Manchmal muss man auch auf bereits fahrende Züge springen.
Wie immer dann, wenn es gilt, eine neue Musikrichtung zu integrieren, reissen sich die Blog-Landschaften (hier sei vor allem der vorzügliche Artikel auf AUFTOUREN.DE erwähnt) und (Online-)Musikmagazine um den ersten Stein. Dieses Mal werfe ich fröhlich mit, in der Hoffnung dass dadurch das Hexenhaus nicht direkt wieder zum Einsturz gebracht wird.
"Witch House" oder auch "Witch Hop" oder "Drag" ist die Musik der Stunde, schießen doch Künstler obskurster Namen wie Fliegenpilze aus dem giftigen Boden und haben mit der entfernt verwandten Zola Jesus bereits einen ersten "Superstar" der Szene zu Wege gebracht, nun schickt sich unter anderem "Modern Witch" an, in deren Fußstapfen zu treten.
Eine gruselige Mischung aus frühem Lo-Fi-Gothic, kalten spartanischen Elektrobeats und seltsam verklärtem Gesang, der bei vielen dieser Songgespinste in den Hintergrund tritt. Einen "Hit" hat "Modern Witch" auch bereits, "Not The Only One" klingt nach Kellerdisco, Zwiellicht oder psychischem Rausch, allein die im Hintergrund verhallenden Stimmen sorgen für solch bedrohliche Kühle, dass einem angst und bange werden kann. "Light Speed" ist dann wiederum fast einem frühen minimalistischem Yello-Track entlehnt und "Can't Live In A Living Room" schlägt böse Haken und kommt schier um vor lauter Post-Punk-Zorn.
Spannend ist es schon, dieses erste "Disaro" genannte Album der Amerikaner, vor allem für die nebelverhangenen Herbstnachmittage oder den Sprung in schwarz-weiße Stadtschluchten.