Mixed Pickles #3: Vom Weg allen Fleisches bis zur Umsatzsteuer auf eBooks

Von Ralf Boscher @RalfBoscher
Send to Kindle

„Mixed Pickles (gemischtes Eingelegtes) sind eine pikante Beilage, ein Gemisch aus verschiedenen Früchten und Gemüseteilen, die mit spani­schem Pfeffer und anderen Gewürzen in scharfem Essig eingelegt sind.“, so die auf Wikipedia greifbare Erklärung aus Meyers Konversations-Le­xikon (4. Auflage von 1888–1890).

In den „Mixed Pickles“-Beiträgen auf Boschers Blog findet Ihr ein buntes Gemisch diverser Fundstücke aus dem Netz (Facebook, Twitter etc., je öffentlich zugänglich gepostet) und aus der noch realeren Welt. Kurz: Was mir so auffiel und gefiel, was mich zum Klicken anregte oder mich dazu brachte, auf den Auslöser meiner Kamera zu drücken. Neues, Informatives, zum Nachdenken Anregendes, einfach nur Schönes oder was auch immer.

Mixed Pickles #3: Vom Weg allen Fleisches bis zur Umsatzsteuer auf E-Books

Der Weg allen Fleisches


Als ich ihn das letzte Mal traf, zufällig in einem Konstanzer Bus, ging es ihm gesundheitlich nicht gut. Ohne dass er ins Detail ging, war ihm anzusehen, dass er eine schwere Zeit durchmachte. Gleichwohl – und das fand ich bemerkenswert – pendelte er zwischen seinen Lebensschwerpunkten Konstanz – Köln hin und her. „Zäher Kerl.“, dachte ich., „Der Kinder.“

„Mich hat es auch gefreut, Sie wieder zu sehen. Und dabei besonders, daß ich den Eindruck hatte, daß es Ihnen gut geht mit Ihrem Beruf. Darum zittert man als Ausbilder ja am meisten: Daß man die Studis ins Nichts schickt.“ (E-Mail) Bemerkenswert.

Hermann Kinder.

Natürlich fand ich, der den Traum vom Schriftsteller träumte, es faszinierend, dass unter meinen Hochschullehrern an der Uni Konstanz ein bekannter – und vor allem anerkannter – Schriftsteller war. „Ach, wer kennt mich denn noch.“, meinte Kinder, als ich ihn, der meiner Bitte nachgekommen war, meinen ersten Roman zu lesen, fragte, ob ich seinen Kommentar zu meinem Roman in der Werbung verwenden durfte.

„Ach, wer kennt mich denn noch?“

Von der Frankfurter Rundschau bis zur Neuen Zürcher Zeitung sind in den vergangenen Wochen Besprechungen von Hermann Kinders neuer Erzählung „Der Weg allen Fleisches“ erschienen – verbunden mit Geburtstagsgrüßen zu Kinders 70.

Kinder 70.? Kann das denn sein? Ist dies wirklich schon so lange her, dass ich ihn als Hochschullehrer kennenlernen durfte? 1995 bin ich an die Uni Konstanz gewechselt – vor beinahe 20 Jahren. Wirklich: Der Weg allen Fleisches… Was ist nicht alles seitdem geschehen.

Und jetzt sein neues Buch. Angesichts meiner letzten Begegnung mit ihm (und den letzten gewechselten E-Mails) fällt es mir schwer, es nicht autobiografisch zu lesen. Sollte ich natürlich nicht tun, um dem Buch nicht Bedeutungsebenen zu nehmen, um es ernst zu nehmen. Weiß ich ja auch. „Was ist ein Autor?“ Habe in meiner Konstanzer Uni-Zeit „meinen“ Foucault gelesen. Weiß ich ja auch, weil ich es in meiner eigenen Schreibe liebe, meine eigene Autobiografie als Stoff zu behandeln, als eine Art Kristallkeim, aus dem von meiner Person getrennte Geschichten erwachsen. Ich ist beleibe nicht Ich. Wo Kinder drauf steht, ist also nicht „Kinder“ drin.

Schön fand ich in diesem Zusammenhang die Unsicherheit, was Kinders Geburtsdatum angeht. 18. Mai oder 18. Juni 1944? In den Besprechungen seines neuen Buches taucht mal das eine, dann das andere Datum auf. Anscheinend von Kinder selbst kolportiert. Also: Biografie ist immer auch ein Spiel. Ein Spiel, dass – in Literatur gegossen – zu seinem wahren Ernst findet: Leben ist das, was wir daraus machen. Interpretation. Der Weg allen Fleisches ist nicht einfach durch Daten und Fakten vorgezeichnet. Unsere Haltung zu diesen „Hardfacts“, die wir nicht beeinflussen können, bestimmt unseren Weg. Den Weg unseres Fleisches.

