MOMENTE: Der Radschnellweg Ruhr RS1 in Essen kurz vorm Aus!

Um ehrlich zu sein musste ich mir sehr gut überlegen was ich hier nun schreibe. Denn gestern erhielt ich die Information zum vorraussichtlichen Bauvorhaben im bereits bekannten Elting-Viertel der Stadt Essen. Dort wo schon Ende Januar für einen zügigen Weiterbau des Radschnellwegs und Erhalt des dortigen Bahndammes zur Nutzung als RS1 kräftig demonstriert wurde. Wie es vorsichtig schien sogar mit Teil-Erfolg. Vor kurzem nun präsentierten unsere sogenannten Stadt-Oberhäupter drei mögliche Versionen einer Bebauung des Viertels. Von den Fahrradverbänden ADFC und EFI wurden sie allesamt kritisch beäugt, doch mit der ersten Version hätte man sich vielleicht noch anfreunden können, doch anscheinend strebt unsere Stadtspitze nach Höherem um sich ein Denkmal zu setzen. In der dritten Version nämlich soll der Radschnellweg  – und jetzt besser hinsetzen – DURCH die Häuser führen. Schon auf den Schaubildern ist deutlich zu erkennen wo im Viertel neue „Angsträume“ entstehen werden. Architektonische Schönheit oder Grössenwahn? Wohl eher Letzteres. Denn Investoren gibt es wohl noch nicht (offiziell).  Und nun stellten mit einer abgekarterten Dreistigkeit die CDU-Fraktion Essen und SPD Essen gemeinsamen einen (Eil-)Antrag, der diese Version aufs äußerste befürwortet! Der dazu höchstwahrscheinlich ohne irgend eine Form von Beratung durchgewunken wird und ganz nebenbei wird der Bahndamm in diesem Antrag sogar komplett entfernt! Im Grunde ist das das Aus auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte für den Radschnellweg RS1 in dieser Stadt! Hier wird vor vollendete Tatsachen gestellt! Hier einmal der konkrete Antrag im Wortlaut:

„Die Fraktionen von SPD und CDU beantragen, der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung beschließt:

Die Verwaltung wird beauftragt, die städtebaulich weitestgehende Variante prioritär zu verfolgen, bei der der komplette Wegfall des ehemaligen Bahndamms realisiert wird.

Begründung:
Aus den vorgelegten Varianten der Machbarkeitsstudien geht hervor, dass sich die Möglichkeit bietet, den Radschnellweg in einer Symbiose zu einem städtebaulichen und verkehrlichen Highlight des gesamten Ruhrgebietes zu entwickeln, mit dem Fokus auf die Integration von Städtebau und Radverkehr. Mit dem Bau des RS1 soll das städtebauliche Zusammenwachsen von Eltingviertel und Innenstadt sowie die sozialräumliche Entwicklung der angrenzenden Quartiere einhergehen. Dies kann nur gelingen, wenn der bestehende Bahndamm vollständig zurückgebaut wird. Das etwa 4,0 ha große Areal bietet zwischen Viehofer Platz im Süden, der Gladbecker Straße im Westen, der Blumenfeldstraße und Kleine Stoppenberger Straße im Norden und der Schützenbahn im Westen hervorragendes Potenzial zur Quartiersentwicklung. Neben der Schaffung des Radschnellweges kann hier auch Wohnraum in sehr zentraler Lage in Essen geschaffen werden. Das Beispiel des weggefallenen Bahndammes im Univiertel hat gezeigt, wie die Innenstadt und die Universität zusammengewachsen sind. So sollen auch hier die Essener Innenstadt und das Eltingviertel zusammenwachsen. Dennoch muss das Ziel eine Abwägung zwischen einem planerischen Kostennutzenfaktor auf der einen Seite und die Radfahrerfreundlichkeit auf der anderen Seite sein. Die Verwaltung muss zusammen mit dem Land eine optimale Lösung für den Radverkehr und das Eltingviertel finden.“

Der letzte Satz ist in meinen Augen purer Hohn! Für mich sind dies nur Worthülsen. Denn die Stadt Essen macht definitiv nichts für den RS1, sondern torpediert sämtliche Bemühungen für dieses Leuchtturmprojekt. Sich selber dieses Wort auf die Fahnen zu schreiben und damit sogar in der Bewerbung zur Grünen Hauptstadt Europas zu prahlen um diesen Titel zu gewinnen ist ein starkes Stück. Im Grunde gibt es ja, wenn man es richtig nimmt, den RS1 auch noch nicht wirklich von Essen bis zur Grenze Mülheim. Bis dahin verläuft ja „nur“ ein Radweg auf der ehemaligen Trasse der Rheinischen Bahn! Und dort ist kein Radschnellweg-Niveau wie aus der Machbarkeits-Studie zu erkennen! Aber Hauptsache die Stadt Essen ist bei der Nennung des RS1 mit dabei…

Wie bereits von vielen befürchtet, waren die Worte zu mehr Transparenz in der Zusammenarbeit mit den Fahrrad-Verbänden nur ein Ablenkungsmanöver. Vielmehr macht es den Anschein das dies ganz gezielt so gehandhabt wurde wie es jetzt läuft. Interessant wird es sein wenn Namen fallen sollten und wer von der Verzögerung profitieren wird! Eigeninteresse oder Interessen weniger Einzelner spielen eine größere Rolle als die der Bürger der Stadt Essen. Die Lobby für Fahrradfahrer ist gering, der Wille zu gezielter Umsetzung an Fahrrad-Infrastruktur tendiert gegen null. Der Radverkehrsanteil wird so noch auf viele weitere Jahre im schwachen einzahligen Prozentbereich liegen! Da können ein paar Pinselstriche auf der Fahrbahn und Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer auch nicht drüber hinwegtäuschen. Augenwischerei nennt man das.

Es wird daraus hinauslaufen das wieder demonstriert wird! Die Fronten verhärten sich, eine neue Eskalationstufe könnte erreicht werden. In diversen Foren und Gruppen kippt bereits die Stimmung. Hier wird deutlich wie sehr sich die Menschen hintergangen fühlen. Vor kurzem hat NRW-Umweltminister Remmel noch an die Stadt appelliert den Radschnellweg zügig voranzutreiben und eine einvernehmliche Lösung für das Elting-Viertel zu finden, denn der RS1 wird JETZT gebraucht! Nur der verklärte der Blick der Stadt-Spitze hat das immer noch nicht wahrgenommen und wird es wohl auch nicht mehr.

Somit ist für mich persönlich auch die Entscheidung abgenommen worden wen und welche Partei(en) ich NICHT bei der nächsten Wahl unterstützen werde. Wahrscheinlich aber nun auch bei einigen anderen.

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