Mitt Romney: Wie stehen seine Chancen?

Von Peter Broell

Mitt Romney. - Urheber des Fotos: Gage Skidmore

Ladies & Gentlemen, auf dem Parteitag der Republikaner in Tampa, Florida, wurde Romney unter großem Getöse zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Nach dieser Krönungsmesse ist er der Herausforderer, der Obama ablösen und dann mit seiner Familie in das Weiße Haus einziehen will.

Für Europäer sind amerikanische Präsidentschaftswahlkämpfe kaum nachvollziehbar: Es geht nicht so sehr um Politik. Gerne wird das Familienglück der Kandidaten ins Spiel gebracht. Diesbezüglich kann Romney mit einer Frau glänzen, die auf dem Parteitag mit viel Charme auch in optischer Hinsicht wirklich einen hervorragenden Eindruck hinterließ.

Nicht über Politik und Wirtschaft wollte Ann Lois Romney sprechen, nein, sondern über Liebe. Schmalz pur! Vermutlich war von den Wahlkampfstrategen der Republikaner jedes Wort und jede Geste einstudiert worden. Aber die Art und Weise wie Ann auftrat, war nach meiner Meinung oskarverdächtig. 

Der Millionär Mitt Romney hat sein Vermögen als Heuschrecke gemacht. In früheren Jahren sagte man Aasgeier zu solchen Leuten. Kaltherzig stürzte er sich über marode Firmen, schlachtete sie aus oder päppelte die Unternehmen wieder auf und verkaufte sie mit Gewinn weiter. Das ist aus moralischer Sicht zwar alles andere als fein, weil dabei immer auch das Schicksal von vielen Menschen auf der Strecke bleibt. Aber verboten ist es nicht.

Es stellt sich nun die Frage: Hat Romney überhaupt eine Chance gegen Präsident Obama?

Ja, nach meiner Meinung hat Romney eine echte Chance, falls nicht zum Ende des Wahlkampfes plötzlich eine Leiche aus seinem Keller ans Tageslicht befördert wird. Romney könnte der abstiegsgefährdeten Mittelschicht in den USA endlich wieder Mut machen!

Das ist sein wichtiges Programm! Damit kann Romney punkten und vielleicht sogar gewinnen. Obama, der nach der Bush-Katastrophe, mit Friedensnobelpreis im Gepäck, als Messias mit Heiligenschein angetreten war, bewies während seiner Amtszeit, dass er jedenfalls nicht über Wasser gehen kann. Viel hatte Obama versprochen, wenig davon konnte er umsetzen. Falls er wiedergewählt werden sollte, ist von ihm kaum mehr als die weitere  Verwaltung des Mangels zu erwarten.  Für eine Wiederwahl Obamas spricht jedoch, dass er als Wahlkämpfer einfach Weltklasse ist. Keiner beherrscht den Wahlkampf so wie er. Deshalb wird sich Mitt noch warm anziehen müssen, meint… Peter Broell