Besprechungen „Der Weg allen Fleisches“ (Auswahl): Frankfurter Rundschau, Fixpoetry, Neue Zürcher Zeitung

Zum Buch: Hermann Kinder, Der Weg allen Fleisches, Weissbooks Verlag, ISBN 978-3-86337-077-0, ca. 130 S., mit farbigen Illustrationen des Autors.

“Was machen Sie?”


Es folgt nun eine Geschichte aus dem Leben, die ich auf Facebook gelesen habe und die mir so gefallen hat, dass ich den Verfasser gebeten habe, sie in einem meiner Mixed Pickles-Beiträge veröffentlichen zu dürfen. Danke, Oli Wan!

„Hier ein (echter) Dialog zwischen mir und einem Unbekannten, der sich vor einiger Zeit auf einem U-Bahnhof abgespielt hat. Ich in einem meiner besseren Anzüge, gehetzt zwischen zwei Terminen, er locker in Jeans und Polohemd. Er war vielleicht 17 Jahre alt, asiatische Wurzeln. Er lächelte offen und sprach mich an.

- Entschuldigen Sie. Sie sehen so aus, als hätten Sie Erfolg im Job.
- Aha.
- Ich weiß nicht, was ich beruflich machen soll. Also spreche ich einfach ein paar Leute an und frage, was die so machen. Was machen Sie?

Die Idee fand ich bemerkenswert. Wäre ich nicht drauf gekommen, sowas zu machen. Der U-Bahnhof als Inspirationsquelle für eine mögliche Zukunft. Nicht übel. Also gebe ich wahrheitsgemäß Auskunft:

- Ich arbeite in einer Agentur.
- Und sind Sie erfolgreich da?
- Ich würde nicht danach gehen, was vielleicht Erfolg bringt und was nicht. Mach einfach das, was dir Spaß macht. Da ist man dann meistens auch am besten.
- Und Sie? Machen Sie in der Agentur, was Ihnen Spaß macht?
Da musste ich zugeben:
- Nein.

Ich fand meinen eigenen Ratschlag daraufhin plötzlich irgendwie ziemlich verlogen. Immerhin konnte ich wahrheitsgemäß hinzufügen:
Aber ich arbeite dran.

Der Dialog liegt Monate zurück, und monatelang habe ich dran gearbeitet, meine Jobsituation zu ändern. Habe nach Alternativen gesucht, die mir mehr Raum lassen für die kreative (zumeinst ja unbezahlte) Arbeit nebenbei – sei es das Schreiben, meine Radiosendung oder Hörspiele aufzunehmen. Sachen, die mehr Spaß machen. Es hat sich über die Monate gezeigt: Ich würde „stückeln“ müssen. Einige Standbeine parallel aufbauen.

Lange hat es gedauert, aber jetzt endlich habe ich genug kleine neue Einkommensinseln zusammen, dass ich kündigen konnte. Und prompt wurde mir von meinem bisherigen Arbeitgeber angeboten, was bislang „auf keinen Fall möglich“ war, „wir brauchen jeden Mann mit vollem Einsatz“ – ich habe meine Arbeitszeit drastisch reduzieren dürfen, und ich durfte mir die Kunden aussuchen, die Spaß machen. Was nicht plötzlich doch alles möglich ist, wenn man nicht nur nett fragt, sondern Fakten schafft… So ist ein neues Standbein also weiterhin ein altes, nur besser. Eine von den bezahlten neuen Sachen, die dazukommen, hat sogar mit Hörspielen zu tun: Ich habe an einer Volkshochschule die Möglichkeit, einen Kurs zu leiten. Wenn sich da genug Teilnehmer finden, wird das regelmäßig stattfinden.

Fazit, falls der 17 Jahre alte asiatische Jeans- und Polohemdträger zufällig hier auf Facebook unterwegs sein sollte: Ich habe dran gearbeitet, und es ist ein verdammt gutes Gefühl!“

©Oli Wan (ComicCultureHörspiele)

Oli Wan auf Facebook
Ohrenkino auf Soundcloud
Ohrenkino auf „Alex Berlin“ (Achtung Autoren: Ohrenkino sucht Romananfänge (je die Seite 1)

Die Bibel halt… Umsatzsteuer, 7 beste Wege, das eigene E-Book erfolgreich zu bewerben etc.


Absolut unentbehrlich, lesenswert, topaktuell – die Bibel für alle, die Ihre Romane und / oder Kurzgeschichten, Sachbücher etc. in Eigeninitiative vermarkten: Matthias Mattings Self-Publisher-Bibel. Egal ob die ständig mit neuen Beiträgen angereicherte Online-Version oder die E-Book-Version, Self-Publisher finden hier die wichtigen Informationen.

Aktuelle Beispiele:

1. 1. 2015: Was die faktische Umsatzsteuer-Erhöhung für eBooks für Autoren bedeutet

Neues Regal für Amazon-exklusiv-Autoren: “Exklusive Kindle eBooks”

Autoren-Tipp: Die 7 besten Wege, wie Sie das eigene eBook vermarkten können

“Apropos: Was machen Sie?”


