Mitt Romney, der republikanische Präsidentschaftskandidat, übt sich in Aussenpolitik. Er absolviert zurzeit eine Europatour. Allerdings eine ziemlich beschränkte: er besucht die Briten, die Polen und die Israelis. Die Briten, weil sie Amerikas treuste Vasallen sind und jeden Krieg Amerikas mitmachen. Die Polen, weil die USA dort gerne Raketen stationieren möchten. Offiziell als Teil eines europäischen Raketenschirms gegen den Iran, in Wirklichkeit wohl eher gegen Russland gerichtet. Israel besucht er wegen der jüdischen Lobby in seiner Heimat. Sie sind als wichtige Player an der Wallstreet und in der Meinungsbildung wahlentscheidend. Im Vorfeld seines Besuchs hat er übrigens verlauten lassen, dass er einen israelischen Alleingang gegen den Iran respektieren würde.
Mitt scheint auf dem diplomatischen Parkett noch nicht ganz standfest zu sein. In London ist er gleich durch mehrere Fettnäpfchen marschiert. Aber das ist mir sympathischer als einer der aalglatt nirgends aneckt. Abgesehen davon, dass er mit seinen Bemerkungen bezüglich den olympischen Spielen tatsächlich einen wunden Punkt getroffen hat.
Gut möglich dass er im Herbst den falschen Messias und Heisslüfter Obama ablösen wird. So schlimm wie manche hier in Europa befürchten, wäre das m.E. nicht. Vermutlich würde er die Sozialausgaben reduzieren und das Militär weiter stärken. Die von Obama eingeführte obligatorische Krankenversicherung würde er vermutlich rückgängig machen und wahrscheinlich würde er auch einen neuen Krieg anzetteln. Und er würde Israel wohl besser die Stange halten, als es Obama tut und tun würde. Vermutlich würde er auch die Steuern der Reichen senken und die Zügel der Finanzindustrie lockern. Und nicht zuletzt würde er vermutlich überall bohren lassen, wo Öl zu holen ist.
Das alles ist eine Katastrophe, werden viele jetzt denken. Zumindest für 99% der Amerikaner. Mitt Romney könnte zu einem zweiten G.W.Bush werden.
Ehrlich gesagt ist mir das egal. Die Amis haben ja die Wahl. Und angesichts dessen was Obama geleistet, bzw. nicht geleistet hat, finde ich GW gar nicht so schlecht. Abgesehen davon glaube ich, dass Mitt Romney dem Fortbestand des amerikanischen Imperiums eher dienlich ist als Obama. Und das ist der springende Punkt. Wenn ich schon unter einem Imperium leben muss, dann sind mir die USA viel lieber als zum Beispiel die Chinesen – und ehrlich gesagt auch noch lieber als ein europäisches Imperium mit Brüssel als Machtzentrum und Deutschland als “Führer”. In diesem Sinn hoffe ich tatsächlich auf ein amerikanisches Jahrhundert, wie sich das Mitt Romney wünscht. Die Alternativen sind wesentlich düsterer.
Euer Traumperlentaucher, der beim Träumen zuweilen gegen den Strom schwimmt.