Mixed in Key für harmonisches Mixen nach dem Quintenzirkel

Camelot Wheel, Mixed In KeyLieder in der richtigen Reihenfolge zu spielen und ineinander zu mischen, das ist die große Kunst als DJ. Mixing hängt nicht nur von den Beatmatching-Künsten ab, sondern als Königsdisziplin auch davon, wie die Tonarten beider Lieder harmonieren.

Wahrscheinlich haben dein Gehör und das Publikum dir bereits gezeigt, dass harmonische Liedfolgen deinen Mixing-Künsten noch das Sahnehäubchen aufsetzen können.

Nicht erst Beethoven wusste, dass manche Tonarten zueinander passen. Andere Töne zusammen gespielt, klingen dagegen eher schräg. Auf das DJing übertragen heißt das: Manche Songs passen einfach zueinander, manche Songs eben nicht.
Wenn du DJ bist, aber kein Instrument spielst, dann wird dir diese musiktheoretische Erklärung zunächst fremd vorkommen. Es lohnt sich dennoch “Harmonisches Mixen” zu lernen, denn auch elektronische Musik lässt sich als Noten darstellen.

Das harmonische Mixing ist mittlerweile weit verbreitet. Trotzdem unterhalte ich mich immer wieder mit DJs, die noch nie etwas vom Mixen in harmonischen Tonarten, dem Camelot Wheel oder dem Quintenzirkel gehört haben.

Kurzanleitung für Harmonisches Mixing

Harmonisches Mixing ermöglicht nahtlose Übergänge zwischen Liedern und sorgt dafür, dass alle Elemente eines Lieds, wie Stimme, Melodie und Bassline perfekt zueinander passen.

Für Mashups solltest du dich unbedingt mit dem harmonischen Mixkreis beschäftigen. Einerseits schränkt die Tonart die Zahl möglicher Song-Kombinationen ein, die dich auf ganz neue Mashup-Ideen bringen.

Damit du harmonisch Mixen kannst, musst du die Tonart jedes Songs kennen, den du spielen willst. Dafür könntest du dich ans Klavier setzen oder die Tonart jedes Tracks einzeln mit der Blockflöte herausfinden. Das erfordert jedoch ein sehr geschultes Ohr und wäre mühsam bei einer Plattensammlung mit ein paar tausend Titeln.

Oder du nutzt Software dafür, die ich bereits länger auf meiner Equipment-Seite erwähne. Dieses Tool heiß “Mixed in Key“, oder kurz MiK.

Die Software Mixed In Key scannt deine komplette Musiksammlung und zeigt dir die Haupttonart in der Camelot-Schreibweise an. Das ist ein Nummernsystem mit den Zahlen 1 bis 12, sowie den Buchstaben A und B. Also zum Beispiel 8A oder 2B.

Damit wird es richtig einfach die Songs herauszufinden, die harmonisch zueinander passen. Außerdem ist die Software viel schneller und speichert die erkannte Tonart auch noch gleich in den ID3-Tags der Song-Datei.

Mixed in Key, Tonart erkennen

Mixed in Key, Tonart erkennen

Was bedeutet das jetzt fürs Auflegen?

Mixed In Key arbeitet mit DJ-Software wie Traktor, Serato, Pioneer CDJs, Rekordbox, Ableton Live usw. zusammen. Dabei bietet gängige DJ-Software wie Traktor oder Mixmeister auch eine eigene Tonart-Erkennung an. Bei manchen Liedern unterscheiden sich allerdings die Ergebnisse zu Mixed In Key.

Von Musiktheorie verstehe ich zu wenig, deshalb habe ich noch nicht herausgemessen, welches Programm Recht behält und die besseren Ergebnisse liefert. Da ich nur Mixed In Key verwende, um Harmonien und Melodien automatisch erkennen zu lassen, ist das Ergebnis einheitlich. Messfehler wären also konsistent über meine gesamte Musiksammlung.

Wie funktioniert harmonisches Mixen?

Das Beatmatching ist genau gleich, wie bei jedem anderen Übergang. Der einzige Unterschied ist, dass du die Tonart beider Songs kennen musst. Am einfachsten funktioniert das mit Software wie Mixed In Key, da du die Musik bereits als digitale MP3-Datei auf der Festplatte hast. Mit einem Klavier und meinem Gehör habe ich es dagegen nie probiert.

Camelot Wheel oder Harmonischer Mixkreis

Doch welche Lieder bzw. Welche Tonarten passen harmonisch zueinander?
Dafür erfand Mark Davis das so genannte Camelot Wheel. Er übersetzte den Quintenzirkel in ein Nummernsystem. Der harmonische Mischkreis (Camelot Wheel) macht das Mixen im Quintenzirkel einfach, wie die folgende Grafik zeigt.Camelot Wheel oder Harmonischer Mixkreis

Es passen immer Lieder harmonisch zusammen, deren Tonart identisch ist oder die nebeneinander auf dem Kreis angeordnet sind. Nach der Zahl 12 springt das System wieder zurück zur 1.

