MONICA BELLUCCI’S HAIRSTYLES IN MALÈNA

Von Proletkult

Manchmal, da reichen auch nur Haare für die Darstellung eines Gemütszustandes einer Figur. So wie in Giuseppe Tornatores MALÈNA, in dem Monica Bellucci, und wer sonst, eine Dorfschönheit in Sizilien zur Zeit des Zweiten Weltkrieges spielt.

Der Film beginnt aus der Erzählung eines kleinen Jungen, der den Mythos oder, wie es im deutschen Titel auch heißt, vom ZAUBER VON MALÈNA erzählt. Eine jung verheiratete Frau, die, während ihr Mann im Krieg ist, sich alleine durchschlagen muss, wird wegen ihres atemberaubenden Aussehens Opfer von der Lust der Männer und dem Neid der Frauen.

Das beginnt ganz harmlos, als Maléna mit ihren modischen aber freizügigen Kleidern durch das Städchen stolziert. So und jetzt lasst mal jegliche Werbung für südländische Genussprodukte oder die ein südliches Lebensgefühl vermitteln sollen durch Euren Kopf laufen und Euch fällt sicher auf, dass die Produkte meist von einer rassigen Frau mit langen dunklen, leicht gewellten Haaren präsentiert werden. Ob es nun Werbung für Campari ist, für Nudelprodukte, Unterwäsche  oder für einen deutschen BMW, überall wird sie verehrt, dieses südländische Miststück mit ihren Haaren, die für drei Köpfe reichen würden. So ist Malènas Erscheinung wie ein einziger langer Werbespot in Zeitlupe und mit Windmaschine. Und weil sie ihre Haare so lasziv offen trägt, wird ihr auch von seitens der Frauen nicht übern Weg getraut. Das ist also Frisur #1.

Nachdem die Meldung eintrifft, dass ihr Mann gefallen ist und die Gerüchteküche im Dorf immer heißer brodelt, muss Malèna auf eigene Faust Geld verdienen. Und da die männlichen Bewohner sie eh schon wegen ihres Aussehens missbrauchen und ihre Ehre ruiniert wird, nutzt sie ihren Körper als Kapital. Und seit je her gelten Rothaarige in der Ikonografie als Professionelle, so ändert auch Malèna ihre Frisur, schneidet sich ihre Haarpracht radikal ab und färbt sie sich rot. Das Dorf ist schockiert.

Frisur #2 ist nochmal eine explizite Abwandlung. Das sizilianische Örtchen wird von den Deutschen besetzt und Malèna profiliert sich als spezielle Begleitdame für deutsche Offiziere. Da passt sie sich den arischen Idealvorstellungen an und bleicht ihre Haare blond. Jedoch! Nachdem die Deutschen den Krieg verlieren und aus Sizilien flüchten, gibt es nichts mehr, das Malèna beschützen kann und die wütenden Dorfbewohner haben einen Sündenbock, den sie für ihre angestaute Wut nutzen können. So zerren sie Malèna aus einem Gebäude und verunstalten auf brutale Weise ihr Aussehen und rasieren ihr ihre Haare. (Abgesehen von der Enttäuschung des Films, war das doch mal eine echt harte Szene, die ihn von seiner Belanglosigkeit herausholte.) Sie flüchtet aus der Stadt.

Und einige Zeit später kehrt sie mit ihrem wiederaufgetauchten Ehemann ins Dorf zurück, passt sich den Erwartungen der Einwohner an und findet wieder Anerkennung. Mit braven, kurzen Haaren, die gerade noch so eine akzeptable Länge erreicht haben nach dem verpassten Rasurschnitt.

MALÈNA war darum eine Enttäuschung, weil Tornatore zwar die Nostalgie aus NUOVO CINEMA PARADISO wieder aufleben ließ, der Film aber irgendwie nicht ganz ernst genommen werden kann. In Bezug auf die peinlichen Kindheitserinnerungen Renatos, der die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, ist das Zitat aus der Filmdatenbank Bayern3 wohl ganz trefflich:

„…Tornatore destilliert mit viel optischen Schauswerten ein Second hand Fellini Ambiente im Italien der vierziger Jahre und gibt dabei konstant vor mehr zu bieten als die schwülstigen Jugenderinnerungen eines pubertierenden Dorfyoungsters. Das Schicksal seiner Protagonistin bleibt aber letztlich oberflächlich, der politische Rahmen dient mehr als bunter Zeitkolorit denn als wirkliche historisch-gesellschaftliche Zuordnung….“

Ja, optisch ist der Film wirklich ein Genuss, genauso wie CINEMA PARADISO, aber er geht nicht weiter, die persönlichen Schicksale gehen hier irgendwo verloren und parodieren sich selbst. Wenn der kleine Renato und seine Freunde einen Penisvergleich ziehen, krieg ich leider Fremdschämen, nicht weil ich glaubte, Jungs in dem Alter würden so was vielleicht nicht machen, sondern wegen der übertriebenen Darstellung. Vielleicht ist das ja auch nur Ansichtssache. Und klar, der Film und generell der Erzählstil von Tornatore ist etwas überspitzt und karikaturistisch. Für die Geschichte von Malèna finde ich diese Art, die eben nur auf der Oberfläche schwimmt und nur andeutet, zu schade. Aber gut. Immerhin wird sie von Monica Bellucci gespielt, das reicht mir schon vollkommen aus als Wiedergutmachung. Und mit der Musik von Ennio Morricone begebe ich mich dann doch gern auf diese Schaukelfahrt zwischen Spaß und Ernst. Die Kostüme folgen…