Moerbisch und Harald Serafin: Zum Abschied nur Freudentränen!

Von Verdin @verdinguenter


 Günter Verdin
Die Operette ist ein Kunstgebilde ohne Realitatsanspruch: auf die Wirkung kommt es an, nicht auf den Inhalt, der ja in den meisten Fällen vor Unlogik, Klischees und Vorurteilen , etwa von der "Zigeunerromantik", nur so strotzt. Dennoch darf man erwarten, dass sich an einem Tag, wo neun Bergsteiger am Montblanc tödlich verunglücken, sich jedes Wortspiel mit dem Bergnamen verbietet. Bei der "Fledermaus"-Premiere in Moerbisch am Donnerstag blödelte man dennoch Französisch radebrechend auch den Montblanc herbei; das ist zumindest unsensibel, oberflächlich auf jeden Fall. Glücklich ist , wer vergisst.... Es gibt wohl keine Operette , die sich  für die Cinemascope-Bühne  in Moerbisch weniger eignet als die "Fledermaus" von Johann Strauß , die ja vorwiegend in Innenräumen  spielt. Regisseur Helmuth Lohner schummelt sich gekonnt über die mangelnde Intimität der Riesenbühne hinweg, indem er die Handlung im Hause Eisenstein auf ein kleineres und im Salon des Prinzen Orlofsky auf ein riesiges Steh-Sitz-und Liege-Sofa verlegt. Dem Fernsehregisseur Hannes Rossacher gelingt es ebenso spielend, durch viele Nahaufnahmen sozusagen den optischen Kammerton zu vermitteln, der für das heikle Thema Ehebruch angebracht ist. Die ORF-Übertragung der "Fledermaus" war auch tontechnisch eine Meisterleistung. Da mit dieser Premiere die zwanzig Jahre währende, überaus erfolgreiche Aera des Intendanten Harald Serafin zu Ende ging, wiederholte ORF 2 zu mitternächtlicher Stunde das bereits anlaesslich des 80. Geburtstages im Vorjahr produzierte, von Andrea Heinrich und Michel Maly sehr einfühlsam gestaltete Porträt "Vorhang auf für Harald Serafin". In diesen an Erfolgen, aber auch Demütigungen reichen Leben, war keineswegs alles Operette. Umso bewundernswerter ist der hoffentlich nie versiegende Optimismus des 
" Goldgräbers vom Neusiedlersee" oder "Mr. Wunderbar" : zum Abschied aus Moerbisch also nur Freudentränen!