Monica Lewinsky: Der Preis der Scham

Von Mczarnetzki @m_cz

Vor einiger Zeit ist mir ein bemerkenswertes Video untergekommen – eine TED-Ansprache, gehalten von Monica Lewinsky. Ihr Thema: Der Preis der Scham.
Lewinsky liefert eine interessante Auswertung der Mechanismen unserer modernen Medienwelt. Nicht als neutraler Beobachter, sondern als Betroffene.
Geschichten wie ihre kommen wohl täglich millionenfach vor, doch ihre beherrschte monatelang die Medien. Und brachte sie an den Rand dessen, was Menschen ertragen können.

Nicht alle schaffen das. Als ein australisches Moderatorenpaar eine britische Krankenschwester reinlegten Informationen über die schwangere Kate erschwindelten, klang das wie ein genialer, sogar lustiger Coup. Aber nicht für die betroffene Krankenschwester.

Wie hoch ist der Preis menschlicher Würde?

Ein hoher Preis für einen Scherz?

Wie viele ertragen die Ausschlachtung ihrer Fehler nicht?

Einige überleben eine solche Demütigung nicht.

Warum stürzen sich Medien aber auf jede Gelegenheit, um Menschen zu demütigen? Lewinsky bringt es auf eine einfache Formel: Die Fehler anderer zu sehen, spricht einen der niedrigsten Instinkte der Empfänger an. Das bringt Klicks. Das bringt Werbeeinnahmen.

Die menschliche Würde, der Anstand, der Respekt dem anderen gegenüber, das Niveau, wird für ein paar Dollar verkauft. Und es wird keine Rücksicht auf das Opfer genommen. Die Betroffenheit, wenn wieder einer durch Selbstmord draufgeht, ist doch schon einkalkuliert, oder? Bei richtiger Aufmachung bringt das ja weitere Leser.

Jedes Mal, wenn du einen Artikel anklicken willst, der einen neuen Skandal verspricht, frage dich: Wie viel ist mir die Würde dieses Menschen wert?

Und vergiss nicht: In Zeiten allgegenwärtiger Smartphones und Dashcams könntest eines Tages du dieser Mensch sein…