesem Thema verschont bleibt, mache ich aber natürlich eine Ausnahme.

Ähm... Ist nicht jedes Buch eine gute Quarantäne-Lektüre? Ich verstehe nicht, inwiefern eine Quarantäne andere Anforderungen an ein Buch stellt als der normale Alltag. Quarantäne heißt aktuell ja, entweder zu Hause oder - in ernsteren Fällen - im Krankenhaus festzusitzen. Ich assoziiere damit den täglichen Kampf gegen die Langeweile und dafür wäre mir jedes Buch recht. Natürlich würde ich auch in dieser Situation darauf hoffen, gute Literatur ausgesucht zu haben, aber das wünsche ich mir immer. Ich denke, der einzige Unterschied könnte die Länge des Buches betreffen. Dicke Schmöker eignen sich selbstverständlich hervorragend dazu, genau dann gelesen zu werden, wenn man sowieso nichts anderes tun kann. „Krieg und Frieden" von Tolstoi stelle ich mir zum Beispiel als die perfekte Lektüre vor, wenn man in einer einsamen Berghütte eingeschneit ist.

So gesehen war mein letztes Buch nicht gerade Quarantäne-ideal. Zuletzt habe ich „Die Fließende Königin" (Merle-Zyklus #1) von Kai Meyer beendet. Dieser Reihenauftakt ist durch und durch ein Kinderbuch und das schlägt sich eben auch in der Seitenzahl nieder. 271 Seiten mit sehr großer Schrift. Ich war ratzfatz durch. Ignoriert man die Seitenzahl hingegen, ist es nicht die schlechteste Lektüre für eine Quarantäne, weil es kurzweilig ist und von den Leser_innen keinen intellektuellen Aufwand verlangt. Ich würde es dennoch nicht noch einmal auswählen, denn ich musste zähneknirschend einsehen, dass ich mittlerweile wirklich ein bisschen zu alt dafür bin. Mich beschäftigten Fragen, die ein Kind nicht die Bohne interessieren würden, für mich aber bezüglich Atmosphäre und Worldbuilding wichtig sind. Kai Meyer stellt seine Leser_innen oft vor vollendete Tatsachen, was angesichts der Zielgruppe völlig in Ordnung ist - nur gehöre ich schon lange nicht mehr zur Zielgruppe.

Demzufolge würde ich „Die Fließende Königin" für Erwachsene also nicht als Quarantäne-Lektüre empfehlen, für Kinder, die ja momentan auch alle zu Hause sind, hingegen schon. Doch selbst wenn ich mir nun Corona einfangen und in Quarantäne gesteckt würde, würde ich meine Buchauswahl nicht anders gestalten als jetzt. Ich würde dicken Wälzern vielleicht ein wenig mehr den Vorzug geben, besonders, wenn ich wirklich ins Krankenhaus müsste, aber mehr würde ich nicht ändern.

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen gesunden Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️


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