Als Early Adopter für kontaktloses Bezahlen hat man es in Deutschland derzeit wirklich nicht leicht. Mobile Payments Lösungen wie MPass und auch die diversen Mobile Wallets der TelKos oder alternativ die kontaktlose Geldkarte der Sparkassen sind zwar angekündigt, werden aber frühestens ab 2012 verfügbar sein, weitere Verzögerungen nicht ausgeschlossen.
Damit bleiben dem potentiellen Early Adopter derzeit nur die wenigen Kreditkarten, die in Deutschland schon mit Kontaktlos-Technologie ausgegeben werden. Doch selbst mit diesen Karten, Miles & More und Payback lassen grüßen, musste man für den kontaktlosen Einsatz bis vor Kurzem entweder in Nord-Deutschland wohnen um eine Star-Tankstelle zu finden, oder gleich nach Großbritannien, Polen oder in die Türkei fliegen. Umso mehr freut es mich, dass mir diese Woche das erste Mal eine kontaktlose Akzeptanzstelle im alltäglichen Leben unterhalb des Weißwurst-Äquators begegnet ist – nämlich in einem Vapiano Restaurant. Ich war wirklich begeistert – der erste Einsatz für mich in Deutschland! Und auch das Personal war mit dem Terminal bestens vertraut, was bei der geringen Verbreitung auch keine Selbstverständlichkeit ist. Dieser erste Lichtblick zeigt, das Eichhörnchen ernährt sich zwar mühsam, aber die Kontaktlos-Technologie breitet sich langsam aber sicher in Deutschland aus – Douglas, Aral, Esso und Edeka sind schon in der Umstellung und weitere werden folgen.
Umso trauriger ist es, dass des Deutschen liebstes bargeldloses Bezahlinstrument, die Girocard, immer noch nicht auf den Weg Richtung kontaktlos gebracht worden ist. Hier besteht akuter Nachholbedarf, denn kontaktlos bedeutet nicht weniger sondern mehr Sicherheit – nicht nur an der Supermarktkasse sondern auch in einem Segment, wo dies noch viel dringender notwendig wäre – dem E-Commerce. Wohin die Reise geht, zeigen Intel und wieder mal MasterCard als Vorreiter in diesem Zukunftsmarkt. Mit der kontaktlosen Girocard – im ersten Schritt als Karte und im zweiten dann im Handy - könnten deutsche Banken nämlich auch den Weg freimachen für eine Welt ohne Sofortüberweisung – und dies wäre doch ganz im Sinne des Kunden, der Händler und sogar der Verbraucherschützer.
PS: Da die Begrifflichkeit in vielen Beiträgen, und von den Sparkassen selbst wohl auch bewusst verwischt wird – bei der derzeitig als “kontaklose Girocard” vermarkteten Karte handelt es sich um eine Karte bei der die wenig benutzte Geldkarten-Funktion mit weit weniger als 1 Prozent Marktanteil zwar kontaktlos ist, nicht aber die weitaus häufiger genutzte Debitkarten-Funktion, auf die ich mich hier beziehe, und die mit einem Marktanteil von über 30 Prozent die mit Abstand populärste Bezahlmethode nach dem Bargeld ist. Da drängt sich die Frage geradezu auf – will man hier etwa ein unpopuläres Verfahren mit Gewalt wiederbeleben und in den Markt drücken? Kundenorientierung geht sicher anders…