Voriges Wochenende las ich in der "Welt am Sonntag" einen Artikel über einen Vater. Er sagte, er und seine Frau wollten, dass ihr Baby ihr Leben bereichert und nicht vollkommen umkrempelt. Irgendwie ist diese Begrifflichkeit bei mir hängen geblieben und ich frage mich, ob das überhaupt geht. Kann ein Baby das Leben nicht umkrempeln, im wesentlichen so lassen wie es ist und einfach nur bereichern?Ja, auch mein Mann und ich waren uns einig, dass sich unser Leben mit Baby im wesentlichen nicht verändern sollte. Wir waren ja zufrieden wie es bislang lief und da sollte das Baby einfach integriert werden (naive Erstlingseltern :-)). So weit so gut, aber dann kommt dieses kleine Geschöpf und bereichert das Leben und die Liebe in einer Tiefe, die man sich nie vorstellen konnte. Und dann beginnt das umkrempeln... Man geht früher schlafen, da das Baby nachts mehrfach Hunger hat und morgens früh aufstehen will, man isst sein Essen sehr schnell, damit es noch warm ist und das Baby nicht zwischendrin selbst irgendein Bedürfnis entwickeln kann, man wird sehr häuslich, abends nach 20 Uhr gemeinsam außer Haus zu sein fühlt sich verrückt und mutig an.... und und und.Und eh man sich versieht muss man sich eingestehen, mit der Bereicherung ist auch die Umkremplung durch die Hintertür mit rein geschlichen. Nichts ist so wie es vorher war, man selbst wird in der Minute der Geburt zu Vater und Mutter, die Prioritäten im Leben verschieben sich plötzlich vollkommen. Aber ist es denn unbedingt negativ, wenn das Leben umgekrempelt wird? Wenn wir von den bisherigen Verhaltens- und Lebensweisen abweichen und das Leben neu strukturieren, weil da jetzt dieser kleine Mensch ist, der all unsere Liebe und all unsere Aufmerksamkeit braucht? Ich denke, das Umkrempeln ist auch eine Chance. Eine Chance, alt eingesessene Dinge und Abläufe zu überdenken und Dinge aktiv zu verändern. Müssen jeden Tag Überstunden sein, wenn zu Hause eine kleine Familie wartet? Plötzlich wird wichtig, dass ein Auto sicher ist und nicht nur chic aussieht, auf die Seidenbluse wird vorerst zugunsten eines Sweatshirts verzichtet und der Jahresurlaub geht nicht nach Marokko, sondern nach Dänemark (mit der gesamten Familie, damit man als Eltern auch ein wenig entspannen kann). Aber das ist das Schöne an einem Kind: für sein Baby setzt man die Prioritäten gerne neu, es tut nicht weh zu verzichten, es ist einfach die logische Konsequenz sein Leben ein wenig umzukrempeln, denn plötzlich ist man eine Familie und der Lohn für das Umkrempeln ist die Bereicherung, die einem das Kind für sein eigenes Leben gibt.