Modetrend Pelzbesatz – Warum uns Echtpelz nicht selten als Kunstfell verkauft wird.

Von Cordula

Heutzutage ist der Pelzkragen an Kapuzen und Co. aus der Wintermode fast nicht mehr wegzudenken. Egal wo man hinblickt, fast jeder trägt es. Und manchmal denkt man vielleicht der flauschige Modetrend sei nichts weiter als unschuldig. Schließlich handelt es sich bei den Pelzkragen der heutigen Wintermode doch um nichts weiter als Kunstpelz. Oder?
Stimmt das wirklich?
Oder wird uns nicht vielleicht echtes Tierfell als Kunstpelz verkauft? Und das was wir da in Wirklichkeit Kuschelig-Warmes tragen war einmal ein fühlendes und lebendiges Lebewesen?

Kleidung mit Pelz ist voll im Trend.

Wie bereits erwähnt, Kleidung mit Pelzkragen boomt. Fast keine Kollektion kommt heutzutage ohne den Pelzbesatz an Kapuzen und Co. noch aus. Es sieht ja schließlich auch flauschig aus. Schön kuschelig, warm haltend. In den kalten Herbst- und Wintermonaten genau das Richtige.
Daher ist es ein regelrechter Modetrend geworden. Und das untermauern auch diverse Zahlen. Zwischen  2005 und 2015 beispielsweise haben sich die Umsätze der europäischen Pelzbranche fast verdoppelt: Knapp sieben Milliarden US-Dollar setzte sie nach Angaben des europäischen Pelzverbands Fur Europe 2015 durch den Pelzverkauf um. 2005 waren es noch 3,6 Milliarden. Die Einnahmen in Deutschland sind seit den 1990ern ungefähr konstant und liegen bei etwa einer Milliarde Euro.
Und obwohl Zahlen zu bestätigen scheinen, dass genau dieser Trend gewünscht ist, äußern sich viele Verbraucher in gezielten Umfragen ganz anders. Nämlich, dass sie Pelz ablehnen. Und damit auch das, was hinter der Produktion von Pelz steckt.

Doch wie passt das zusammen?

Nicht jeder Echtpelz wird vorschriftsmäßig deklariert

Eine Tücke des Modetrends ist, dass nicht alles was man für Kunstpelz an seiner Winterjacke oder seiner Mütze hält, es auch ist. Manches davon kann durchaus Echtpelz sein. Somit kann man als Verbraucher durchaus getäuscht werden. Denn eigentlich sind Hersteller nach einer EU-Verordnung dazu verpflichtet Echtfelle mit dem Hinweis: „Enthält nicht­textile Teile tierischen Ursprungs“ zu kennzeichnen.
Und dennoch entziehen sich manche Anbieter dieser Deklarierung, sodass Echttierfelle teilweise falsch oder gar nicht als solche deklariert werden.

Eine Täuschung am Kunden. Doch noch schlimmer, warum überhaupt noch Echtpelz?

Echtpelz ist oftmals billiger als Kunstpelz

Klingt makaber, oder? Ist aber so.
Wie bei vielem heutzutage, geht es auch hier um Profit.
Insbesondere Felle von Marderhunden werden sehr billig auf dem Markt angeboten. Vor allem in China werden Marderhunde massenhaft in Farmen gehalten und das oft unter unzumutbaren Bedingungen, die keiner seinem Haustier jemals aufbürden würde. In kleinen Drahtkäfigen fristen sie ihr Dasein, bevor sie vergast oder erschlagen werden.
Der Krux an der Sache: Der Pelz der Marderhunde ist oftmals günstiger als Kunstpelz.

Manche Pelze werden nicht nur gar nicht als solche gekennzeichnet, sondern teilweise sogar falsch deklariert. So zum Beispiel als Waschbär, statt als Marderhund. Denn Waschbär klingt einfach beser. Verbraucherfreundlicher, wenn man es so möchte.
Eine Studie aus dem Jahr 2016 zur Pelzkennzeichnung in Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass bei der Hälfte von 79 untersuchten Kleidungsstücken der Hinweis auf  tierischen Ursprung fehlte.