Im Kreis lassen sich die Tonarten wie auf einem Ziffernblatt ablesen. 8 Uhr kann für 8A oder 8B stehen, wobei Buchstabe hinter der Zahl die Moll- oder Dur-Tonart angibt.

A = Moll-Tonart
B = Dur-Tonart

Für einen harmonischen Mix kannst du den Stundenzeiger im Uhrzeigersinn bewegen oder entgegen. Ziehe also einfach eine Stunde ab, rechne eine Stunde darauf oder bleibe in der gleichen Stunde. Wenn der laufende Track also 8A ist, dann wären 8B oder 9A bzw. 7A mögliche Kombinationsmöglichkeiten.

Camelot-Schreibweise
Key (englisch)
Tonart (deutsch)

1A A flat Minor as-Moll

2A E flat Minor Es-Moll

3A B flat Minor b-Moll

4A F Minor f-Moll

5A C Minor c-Moll

6A G Minor g-Moll

7A D Minor d-Moll

8A A Minor a-Moll

9A E Minor e-Moll

10A B Minor h-Moll

11A F sharp Minor Fis-Moll

12A D-Flat Minor des-Moll

Mein Musiktheoretisches Wissen hört jedoch bei der “enharmonischen Verwechslung” auf; mehr dazu bei Wikipedia.
Quintenzirkel
Dennoch ist “Harmonic Mixing” kein Allheilmittel und keine Garantie für perfekt gemixte Übergänge. Geschwindigkeit und richtig überlagerte Mix-In/Mix-Out-Bereiche der Lieder sind fast wichtiger. Doch zwei Tracks in der gleichen bzw. harmonischen Tonart passen garantiert besser zusammen, als Songs deren Harmonien sich beißen.

Keylock und Mastertempo ersparen Kopfrechnen

Ein wichtiger Grund für die massive Verbreitung des harmonischen Mixens ist die Mastertempo oder Keylock-Funktion von Traktor, Serato und den Pioneer CD-Playern. Damit bleibt die Tonhöhe selbst bei Geschwindigkeitsänderung gleich.

Jeder Vinyl-DJ kennt den Effekt der Mickey-Maus-Stimme, wenn eine Platte auf dem Plattenteller schnell von Hand angedreht wird. Mit der Geschwindigkeit verschiebt sich die Tonhöhe.

Bei Vinyl müsstest du also permanent mitrechnen: wie ist die Tonart bei 0 % Pitch. Ab welchem Pitchbereich ändert sich die Tonart des Songs. Damit nicht genug, denn nun müsstest du auch noch die Tonart-Verschiebung des zweiten Lieds berechnen, das du harmonisch Mischen willst.

Keylock und Mastertempo gleichen dies aus und spielt konstant die errechnete Tonart.

Dein erster harmonischer Mix

Wähle zwei Songs mit der identischen Tonart für deinen ersten harmonischen Mix aus. Mische sie ineinander und mache einen Übergang damit. Dabei kannst du ruhig auch Instrumental-Stellen übereinander legen, bei denen viel Melodie hörbar ist.

Hörst du einen Unterschied zu anderen Übergängen?

Versuche nun ein Lied in der Nachbar-Tonart und höre wieder auf das Ergebnis. Dein Mixing-Versuch könntest du auch aufnehmen und später anhören. So kannst du dich voll auf den Sound konzentrieren.

Experimentiere nun einfach mit diesem neuen Mixing-Schema. Denn es erfordert schon etwas Übung, bis du dich frei im Quintenzirkel bewegen kannst.

Harmonisches Live-Beispiel von 9A zu 5A

Für ein durchgedachtes Set wie beim Bar-DJing kann ich harmonische Übergänge uneingeschränkt empfehlen. Denn damit klingt jeder Mix selbst für Profi-Musiker mit dem absoluten Gehör sauber.

Ich mache es meist so, dass ich den ersten Song des Abends heraussuche, je nach Stimmung, die ich transportiere möchte. Dann schaue ich auf die Tonart und bewege mich entlang des Harmonischen Mischkreises. Entweder im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns. Die Richtung kann ich auch jederzeit wieder wechseln bzw. einzelne Quinten überspringen.

Ein reales Beispiel aus meinem letzten Set in der Atelier Bar in Nürnberg: 9A > 11A > 12A > 2A > 2B > 2A > 3A > 4A > 5A

Jeder Übergang ist harmonisch gemixt. Außerdem spielte ich mit jedem Lied eine andere Tonart. Auf diese Weise wirkt der Mix über 40 Minuten nie langweilig, weil sich ständig etwas ändert. Und natürlich veränderte ich im Lauf der Zeit auch die Geschwindigkeit von 123 BPM zu 125 BPM.

