Ich habe es ja bereits angekündigt euch über meinen Findungsprozess für das neue Bike zu berichten. Was, schon wieder ein neues Bike? Ja, ihr habt recht. Die Formel für die Anzahl der Fahrräder die „Mann“ besitzen muss ( n+1) kommt bei mir also durchaus zum Tragen. „Mann“ braucht so etwas. Für jede Lebenslage das passende Rad. Auch ich konnte mich davor nicht verschliessen. Der Traum vom Cross-/Gravelbike schwelte schon etwas länger durch meinen Kopf.
An sich hatte ich ja gar nicht vor ein neues Fahrrad anzuschaffen. Schließlich hatte ich mir ja bekanntlich zu Beginn des Jahres erst ein außerordentlich gutes, Trekking-Bike von ROSE angeschafft. Damit bin ich auch absolut hochzufrieden. Es läuft perfekt und macht auf allen Touren riesigen Spaß damit zu fahren. Lange Rad-Tage sind damit kein Problem und sind reinstes Vergnügen.
Doch nach ein paar Monaten kam es mir so vor als ob etwas fehlte. Nämlich ein Rad als fast reines Sportgerät, ein flinker Wiesel fürs Tempo machen und intensivsten Verausgabens. Hört sich nach Rennrad an, doch das kam für mich nicht in Frage, da ich doch gerne mal Schotter- und Waldwege mitnehme. Und so kam mir die Rad-Gattung der Cross- und Gravelbikes in den Sinn.
Zuerst war mir der Unterschied nicht so ganz klar, die Grenzen verschwimmen doch sehr. Je nach Marketingabteilung der einzelnen Hersteller. Jedenfalls las ich mich erst einmal in das Thema ein. Gravelbikes können komfortabler in der Sitzhaltung sein oder bieten sich auch für Radreisen und sogar auch für die Stadt an. Die Reifenbreite ist meist wesentlich höher gewählt als beim typischen Rennrad. Nur um das mal so kurz zu umreißen. Der Crosser kommt dem Rennrad sehr nahe, galt und gilt es oftmals als Rennrad für den Herbst und Winter, wenn es mal matschig und feucht wird.
Also wo wollte ich hin, welchen Weg wollte ich einschlagen. Darüber musste ich mir zunächst klar werden. Auf der diesjährigen EUROBIKE hatte ich die Chance mir einige tolle Räder aus diesen Rad-Gattungen anzuschauen. Das Thema scheint im allgemeinen groß im Kommen zu sein. Mir schwebte zumindest ein leichtes Bike vor, relativ gesehen. Doch viele Gravelbikes gehen an die 12 oder 13 kg, ich wollte weniger. Zwischen 10 und 11 kg sollte es höchsten sein. Gewicht war also schon ein wichtigeres Kriterium für mich.
Ein weiteres war einfach der sportliche Charakter des Bikes. Ich habe ganz einfach Bock auch auf mal schnelle Runden im Trainingsmodus. Und auch mal auf Matsch, Schlamm, Schotter und Feldwege. Zwar durchaus gerne mal längere Touren und hin und wieder City-Feeling, dabei nicht unbedingt mit Gepäck, doch vordergründig recht sportiv. Somit kam der Crosser eher in Betracht. Doch meine Bedingung war, das ich eher eine leicht komfortable Sitzhaltung haben wollte. Geht das überhaupt?