“Gut gebrüllt Löwe, doch, doch,
Dich liest man sogar heute noch,

Du bist der Erste von vier,
Und man erzählt sich von Dir,

Du seiest mit dem Fels auf Tour gewesen,
Was er sagte, kann man wegen Dir heut lesen.

Verehrt wirst Du auch am Bodensee,
Doch der Lagunendom ist besonders schee,

Wahrlich eindrucksvoll, was man da erbaute,
Nachdem man – grad raus gesagt – einfach klaute

Was sich als sterbliche Hülle von Dir fand
Im fernen Pharaonenlandessand.

Nach über 1000 Jahren kehrte dann zurück
Von Dir in Deine Heimat ein kleines Stück.

Die Münze, die Dich jetzt golden ehrt,
Ist einiges mehr als 1000 wert.

Weniger als 1000 wurden von ihr geprägt
Fast sie also am Thron der Seltensten sägt.

Doch bevor wir hier vom Tausendsten zum Hundertsten kommen,
Sagt an, von welcher Münz’ habt Kunde Ihr vernommen?”


Ich hatte immer gehofft, davon geträumt, mit dem Schreiben mein täglich Brot zu verdienen. Mein Beruf: Geschichten erzählen. Ach, der Traum von erfolgreichen Schriftsteller… Dieser spezielle Traum hat sich nicht erfüllt. Einige Jahre hatte ich mir eine Frist gesetzt. Bis dahin wollte ich dieses Ziel erreicht haben. Bis dahin finanzierte ich mir meinen Traum (und mein „bürgerliches Leben“ als Student der Philosophie und Deutschen Literatur) mit diversen interessanten Tätigkeiten. Ich war Briefträger, Sensenlackierer, Möbelpacker, Koch, Müllsortierer, vor allem aber Barmann und Bibliothekar. Jeder Job hat mich geprägt – und viele Erfahrungen haben auch in meinen Geschichten ihre Spuren hinterlassen. Und dann, eines Tages, nach Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität, ein glücklicher Moment nach dem Verlust dieser rein geistigen Arbeitsstelle einige Tage zuvor, bot sich mir doch die Möglichkeit, mit meinen Worten meine Brötchen zu verdienen – an guten Tagen auch Geschichten zu erzählen.

Werbetexter – das ist seit über 9 Jahren meine Berufsbezeichnung. Texter. Ich schreibe Headlines und Copys. Wobei Letzteres das Interessantere ist. Interessant, weil der Bereich, in dem ich texte, ein weites Feld spannender Geschichten bietet. Historische Begebenheiten. Aber auch immer plötzlich Aktuelles. Ich recherchiere viel. Denn: Mag der Verkaufspreis auch ein wichtiges Kaufkriterium sein, so ist gerade bei Produkten, die nicht in engerem Sinne „gebraucht“ werden, die Geschichte des Produktes entscheidend, wird doch hier der Wunsch geweckt: Das möchte ich haben! Die Geschichte und natürlich die bildliche Präsentation. Vor allem dann, wenn dieses Produkt viele Anbieter im Angebot haben. Erst wenn im Kunden das Gefühl entfacht wurde, das möchte ich besitzen, kommt der Preis ins Spiel. Bei Produkten wohl gemerkt, die streng genommen niemand braucht, die einzig aufgrund eines Grundes gekauft werden: Leidenschaft. Und diese Leidenschaft aufzugreifen, anzufachen, das ist im Bereich des Textes mein Job.

Das Wecken der Leidenschaft stellt einen Texter auch bezüglich der Textarten immer wieder vor neue Herausforderungen – sicherlich auch ein Punkt, der den Job sehr interessant macht. Ob Kurztexte für Kataloge (die Geschichte eindampfen auf einige wenige Worte) oder klassische Werbebriefe, die mehr Raum lassen, um eine Geschichte zu erzählen, ob Print oder der Onlinebereich – hier wird es für einen Schreiber nie langweilig (mal ganz abgesehen davon, dass die Frequenz der Textproduktion für Langeweile keinen Raum lässt – Deadlines gibt es mehrmals täglich).

Was mir neben meiner alltäglichen Arbeit an Texten besondere Freude bereitet, sind im Onlinebereich kleine, munter drauf los gereimte Münzrätsel. Diese poste ich regelmäßig (verbunden mit der Aussicht auf den Gewinn eines Einkaufsgutscheines) einmal die Woche auf der Facebook-Seite „meiner“ Firma. Ein Beispiel eines solchen, nach Münzen fragenden Rätsels seht Ihr oben. Nach welcher (Tipp: „biblischen“) Münze gefragt wurde? Falls es Euch interessiert, schaut mal hier…

Wie gefällt Euch der Beitrag?
Note: There is a rating embedded within this post, please visit this post to rate it.

PS: Ihr habt etwas Interessantes für meine Mixed Pickles-Beiträge? Bitte mir eine Nachricht senden!