Miya Folick
„Premonitions“
(Terrible Records PS)
Es ist erstaunlich und ebenso erfreulich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich junge Künstlerinnen im Musikbusiness mittlerweile zu bewegen wissen, ohne es an Glamour und inhaltlicher Relevanz fehlen zu lassen, zwei Dingen, die sich vor Jahren noch kategorisch ausgeschlossen haben. Generierten sich zu früheren Zeiten weibliche Popstars eher als hübsch dekorierte Blaupausen, handwerklich solide talentiert, sonst aber eher harmlos bis nichtssagend, bringt die Emanzipation und die (leider schmerzliche, aber dringend notwendige) #metoo-Debatte eine neue, starke Generation des female rock und pop in die Studios, auf die Bühnen und generell in die öffentliche Wahrnehmung. Musikerinnen, die auf tradierte Erwartungen und Rollenbilder ebenso wenig geben wie auf gewohnte und nicht selten überholte Genregrenzen. Das mag für die angstgetriebene Unterhaltungsbranche schwerer kalkulierbar sein, für uns Zuhörer bringt es, ein Mindestmaß an Toleranz vorausgesetzt, einen erfreulichen Zugewinn. Neuestes Beispiel also Miya Folick, in Kalifornien aufgewachsene Songwriterin mit japanischen und russischen Wurzeln (ihre Eltern finden sich übrigens in Teilen auf dem Covershot). Zwei EP hat Folick seit 2015 aufgenommen und damit für Achtungserfolge gesorgt, in diesem Jahr hat sich die Entwicklung mit jeder weiteren Veröffentlichung noch einmal beschleunigt.
Für das nun erschienene Debütalbum nämlich drehte die Frau mit dem markanten Kurzhaarschnitt und dem grimmigen Blick nämlich nochmals an der Soundschraube. Auch wenn ihr Wiki-Profil noch Indiefolk/-rock vermerkt – in diesen Kategorien denkt Folick schon länger nicht mehr. Der Stilmix der Platte ist bemerkenswert vielfältig, Powerballaden wie „Stock Image“ wechseln mit poppigen Tanznummern („Stop Talking“), der Kontrast zwischen dem zarten Einstieg „Thingamajic“ und der überdrehten Nummer „Freak Out“ könnte größer kaum sein. Die beiden stärksten Stücke gibt’s im letzten Drittel: Auch wenn man mit solchen Vergleichen generell und in diesem Falle besonders vorsichtig sein sollte, so erinnert Folick in „Deadbody“ zumindest stimmlich an die frühe Sinead O’Connor. Thematisch ist der Song zwar schnell als „ihr Beitrag zu“ eingeordnet, selten klang das allerdings in letzter Zeit so aufwühlend und zornig wie hier. Und auch das darauffolgende „Baby Girl“ hat eine handliche Botschaft, wie Folick gerade der Seite The 405 sagte: „Ich denke, gerade wenn wir Leid und Schmerz erfahren haben, ist es um so wichtiger, auch wieder Spaß zu haben, unser eigenes Leben weiterleben zu können. Wir dürfen es von niemandem ruinieren lassen, nur weil er selbst Probleme hat. Es ist wichtig, sich den Menschen zuzuwenden, die wir lieben, und zu sagen: ‚OK, lasst uns jetzt etwas anderes machen, etwas Positives.‘“ Keine Frage, wenn das in der Geschwindigkeit so weitergeht, sind alle Warnungen berechtigt – Grund, sie aufzuhalten, gibt es dagegen keinen. https://miyafolick.com/
05.12. Berlin, Musik und Frieden
06.12. Hamburg, Häkken
09.12. Haldern, Haldern Pop Bar
10.12. Köln, Blue Shell
„Premonitions“
(Terrible Records PS)
Es ist erstaunlich und ebenso erfreulich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich junge Künstlerinnen im Musikbusiness mittlerweile zu bewegen wissen, ohne es an Glamour und inhaltlicher Relevanz fehlen zu lassen, zwei Dingen, die sich vor Jahren noch kategorisch ausgeschlossen haben. Generierten sich zu früheren Zeiten weibliche Popstars eher als hübsch dekorierte Blaupausen, handwerklich solide talentiert, sonst aber eher harmlos bis nichtssagend, bringt die Emanzipation und die (leider schmerzliche, aber dringend notwendige) #metoo-Debatte eine neue, starke Generation des female rock und pop in die Studios, auf die Bühnen und generell in die öffentliche Wahrnehmung. Musikerinnen, die auf tradierte Erwartungen und Rollenbilder ebenso wenig geben wie auf gewohnte und nicht selten überholte Genregrenzen. Das mag für die angstgetriebene Unterhaltungsbranche schwerer kalkulierbar sein, für uns Zuhörer bringt es, ein Mindestmaß an Toleranz vorausgesetzt, einen erfreulichen Zugewinn. Neuestes Beispiel also Miya Folick, in Kalifornien aufgewachsene Songwriterin mit japanischen und russischen Wurzeln (ihre Eltern finden sich übrigens in Teilen auf dem Covershot). Zwei EP hat Folick seit 2015 aufgenommen und damit für Achtungserfolge gesorgt, in diesem Jahr hat sich die Entwicklung mit jeder weiteren Veröffentlichung noch einmal beschleunigt.
Für das nun erschienene Debütalbum nämlich drehte die Frau mit dem markanten Kurzhaarschnitt und dem grimmigen Blick nämlich nochmals an der Soundschraube. Auch wenn ihr Wiki-Profil noch Indiefolk/-rock vermerkt – in diesen Kategorien denkt Folick schon länger nicht mehr. Der Stilmix der Platte ist bemerkenswert vielfältig, Powerballaden wie „Stock Image“ wechseln mit poppigen Tanznummern („Stop Talking“), der Kontrast zwischen dem zarten Einstieg „Thingamajic“ und der überdrehten Nummer „Freak Out“ könnte größer kaum sein. Die beiden stärksten Stücke gibt’s im letzten Drittel: Auch wenn man mit solchen Vergleichen generell und in diesem Falle besonders vorsichtig sein sollte, so erinnert Folick in „Deadbody“ zumindest stimmlich an die frühe Sinead O’Connor. Thematisch ist der Song zwar schnell als „ihr Beitrag zu“ eingeordnet, selten klang das allerdings in letzter Zeit so aufwühlend und zornig wie hier. Und auch das darauffolgende „Baby Girl“ hat eine handliche Botschaft, wie Folick gerade der Seite The 405 sagte: „Ich denke, gerade wenn wir Leid und Schmerz erfahren haben, ist es um so wichtiger, auch wieder Spaß zu haben, unser eigenes Leben weiterleben zu können. Wir dürfen es von niemandem ruinieren lassen, nur weil er selbst Probleme hat. Es ist wichtig, sich den Menschen zuzuwenden, die wir lieben, und zu sagen: ‚OK, lasst uns jetzt etwas anderes machen, etwas Positives.‘“ Keine Frage, wenn das in der Geschwindigkeit so weitergeht, sind alle Warnungen berechtigt – Grund, sie aufzuhalten, gibt es dagegen keinen. https://miyafolick.com/
05.12. Berlin, Musik und Frieden
06.12. Hamburg, Häkken
09.12. Haldern, Haldern Pop Bar
10.12. Köln, Blue Shell