Seit Juni 2014 mache ich bei den Monatsmottos mit, die Sonja auf ihrem Wertvoll-Blog sammelt. Jeden Freitag blogge ich zu dem Thema, das ich für diesen Monat gewählt habe. Im März 2015 heisst mein Monatsmotto “Carpe Diem”. Ich “nutze den Tag”, ob es schon Frühling ist oder noch einmal Winter wird. Ich nutze ihn, wenn er voller Termine ist und wenn er Raum bietet zum Einfach-nur-Sein. Ich nutze den Tag, indem ich den Moment lebe.
“Ein freier Morgen wäre schön”, dachte ich gestern vor dem Aufstehen.
Es war eine intensive Woche gewesen bis dahin. Nicht eigentlich streng, aber gut gefüllt mit Terminen und Begegnungen. Ich fühlte mich müde und nicht wirklich bereit, mich auf andere einzulassen.
Doch ich wusste: Es würde nichts werden aus einem freien, ruhigen Halbtag. Um halb neun würde mein zweijähriges Temporär-Tageskind erscheinen und meinen Morgen rocken.
Nun denn – carpe diem, oder?
Es wurde ein perfekter Morgen.
Nach dem kreativen Gipfeliessen wollte das perfekte Kind spazieren gehen, womit ich mich rasch einverstanden erklärte. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir an der Sonne – im Zweijährigentempo.
Zweidutzend Mal das gleiche Spiel bei der Scheune am Waldrand (also zweidutzend Mal mal zwei – schliesslich gab es einen Hin- und einen Rückweg).
Ausgiebiges Baggerschauen.
Vorsichtiges Einen-Hügel-runterfahren mit dem Kickboard, um gleich wieder umzukehren.
Fröhliches Zickzack-Spazieren durch die Quartiere.
Müürli-Laufe.
Alle Spielsachen aus unserem Gartenhaus ausprobieren. Jedes während etwa zwei Minuten, dann das nächste. Bis alle durch waren und wieder von vorne. Und noch einmal.
Trettraktor fahren. “Du!” Also ich am Treten, während er vorne auf der “Motorhaube” sass.
Der Nachbarin zehn Minuten beim Frühlingsdekorieren helfen.
Trettaktor fahren.
Es ist noch nicht soooooo lange her, da sahen die meisten meiner Morgen so aus. Und ich habe sie lange nicht alle als perfekt erlebt. Ich habe nicht die Absicht, die manchmal unendlich langen Tage mit Kleinkindern zu verherrlichen.
Aber gestern war es perfekt. Einfach zu sein. Das Tempo zu drosseln. Nichts zu müssen, ausser mit dem Kind zusammen zu sein. Buchstäblich den Platz an der Sonne zu suchen.
Ich bin sicher: Wenn ich einen freien Morgen gehabt hätte, hätte ich es viel weniger gut geschafft, mich zu erholen!
Carpe diem. Ich nutze die Zeit, in der ich nicht produktiv sein muss, um einfach zu sein und aufzutanken.