Mitten im Fluss des Lebens

Angst und Zweifel stehen uns häufig im Weg und sorgen dafür, dass wir mehr im Kopf leben anstatt zu handeln. Doch wer zaudert und grübelt, der leidet oder lebt bestenfalls nur in Phantasiewelten. Was uns aber wirklich erfüllt und heilt, ist ganz am Leben teilzuhaben, mitten im Fluss des Lebens zu stehen. Wehrt man sich gegen die Strömung, hält sich zu lange an einem Zipfel Land am Rand fest, wird man damit vermutlich nicht glücklich sein – und es selbst auch spüren. Ich kann dies aus eigener Erfahrung sagen.

DSC02960Die natürliche Bewegung des Wassers ist, weiterzufliessen und nicht stehen zu bleiben. Übertragen bedeutet dies, intensiv zu leben, unmittelbare Erfahrungen zu machen, sowohl schöne als auch schmerzhafte, das gehört zusammen. Lebendig zu sein, verbunden mit der Welt und ein Teil von ihr anstatt isoliert. Ausgedehnt anstatt zusammengezogen. Doch das kann schwer sein, denn unsere Gedanken können uns beherrschen, wenn wir es zulassen. Und die wenigsten von uns haben gelernt, ihre Gedanken zu lenken.

Doch was hat das alles mit dem Jakobsweg und dem Unterwegssein zu tun? Ein Weg, der mir geholfen hat, mich ans Leben anzubinden, ist der Camino. Das Gute ist: Du musst dich nur 1x entscheiden und auf den Weg machen. Der Rest passiert von selbst. Denn dann wird der Weg und das volle Leben, das überall auf diesem Weg ist – in Form von Begegnungen, Erkenntnissen und wachsendem Mut – dich von selbst packen.

DSC02957 (1)Ich habe es an mir selbst gesehen: Angereist mit einem Bündel Ängste und einschränkender Gedanken, war ich anfangs überhaupt nicht in der Lage, allem offen entgegenzutreten. Wie ein Filter, wie eine unsichtbare Wand können diese Ängste und Zweifel zwischen dir und der Welt und den anderen Menschen stehen, sodass du gar nicht wirklich anwesend, geschweige denn offen bist. Doch wenn du startest, wirst du mit jedem Schritt, jedem Atemzug frischer Luft und jeder Begegnung, jeder Überwindung, wo du jemanden nach dem Weg fragst, freier und offener werden. Bis dein Kopf klar ist und du deinen Körper spürst. Und du wirst nach dem Weg fragen müssen, denn hier kennst du dich ausnahmsweise einmal nicht aus – und das ist dein Glück.

Und vielleicht geht es dir dann auch wie Hape Kerkeling, der sagt: “Irgendwann weint jeder einmal auf dem Camino”. Und wenn es passiert, ist es gut, denn es zeigt, dass du dich einlässt. Dass deine Mauer geschmolzen ist und du mitten im Leben stehst. Verletzlich, aber lebendig – und nur das zählt. Oder nicht?


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