Das URBAM Gravelbike! Foto: URBAM BAMBOO BIKES
Mit dem URBAM Gravelbike hatte ich schon arg geliebäugelt. Nach meiner kurzen Testrunde in Düsseldorf hatte ich mich schon ein bisschen verliebt in dieses Bike aus Bambus. Persönliche Wünsche werden bei dieser kleinen Manufaktur groß geschrieben. Ob Schaltung oder Lenker, es gibt viele Optionen. Ein riesengroßer Vorteil und eine feine Sache. Doch trotz des robusten Rahmens und der natürlichen Federung des Bambusses sehe ich dieses Bike unterm Strich eher als so eine Art „Flanier- und Spaß“-Rad ohne das abwertend klingen lassen zu wollen. Es ist ein wirklich tolles Bike mit einer guten Geometrie und gutmütigen Verhaltens. Doch es fehlte mir einfach der rassige Sport-Charakter. Zwar hätte ich liebend gerne auch dieses Rad in meiner Garage, aber mein momentanes Ansinnen liegt wohl eher in einem anderen Bereich. Deshalb muss dieses Rad noch etwas warten
Das Cannondale CAADX 105 SE wäre keine schlechte Wahl! Foto: Cannondale
Bei einem ausgesprochen kompetenten Cannondale-Händler aus Bottrop fühlte ich mich ebenfalls sehr gut aufgehoben. Das CAADX 105 SE hatte es mir angetan. Der Tipp eines Arbeitskollegen war goldrichtig. Die Shimano 105er-Gruppe arbeitet bekanntlich zuverlässig, die Geometrie des Rahmens entspricht meinen Wünschen. Und das Fahrverhalten? Nach ausführlicher Beratung und Begutachtung war klar, ein 51er Rahmen wäre die optimale Wahl. Und schon konnte ich das auch vor Ort ausprobieren. Der Lenker wurde ebenfalls so gut wie gerade in dem Moment möglich für mich eingestellt. Er war etwas zu schmal für mich, wie ich fand. Das wäre aber kein Problem dies zu ändern. Ok, prima, das hörte sich gut an. Das Rad an sich empfand ich als sehr agil und wendig, aber auch eine klitzekleine Spur nervös. Trotzdem ein sehr ansprechendes, durchaus sportliches Verhalten. Viele durchdachte Details für Anbaumöglichkeiten machten dieses Bike für mich sehr interessant. Was mir nicht so gut gefiel waren die außenverlegten Züge und die mechanischen Scheibenbremsen. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt liest man immer über Vor- und Nachteile. Da ist eine Entscheidung manchmal schwierig. Doch mit kleinen Kompromissen sollte ich klarkommen. Und so hatte ich mich tatsächlich schon direkt hinterher und nach ein paar weiteren Tagen des Überlegens schon so gut wie festgelegt. Das Cannondale sollte es sein. Es schlug weitere Kandidaten wie von STEVENS, CANYON, VSF FAHRRADMANUFAKTUR, CUBE , BMC oder BULLS. Doch es sollte tatsächlich noch anders kommen.
Eher mehr oder weniger durch Zufall, wer hätte das gedacht, bin ich mit Schwiegervater bei ROSE gelandet, da er auf der Suche nach einem E-Bike war. Während wir so an einem Samstag Mittag auf einen Verkäufer warteten, da konnte ich mich ja mal so lange bei den Crossern umschauen. Eigentlich kamen mir die Modelle zu Hause bei studieren am PC nicht so entgegen wie ich fand. Preislich zwar attraktiv, aber irgendwie fehlte mir was. Vielleicht auch einfach nur das gewisse Etwas. Bis ich die Crosser dann live vor Ort sah. „Oh, oh, oh“, ging es mir durch den Kopf.
Nachdem Schwiegervater dann beraten worden war, musste der Verkäufer für mich herhalten. Und nachdem ich dann auf die passende Rahmengröße gesetzt worden war, ging ein „Uiiii“ durch meinen Kopf. Kleine Veränderungen am Lenker würden mich perfekt dahin bringen, wo ich mit der Sitzhaltung hin wollte. Die Schaltung konnte auch angepasst werden so das ich auch für den Bergeinsatz gewappnet wäre. Dabei käme dann schon die Shimano Ultegra-Gruppe fast komplett zum Einsatz. Für einen Preis, der ähnlich des Cannondales wäre. „Hmmmmmmm…“, überlegte ich, „dazu noch schön innenverlegte Züge und hydraulische Scheibenbremsen!“
Entscheidung gefallen, dies ist mein Objekt der Begierde! Foto: ROSE
Das musste ich erst einmal sacken lassen. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Im Grunde sind es für mich minimale Unterschiede zwischen dem ROSE und dem Cannondale. Wofür also entscheiden? Puuh, gar nicht einfach wenn man sich eigentlich schon festgelegt hatte. Und doch habe ich mich tatsächlich für ein weiteres ROSE-Bike entschieden. Wegen kleinen Nuancen. Innenverlegte Züge wirken auf mich einfach optisch aufgeräumter, Ultegra-Komponenten reizen mich doch ein wenig, dazu noch ein gutes Kilogramm weniger auf der Waage (9,3 kg) und gefühlt einen Ticken angenehmere Sitzposition. Auch wenn mir vielleicht jetzt einer den Scheibenwischer zeigt, ich fühle mich wohl bei der Entscheidung und ich denke das es nach dem ganzen Suchen das richtige Bike ist! Für mich zugeschnitten, meinen Bedürfnissen folgend und dabei einem guten Gefühl im Bauch. Muss es nicht auch so sein?
Es wird meine Ansprüche erfüllen, davon bin ich überzeugt. Es scheint die richtige Mischung aus „Sportlich“ und „Komfortabel“ zu haben. Das ist es was ich wollte. Jetzt heißt es noch ein wenig warten, allzulange sollte es nicht mehr dauern bis ich den Crosser in Empfang nehmen darf. Ich freue mich sehr und hoffe euch dann bald ein wenig mehr zu dem Bike berichten zu können.