Die Praxis des Orakelns ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. In unsicheren Zeiten Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten, ist eine weit verbreitete Methode, mit der Weisheitsnatur in Kontakt zu treten.
Ein Mo – wie das Orakel in Tibet genannt wird – kann von der spirituellen Praxis nicht getrennt gesehen werden. Speziell in der Mahayana-Tradition wird der höchste Nutzen für andere Lebewesen gelehrt. Dies wird durch das lebendige Vorbild eines Bodhisattvas, einem Wesen, das nach höchster Erleuchtung zum Wohle aller Wesen strebt, verkörpert. Verschiedenste Schriften besagen, dass ein Bodhisattva nicht zögern soll, jede mögliche Methode anzuwenden, die relativen und letztendlichen Nutzen für andere bringen kann.
Ein Bodhisattva, der mit der Orakelbefragung besonders stark verbunden ist, ist Manjushri – die Verkörperung der Buddha-Weisheit. Indem man sich mit Manjushri verbindet, stellt man einen Kanal zur innewohnenden Buddha-Weisheit her, die dann in den Antworten des Orakels zum Ausdruck kommt. Buddhas und Bodhisattvas sind mit der Kenntnis über Ursache und Wirkung ausgestattet und verfügen über eine überragende Einsicht in die letztendliche Realität. Ein Mo kann dann als eine Methode angesehen werden, durch die unerleuchtete Wesen, die aber auf die Buddhas und Bodhisattvas vertrauen, Hilfe und Beistand in misslichen Lagen des Alltags erhalten. Man kann durch ein Mo die vorhandene Situation klarer sehen bzw. die Ursachen eines gegebenen Zustandes und seinen Verlauf erkennen.
Am 31. Aug. 2014 überträgt der Lopon Ogyan Tanzin Rinpoche die Praxis des Mo-Orakels auf Manjushri und gibt entsprechende Erklärungen dazu. >read more