Podcast-Playlisten und Live-Ausnahmen

Seitdem ich Mixmeister für die Houseschuh Mixtapes verwende, sortiere ich die Playliste der Songs in einer harmonischen Reihenfolge. Wobei das natürlich nicht immer möglich ist.

Zum Beispiel spiele ich in den Podcast-Mixen nur jeweils 6 bis 7 Lieder. Da kann es durchaus vorkommen, dass ein Sprung von 3 oder mehr Quinten notwendig ist.
Harmonischer Mix für Podcast

Ist die Harmonie nun dahin und hören sich die Übergänge ungenießbar an? Nein, als DJ kannst du dir immer noch damit behelfen diejenigen Songteile am Anfang oder Ende für den Übergang zu benutzen in denen weniger Akkorde und Melodie hörbar ist.

Das mache ich auch live so. Vor allem wenn es schnell gehen muss, achte ich nur auf den richtigen Takt und loope notfalls den laufenden Track, um mehr Zeit am Ende eines Tracks zu bekommen.

Noch ein Tipp: Halte dich nicht sklavisch an die Tonarten. Bevor du mit einem harmonisch passenden 7A-Song die Tanzfläche leer spielst, nimm lieber einen Song von dem du weißt, dass ihn die Leute lieben.

Wenn ich zum Beispiel einen 5A Song spiele und nichts Passendes finde, dann habe ich kein Problem damit einen 8A Song direkt danach zu spielen. Vor allem, wenn ich weiß, dass dieses Lied besser ankommen wird, als alle 4A/5A/6A Songs, die harmonisch passen würden.

Genau so wenig wäre es gut, über längere Zeit in der gleichen Tonart zu bleiben. Denn Abwechslung sorgt dafür, dass ein DJ-Set für die Zuhörer und Tänzer spannend bleibt.

Wenn du von Moll nach Dur wechseln willst, ist es nach der reinen Lehre des Camelot Wheels nur innerhalb einer Tonart erlaubt. Zum Beispiel von 2A nach 2B. Doch wie viele 1B/2B/3B-Lieder hast du in deinem Repertoire? Bei House Music werden es nicht besonders viele Lieder sein.

Harmonie im Mix oder Harmonie auf der Tanzfläche

Große Live-Gigs leben von meiner Improvisation. Wenn ich also bemerke, dass genau jetzt der Zeitpunkt für ein ganz spezielles Lied gekommen ist, um die Tanzfläche anzufeuern, dann spiele ich es. Unabhängig was das Harmonische Mixing oder das Camelot Wheel dazu sagt.

Eine jubelnde Tanzfläche ist mir wichtiger als jeder harmonische Mix.

Um schnell den nächsten passenden Song griffbereit zu haben, schrieb ich die Nummern auf die CDs. Außerdem sortiere ich meine CD-Mappen nach dem Camelot-System. Und in den ID3-Tags der MP3-Dateien verwende ich die Nummern als Kommentar, sodass die Tonart zu jedem Lied im Display der CD-Player erscheinen.

Mixed In Key Einstellung: Tonart an den Anfang des Kommentars in MP3-Tag schreiben

Mixed In Key Einstellung: Tonart und BPM an den Anfang des Kommentars in MP3-Tag schreiben

Bei Lounge- oder Bar-DJ-Sets verwende ich dagegen fast ausschließlich Harmonische Übergänge. Schließlich hängt hier keine sofortige Tanzfläche-Reaktion von den Songs ab. Außerdem habe ich mehr Zeit die Lied-Reihenfolge im Voraus zu planen.

Das Nummernsystem des Camelot Wheels betrachte ich dabei nur als ein mögliches Sortierkriterium für Musik.

Den Energy-Level behalte ich lieber im Kopf

In einer neueren Version errechnet Mixed In Key (Link zur Webseite) nun auch einen Energy-Level für jeden Song. Diesen Wert benutze ich nie. Weil ich für jedes Lied das ich live spiele meinen eigenen “Energy-Level” im Kopf habe. Damit meine ich die Publikumsreaktion auf der Tanzfläche. Dieser “Wert” verändert sich laufend und sehr oft teste ich die Reaktion ganz gezielt bei meinem Publikum.

Beim Harmonic Mixing kommt es darauf an, was du daraus machst. Nutze es als Inspirationsquelle für 3 Minuten-Übergänge und versuche Muster zu erkennen, warum du manche Lieder bisher immer hintereinander gespielt hast. Die Reaktion deines Publikums kann jedoch noch keine Software erkennen und automatisch darauf reagieren. Und so lange werden DJs nicht arbeitslos!

Wie ist deine Meinung zum harmonischen Mixing? Deine Erfahrung mit Software wie Mixed In Key kannst du gerne als Kommentaren weiter unten beschreiben.


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