Letztes Jahr um diese Zeit dachte ich noch: "Ach, die Elternzeit mache ich mir richtig nett. Morgens im Cafe frühstücken, spazierengehen, mit meinem Baby kuscheln...." Heute weiss ich: es waren definitiv die Hormone plus eine recht naive Vorstellung davon, wie Elternzeit wohl ist. Denn in Wahrheit ist meine To-Do-Liste derzeit länger als während der gesamten letzten drei Jahre und ich fühle mich manchmal wie ein Jongleur im Zirkuszelt. Abendessen kochen, nebenher das Baby bespaßen und stets aufpassen, dass es nicht beschliesst am 200 Grad heißen Backofen zu lecken, nebenher per Whats App zumindest grob den Kontakt zu Freunden halten, E-Mails beantworten und und und. Wie viel Arbeit können 75 cm Mensch machen? Es ist unglaublich. Mein Tag beginnt um 8 Uhr und müsste eigentlich 40 Stunden haben. Während der Elternzeit organisiere ich unseren Haushalt und Familienleben komplett allein, Arzttermine, Krabbelgruppe, Friseur und Kosmetik für mich, einkaufen, Haus putzen, jeden Tag den Boden wischen, weil der kleine Mann das Schwarzbrot mit Frischkäse am liebsten auf dem Parkett sieht, die Wäscheberge sind unendlich (da muss was faul sein...), die vor drei Wochen gekauften Pflanzen endlich einpflanzen, den defekten Geschirrspüler bei der Hausverwaltung melden, Geburtstagsgeschenke für drei Geburtstagskinder organisieren, die neue Bluse zurückgeben, die nach der ersten Wäsche bauchfrei geworden ist und jetzt ist gestern Abend auch noch das Babyphone kaputt gegangen, zum zweiten Mal.... Ich könnte die Liste ewig so weiter führen. Zwar bin ich gerne beschäftigt und mag das Gefühl am Abend tagsüber etwas geschafft zu haben, aber mit Baby rund um die Uhr dabei geht alles irgendwie langsamer und ich schaffe vielleicht 1/3 von dem, was ich mir täglich vornehme.Manchmal frage ich mich wie wir das gemacht haben, als mein Mann und ich noch alleine waren und beide Vollzeit gearbeitet haben, andererseits ist es natürlich auch keine Kunst die Küche sauber zu halten, wenn man die Hälfte der Woche auswärts isst...Ich muss zugeben, bevor ich ein Kind hatte gehörte ich auch zu jenen Leuten, die denken als Mutter und Hausfrau liegt man mit der aktuellen "Brigitte" auf dem Sofa und ab und an hängt man eben mal Wäsche auf. Aber wie so vieles änderte sich auch dieses Bild, sobald ich es selbst erlebte. Geht euch das auch so? Langeweile während der Elternzeit ist bei mir bislang zumindest nicht eine Minute aufgekommen.