Kein Echtpelz ohne Tierleid

So sehr es auch in Mode sein mag, Echtpelz geht nie ohne Tierleid einher.

Es gibt keine humane Art Pelz zu beschaffen.

Tiere wie Marderhunde oder Füchse werden weltweit durch anale oder genitale Elektroschocks getötet. In China werden Marderhunde oftmals sogar erschlagen oder zu Tode getreten.

85 % aller Tiere, die ihres Pelzes wegen getötet werden, werden auf Pelzfarmen gefangen gehalten.

Dort werden sie dann in winzigen Drahtgitterkäfigen gefangen gehalten, wordurch viele der Tiere schwere Verhaltensstörungen entwickeln wie Kannibalismus oder sich unaufhörlich im Kreis zu drehen.

Auch Hunde, Katzen und Kaninchen werden ihres Pelzes wegen getötet.

Man möchte es kaum glauben, doch das Fell solcher Tiere, die wir hierzulande als Haustiere halten, landet nicht selten an Schlüsselanhängern oder als Besatz an Schuhen.
Circa eine Milliarde Kaninchen und zwei Millionen Hunde und Katzen landen daher jährlich als Pelzprodukt auf dem Markt. Da die Kennzeichnung oftmals intransparent ist, kann sich der Kunde nicht wirklich sicher sein welches Tier sich hinter seinem Pelz verbirgt.

Pelzfarmen in Europa sind nicht zwangsläufig besser als solche in China.

Insgesamt ist die Pelzindustrie keine Vorzeigeindustrie. Somit sind die Bedingungen für die Tiere in europäischen Pelzfarmen nicht automatisch besser als solche in Ländern wie China, nur weil der Herstellerprozess in Europa stattfindet.
In Finnland werden beispielsweise sogenannte „Monsterfüchse“ gezüchtet. Tiere, die viel zu groß sind und sogar gemästet werden um noch mehr Fell zu gewinnen.

Egal wie man es dreht oder wendet, Echtpelz geht, ähnlich wie Leder, Daunen, Wolle oder andere tierische Stoffe, nicht ohne Tierleid einher.

Die einfachste Lösung wäre es wohl, wenn man mit all den genannten Fakten nicht konform geht, auf Pelz zu verzichten.

Dennoch gibt es auch die Möglichkeit Kunstpelz von Echtpelz zu unterscheiden.

Echtpelz vs. Kunstpelz – wie man echtes Fell erkennt:

  • Haare von Echtpelz sind oftmals leicht beweglich. Wenn sie sich schon bei einem leichten Kufthauch bewegen, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um echten Pelz.
  • Wenn man die Haare auf volle Länge zieht, dann zeigt sich bei Kunstpelz meist die darunter befindliche gewebte Unterlage. Echtpelz hingegen wird immer mit der Tierhaut gewonnen.
  • Zieht man die Pelzhaare etwas auseinander und es zeigt sich eine feine Unterwolle, handelt es sich möglicherweise um echtes Tierfell.
  • Hilfreich kann auch der Lupen-Test sein. Denn unter einer Lupe zeigt sich bei Kunstpelz, dass die Haarspitzen oftmals stumpf sind, da sie geschnitten werden. Bei Echtpelz hingegen verlaufen die Haare gegen Ende meist spitz zu.
  • Auch hilfreich, der sogenannte Brenn-Test. Vorzugsweise anzuwenden bei bereits gekauften Stücken. Indem man ein paar Haare verbrennt lässt sich an Hand des Geruchs auf den Ursprung schließen. Ein synthetischer Geruch deutet auf Kunstpelz hin, wohingegen der Geruch von verbranntem Horn bzw. Haaren auf Echtpelz hinweist.

Selbst den Unterschied zwischen Kunstfell und echtem Pelz ausfindig zu machen ist eine Variante. Eine weitere Möglichkeit in Pelzfragen auf Nummer Sicher zu gehen bietet auch Fur Free Retailer.com. Das Portal liefert dem Verbraucher eine Auflistung solcher Kleidungshersteller, die auf Echtpelz verzichten.

Was ist eigentlich eure Meinung zum Thema Pelz?
Tragt ihr Pelz oder lehnt ihr es vielleicht auch vollkommen ab?

Fotos: Pexels.com