MOMENTE: Radunfälle in der Stadt Essen

 Die Überschrift sagt schon einiges aus. Wer die Tageszeitung aufschlägt oder auf örtlichen Internetseiten surft, hat in den letzten Wochen und Monaten häufiger von (tödlichen) Radunfällen in der Stadt Essen gelesen. Die Art und Weise der Berichterstattung sei dabei manchmal dahin gestellt und soll hier jetzt auch keine Rolle spielen.

 Ganz allein die Häufigkeit der Verkehrsunfälle mit Radbeteiligung ist momentan erschreckend wie ich finde. Zumindest kommt es mir so vor. Doch wie kommt es zu solch einer Vielzahl von Unfällen, was sind die Gründe?

 Das ist nicht leicht zu beantworten. Einer der häufigsten Ursachen solcher Unfälle sind Rechtsabbiegemanöver von Auto- und LKW-Fahrern. Die Fahrradfahrer werden da häufig schlicht und einfach vom übrigen Verkehr übersehen. Das ist nicht nur hier in der Stadt Essen der Fall, sondern so ziemlich überall in ganz Deutschland. Und trotzdem das Problem bekannt ist, wird verkehrstechnisch nicht all zu viel dagegen getan. Das ist die traurige Gewissheit. Als Grund werden oft fehlende finanzielle Mittel angegeben.

 Doch bauliche Maßnahmen an größeren Kreuzungen oder Engstellen könnten schon eine Menge bewirken. Dazu müsste man nur einmal über den Tellerrand schauen, also z.B. mal wieder in unser Nachbarland Niederlande, um praktikable Lösungen zu finden, die auch hier umsetzbar wären. Und das nicht nur um sichere Radwege zu gestalten, sondern gleichzeitig um noch mehr Lebensqualität in die Stadt zu bringen! Also praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Hier mal exemplarisch zwei Beispiele. Würdet ihr euch so nicht auch sicherer mit dem Rad durch die Stadt bewegen?

https://bicycledutch.wordpress.com/2014/08/21/cycle-route-update-its-all-in-the-details/

https://bicycledutch.wordpress.com/2016/10/11/utrecht-reclaims-ever-more-space-for-people/

 Deutschland ist Autoland. Radfahren ist für die meisten Menschen Freizeitvergnügen und noch nicht richtig im normalen Alltag angekommen. Das aber gerade dort im Straßenverkehr definitiv auch das Fahrrad seine Daseinsberechtigung hat ist vielen Autofahrern ein Dorn im Auge. Fahrradfahrer werden nur als Hindernisse im Verkehr wahrgenommen. Dementsprechend gibt es leider oft ein aggressives Verhalten und Rowdytum gegenüber den Radlern.  Die Resultate aus solchem „Fehlverhalten“ kann man dann in der Zeitung nachlesen.

 Es gibt in Essen zwar Ansätze wie zum Beispiel die Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrräder. Hauptsächlich um das Hauptroutennetz zu vervollständigen oder zu ergänzen. Aber verhindert das auch Unfälle? Bei mir stellt sich jedesmal ein mulmiges Gefühl ein wenn ich „verkehrt herum“ in eine Einbahnstraße fahre, obwohl es für mich als Fahrradfahrer erlaubt ist. Auch wenn die Öffnung von den meisten Initiativen befürwortet wird, es einige sehr stichhaltige Argumente gibt und dies ja auch richtig ist!

 Trotzdem sind im Grunde weitere Unfälle auf den Straßen dieser Stadt vorprogrammiert. Wer einmal selber mit dem Fahrrad versucht hat in Essen von A nach B zu kommen, weiß wovon ich schreibe. Ein selbst auferlegtes Ausgabenprogramm für eine bessere Radinfrastruktur – wenn man das so nennen kann – ist in meinen Augen nicht mal der Tropfen auf dem heißen Stein. Rund 500.000 EUR sind eigentlich zumindest für 2016 vorgesehen. Interessant wäre, ob dieser Betrag auch wirklich im vollem Umfang für das ausgegeben wird, wofür er gedacht war. Man erinnere sich an das Stadion Hafenstraße…

Hier einmal der Link zu den selbst auferlegten Maßnahmen für das Jahr 2016:

https://www.essen.de/meldungen/pressemeldung_988516.de.html

 In Hamburg zum Beispiel wird gerade richtig Geld in die Hand genommen. Dort soll bis 2029 der Radverkehrsanteil auch auf 25% erhöht werden. Dafür braucht es aber ebenfalls eine bessere und vor allem sichere Infrastruktur. Und so wird allen Anschein nach eine Summe von rund 29 Millionen Euro allein bis Ende 2018 investiert! So der Senat der Hansestadt!

http://hamburgize.blogspot.de/2016/10/hamburg-senat-will-29-millionen-euro.html

 Einer Stadt wie Essen, die den Radverkehrsanteil eigentlich in die Höhe treiben möchte, dafür aber viel zu wenig Einsatz zeigt, ist nur schwer zu helfen. Wenn man sich die selbst vorgenommenen Ziele der Stadt mal vor die Brust nimmt, dann bemerkt man schnell, das sich nur wenig im laufenden Jahr getan hat. Ein paar Pinselstriche für Schutzstreifen und ein paar neue Schilder reichen einfach nicht aus um sicheres Radfahren zu ermöglichen. Und vor allem nicht um mehr Menschen zum Radfahren zu animieren. Das ist eine Illusion!

 Der Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ halte ich im Grunde zwar für eine echte Chance, gerade um sicheres und attraktives Radfahren den Menschen schmackhaft zu machen. So wird es auch selbst von der Stadt nach außen transportiert, aber vieles könnte auch nur Augenwischerei sein. Und somit ist es durchaus möglich diese Chance wieder zu verpassen. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Leider.

Bei der Stadt Essen war leider niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

WEITERE LINKS ZU DEM THEMA

http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11562/3451183

http://www.derwesten.de/staedte/essen/53-jaehrige-erliegt-verletzungen-nach-fahrradunfall-in-essen-id12162484.html

http://mobilitaetwerkstadt.de/100-fahrradstrassen/

http://velocityruhr.net/blog/2016/02/26/essener-bauprogramm-im-radverkehr-kleine-lichtblicke-fuer-die-gruene-hauptstadt-europas/#11/51.4472/7.0172

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