Mobilität – nach oben oder nach unten?

Von Lesyi

Kürzlich hatten wir ein anregendes Gespräch beim Frühstückstisch: Es ging schlussendlich um die Frage, inwiefern „Coolness“* im Himmelreich positiv und förderlich ist, respektive Inwiefern es den Werten des Himmelreichs widerspricht ?
(„Coolness“ ist natürlich ein sehr vager Begriff. Ich meine damit Dinge wie äussere Attraktivität einer Person, Schönheit, Reichtum, Nähe zu Glamour, etc.).

Ich erinnerte mich im Anschluss an ein Gespräch, das ich vor längerer Zeit mit einem Verantwortlichen einer Trendgemeinde in Zürich hatte. Ich fragte, ob diese Gemeinde eventuell Interesse daran hätte, für ein bibelloses Volk zu beten (s. hier zu Wycliffe’s Gebetsinitiative). Ich erhielt negativen Bescheid; diese Gemeinde habe andere Prioritäten, sie sei halt — Zitat — „eine Gemeinde der Schönen und Reichen“. Ich dachte mir, das ist ja schön und gut, denn die Schönen und Guten sollen in der weltweiten Gemeinde ja auch ihren Platz haben, zweifelsohne. Und trotzdem hatte ich schon damals irgendwie Unbehagen angesichts dieser Bemerkung.

Beim genannten Gespräch am Frühstückstisch konnte ich nun formulieren, wo mein Unbehagen liegt. Es hängt damit zusammen, dass Gott, wie ich ihn verstehe, eine leichte (?) Präferenz für die Armen und Randständigen zu haben scheint — jedenfalls hielt sich Jesus auffällig häufig in solchen Kreisen auf. Und wieso sollte das so sein? — Ich könnte mir folgende Antwort vorstellen: Die „Mobilität nach unten“, sprich die freiwillige Identifikation mit den Armen etc. steht allen offen. Jeder und jede kann (mehr oder weniger) frei entscheiden, sich mit den Randständigen zu solidarisieren. Natürlich ist ein solcher Entscheid mit sozialen Folgen verbunden, aber grundsätzlich steht dieser Weg allen offen — im Gegensatz zur Mobilität nach oben, die gerade deshalb so attaktiv und teuer ist, weil sie nicht allen offen steht. Dass sich nun Gott mit Vorliebe dort „aufhält“, wo alle hinkönnen, wenn sie denn wollen, … das begeistert mich!

…und ist die Adventszeit nicht ein treffender Moment, um sich solche Gedanken zu machen…?!