Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer

Aus aktuellem Anlass will ich an dieser Stelle, die Informationen zu Mobbing vervollständigen und auf einen Ratgeber und einige Links hinweisen.

Schon im März hatten wir in diesem Blog auf Mobbing hingewiesen und die Definition und die Häufigkeit von Mobbing (11% aller Beschäftigten) beschrieben.

In einer Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter dem Titel: Wenn aus Kollegen Feinde werden…., der Ratgeber zum Umgang mit Mobbing” werden Informationen darüber gegeben, wie man Mobbing erkennt, wer warum mobbt, was typische Mobbingfolgen sind und Handlunsgstrategien erklärt (diese lesenswerte Broschüre finden Sie im Downloadbereich dieses Blogs).

Als Mobbing bedeutet, dass jemand am Arbeitsplatz systematisch und über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert, benachteiligt und ausgegrenzt wird.

Es werden typische Phasen eines Mobbing-Prozesses beschrieben:

Phase 1: Ungelöster Konflikt

Ein Konflikt steht im Raum. Es kommt zu ersten Schuldzuweisungen und persönlichen Angriffen

Phase 2: Der Psychoterror beginnt

Der eigentliche Konflikt gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird zur Zielscheibe. Folgen: Verlust des Selbstwertgefühls, Isolation und Ausgrenzung

Phase 3 Arbeitsrechtliche Sanktionen

Die Sache eskaliert, die betroffene Person ist stark verunsichert, sie kann sich nicht mehr konzentrieren, macht Fehler und gilt zunehmend als “problematisch”- Folgen Arbeitsrechtliche Konsequenzen wie Abmahnung, Versetzung Androhung einer Kündigung

Phase 4: der Ausschluss

Das Ziel der Mobber ist erreicht: die betroffene Person, kündigt oder es wird ihr gekündigt, bzw. sie willigt in einen Auflösungsvertrag ein

“Die Wahl der Waffen” (ebenda) ist unendlich groß, letztlich richtet sie sich nach den Möglichkeiten, die die zum Mobbing entschlossene Person besitzt. Akzeptabel ist für den Mobber fast alles, was den anderen trifft. Unterschieden wird zwischen:

  • Mobbing auf der Arbeitsebene (sinnlose Tätigkeiten, Unterschlagen von Informationen, Manipulation von Arbeitsergebnissen usw.)
  • Mobbing auf der sozialen Ebene (wie Luft behandeln, demonstratives Schweigen, Verleumden, Anspielungen, kollektives Abwenden).

Risikogruppen für Mobbing sind: Frauen, Auszubildende, ältere Beschäftigte.

Dabei haben Menschen in sozialen Berufen ein dreimal so hohes Mobbing-Risiko und Menschen in Baken und Versicherungen ein doppelt so hohes Mobbing-Risiko wie der Durchschnitt.

Die Arbeitsorganisation

Stress und Angst am Arbeitsplatz machen Mobbing wahrscheinlicher. Dazu gehören nach der Broschüre:

  • eine mangelhafte Arbeitsgestaltung
  • ein autoritärer Führungsstil
  • fehlende Gesprächskultur

Dazu kommen eine angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, Ellenbogenmentalität in bestimmten Branchen., die die Bereitschaft von Jobbern erhöhen, sich unfaire Vorteile zu verschaffen. In “einigen Firmen gibt es sogar Mobbing, um Personal abzubauen.”

“Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer”

Mobbing führt zu massiven psychischen Problemen und verursacht häufig persönliche Tragödien. Gemoppte Mitarbeiter sind häufiger krank, weniger motiviert und weniger produktiv.

Zahlen belegen, dass 31 % aller Arbeitsunfähigkeiten in Zusammenhang mit psychischen “Fehlleistungen” stehen. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil davon durch Mobbing verursacht wird). Die “Kosten an direkten Aufwendungen für Krankheitsbehandlungen belaufen sich auf 11,1 Milliarden, die indirekten Kosten durch Produktionsausfall werden mit 13,4 Milliarden angegeben” (ebenda).

Handlungsstrategien für Betriebe

Gerade in Zeiten der Globalisierung, von immer größerer Arbeitsverdichtung und zahlreichen anderen Umwälzungen in Betrieben sind klare Strukturen und eindeutige Verantwortlichkeiten, eine gezielte Personalentwicklung und eine hohe Arbeitszufriedenheit wichtige Voraussetzungen gegen Mobbing.

“Dort, wo unter schlanker Produktion vor allem eine abgespeckte Organisationsentwicklung verstanden wird, wo Personal nur als Kostenfaktor betrachtet wird und nicht als das wichtigste Firmenkapital, wo das Zwischenmenschliche keine Rolle spielt, entstehen Ängste und Unsicherheiten, die in Aggressionen und Mobbing umschlagen können” (ebenda, S. 25).

Was können Betroffene tun ?

Oft ist es für Betroffene unmöglich, den Teufelskreis zu durchbrechen. Das liegt daran, dass Mobbing gerade darauf angelegt ist, direkte Auseinandersetzungen und fairen Umgang miteinander zu vermeiden.

Trotzdem sollten Betroffene gerade im Anfang einer solchen Entwicklung versuchen, klärende Gespräche zu führen, Konflikte anzusprechen und evt. so ein beginnendes Mobbing abzuwenden.

Der nächste Schritt sollte sein, beginnendes Mobbing öffentlich oder offensichtlich zu machen und Verbündete zu suchen. Jetzt ist auch das Gespräch mit Abteilungsleitern notwendig. Diese sollten Interesse am Arbeitsfrieden und der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter haben. Ist der Mobber der Vorgesetzte und eine Klärung nicht möglich, sollte die Geschäftsführung oder Personalleitung Interesse an einer Klärung haben. An dieser Stelle sollten sich Betroffene Unterstützung vom Betriebs- bzw. Personalrat holen.

Außerhalb des Betriebes sollten sich Betroffene frühzeitig die Unterstützung von Freunden, Partnern, der Familie und von Hausärzten suchen. Als weitere Hilfen sind Rechtsanwälte und Mobbingberatungsstellen mögliche Anlaufstellen.

Wenn die Arbeitsfähigkeit gefährdet ist und sich schwere Depressionen und Selbstwertzweifel einstellen, sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Durch eine ambulante oder stationäre Behandlung wie z.B. in unserer Abteilung für Psychosomatik bei München können Sie dafür sorgen, dass durch monatelanges Mobbing keine nachhaltigen Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit, des Selbstvertrauens und der Energie, sich auf andere Stellen zu bewerben, entstanden sind.

Dennoch muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass laut Mobbing-Report der BAuA in mehr als 50% der Fälle  erst eine Kündigung bzw. eine Auflösung des Arbeitsvertrages den Psychoterror am Arbeitsplatz beendet.

Deshalb ist es so wichtig, “verstärkt Prävention zu betreiben und durch vorbeugende Maßnahmen ein Betriebs- und Arbeitsklima zu schaffen, in dem Mobbing nicht gedeihen kann.” (ebenda, S 29)

 


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