Jüngst hatt ich einen sonderbaren Traum:
Ich sah – und traute meinen Augen kaum –
Auf offnem Markt viel Leute köpflings stehn
Und statt auf Füßen auf den Händen gehn.
Sie keuchten laut, wie einer, der erstickt . . .
Verwundert rief ich: »Sind die denn verrückt?«
Den Ausruf hörte neben mir ein Mann;
Er sah mich seltsam-mitleidlächelnd an:
»Verrückt? – Sie kommen wohl aus weiten Fernen?
Das sind ja unsre Künstler, die modernen!«
»Wie? Künstler? – Aber sagen Sie mir nur:
Wozu denn diese tolle Unnatur?
Sie täten doch vernünftger, will mir scheinen,
Sie wandelten wie andre auf den Beinen?«
»Da haben Sie schon Recht. Nur – mit Vergunst –
Das wäre ja dann eben keine Kunst!«
So sprach der Fremdling ernsthaft. Da erwacht ich,
Und lange noch, des Traums gedenkend, lacht ich.
Die Betrachter – Gemälde von Georg Baselitz