Nein, meine werten Leserinnen und Leser, ich bin nicht übermäßig liebes-, zugneigungs- und harmoniebedürftig; ich bin nur mit einem Übermaß emotionaler Ressourcen auf die Welt gekommen. Dachte ich früher immer, mich ein wenig jämmerlich an diverse Menschen heranzufreundschaften, hat jetzt eine eingehende mollypsychologische Untersuchung ergeben, dass der Hase genau anders herum hoppelt: Ich will nicht gemocht werden, sondern mögen!
Woran das liegt ist einfach zu erklären, wenn man sich die Welt anschaut. Es herrscht ein großes Freundlichkeitsdefizit und allerorts sehnen sich die Menschen nach Liebe und emotionaler Geborgenheit. Nun: hier bin ich!
Vor vielen Jahren als DIE Lösung geboren worden bin ich eine Art weiterentwickelter Mensch. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Ich verfüge über die Fähigkeiten und Eigenschaften einer ganz neuen Unterart Mensch, des Homo Emotionales.
Was bedeutet das?
Das bedeutet a), dass ich in der Regel erstmal jeden mag. Offenkundige Nazis und Konsorten selbstredend ausgeschlossen.
Das bedeutet b), dass ich in der Lage bin, jemanden, der freundlich ist, binnen kürzester Zeit noch mehr zu mögen.
C) bin ich in der Lage – und aufgepasst, das ist jetzt kniffelig! – auch zu SAGEN, wenn ich jemanden mag! Ja, so richtig tatsächlich mit ausprechen und so. Kein „Aber merkst Du das denn nicht, wenn ich dies und das mach?“, kein „Ja dann musst Du mal zwischen den Zeilen lesen!“, kein „Jaja, ist ja schon gut!“.
Nein, ich kann dank eines völlig neuartigen Organs, für das millionen von Evolutionsjahren nötig waren SAGEN: „Ich mag Dich!“
Ich weiß, das ist jetzt harter Tobak. Viele von Euch werden jetzt sicher verständnislos den Kopf schütteln und etwas von „Mutant“ nuscheln; Wissenschaftler werden ihre Bleistifte spitzen und Brillen zurechtrücken (oder wahlweise ihre fiesen technischen Folterinstrumente hochladen, um mich lebendigen Leibes zu sezieren). Und einige von Euch werden vielleicht ihr Kullertränchen abwischen und schluchzen: „Ich *schluchz* bin *schluchz* nicht *schluchz* allein*!“
Das Ganze wäre jetzt allerdings zu schön um wahr zu sein: Auf der einen Seite ein so großes Liebesdefizit auf der Welt, auf der anderen Seite ich, die ich bereit bin, diese Lücke zu füllen, die Sache muss doch einen Haken haben!?
Und richtig, guckt mal, da isser schon: Keiner will von mir gemocht werden!
Nein, Quatsch, das ist natürlich nicht wahr. Dennoch übersteigen meine Sympathien definitiv die Anzahl bereitwilliger Sympathieträger. Warum?
Viele Menschen WOLLEN NICHT MAL, dass man ihnen sagt, dass man sie mag. Ist denen unangenehm, peinlich.
Andere wiederum gehen auf Abstand, sobald sie merken, dass sie ernsthaft und aufrichtig gemocht werden.
Und wieder andere benehmen sich so, dass um Himmels Willen niemand auf die Idee kommen soll, sie zu mögen.
Und da stehe ich nun und weiß nicht wohin mit meiner ganzen freundlichen Zuneigung.
Also tue ich das, was jeder vernünftige Mensch meiner Generation tun würde: Ich stelle meine überflüssige Zuneigung ins Internet!
Also, liebe Leute, Ihr braucht nicht schüchtern zu sein: Einfach einen Kommentar schreiben und Euch ein freundliches, offenes „Molly mag Dich!“ abholen, ist genug für alle da!
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