Mitt Romney's Penis-Problem

Es ist keine Schande für eine Online-Ausgabe, wenn man unbedingt noch die Seite vollkriegen will. Das gilt allemal, wenn man bis zur Griechenland-Wahl die Hälfte seiner Artikel aus Euro-Ausstiegs-Szenarien, Ausstiegs-Empfehlungen und Ausstiegs-Dramen zusammengesetzt hat. Nun haben die Griechen aber das Richtige gewählt, fallen also als Prügelknaben aus, und jene bei Springer, die nun versuchen, Frankreichs Präsidenten Hollande zum obersten Pleitegriechen zu erklären, suchen noch nach ihrer Form. Immerhin glauben sie selbst, dass der Mann, der ein Drittel der französischen Staatsschulden in nur vier Jahren angehäuft hat, Merkels Verbündeter war, während sein Nachfolger jetzt in Stürmer-Rethorik zum gefährlichsten Mann Europas hochgeschrieben wird. Ich habe noch Probleme.

Fremder Länder Wahlkämpfe sind immer aufregend. Und eine Wahlparty, bei der man 50.000 (in Worten: Fünfzigtausend) Euro Eintritt zahlen muss, um einer Rede zuzuhören, ist sicherlich ungewöhnlich genug. Nun ist  dergleichen im amerikanischen Wahlkampf nicht wirklich spannend.  Erst vor drei Wochen durfte man sich zum Beispiel in Greenwich Village mit Barrack Obama und Sarah Jessica Parker zusammensetzen, und zwar für 40.000 Dollar.

Davon ist natürlich bei Welt-Online heute nicht die Rede. Das ist eine angenehme Abwechslung, denn man könnte ja auch ähnlich ungefiltert aus dem amerikanischen Wahlkampf übernehmen, dass es sich bei Obama um einen muslismischen Kommunisten mit Geburtsort in Kenia handelt. Ich denke, manchmal schielt Springer neidisch nach Amerika und seinem großen Vorbild FOX, denn in Deutschland muß man sich noch ganz andere Dinger aus der Nase ziehen, um den hierzulande immer noch bemerkenswert populären Präsidenten runterzuschreiben. Zum Beispiel das hier....

Spontan riefen einige politische Organisationen wie MoveOn.org und Occupy zu Demonstrationen gegen die Fundraising-Party auf. Ihr Motto: "Mitt Romney has a Koch Problem". Ein delikates Sprachspiel, denn übersetzt heißt das so viel wie: "Mitt Romney hat ein Problem mit seinem", nun ja, höflich ausgedrückt, "Penis."

WO

Das ist bemerkenswert nach einem Artikel, in dem zumindest erwähnt wird, dass die Initiatoren der Party Charles und David Cock Koch sind, ihres Zeichens die finanziellen und auch ideologischen Väter der Tea Party. Nun haben Koch und "Cock" in etwa soviel miteinander zu tun wie Keith und Kies, aber wie dem auch sei: Jemanden als Begründer der Tea-Party zu bezeichnen, reicht völlig aus, vor allem inhaltlich.

Die Tea-Party ist von Obamas Nemesis mittlerweile zu seinem besten Wahlkampfmotor geworden - FOX hat in der Zwischenzeit seinen Kommentarbereich komplett geschlossen, weil es einfach zu peinlich wird (einfach mal den Link anklicken). Mit solchen Anhängern einen Präsidentschaftskandidaten als moderat darzustellen - und anders wird der nicht gewählt - ist geradezu unmöglich. Koch steht für Romneys größte Schwächen: Seine Wurzeln in den oberen Zehntausend, und den Teil seiner Anhängerschaft, der dringend mal gegen Tollwut geimpft werden muss. Da braucht es kein Wortspiel mehr.

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