Mitmach-Genetik - Meine Gene, Teil 4

Von Ingo Bading @ingo_34

23andme hat mir vor allerhand Monaten meine Gen-Daten mit neuen, verbesserten Analyse-Werkzeugen neu untersucht und präsentierte mir das folgende Ergebnis der Zusammensetzung meiner ethnischen Herkunft:

Die Voraussage meiner ethnischen Herkunftsanteile: a) mein englischer Herkunftsanteil


12 Prozent britische Herkunft steht da. Ich habe in der Tat eine Ururgroßmutter, die rein britischer Herkunft ist (Mary Morley, verheiratete von Samson-Himmelstjerna, geboren 1866). Allerdings komme ich auf einen Beitrag ihrer Gene zu meinem Genom von 6,25 Prozent. Denn sie ist die Großmutter meiner Großmutter. Von meiner Großmutter habe ich 25 %, von deren Mutter 12,5 % und von deren Mutter hinwiederum 6,25 %. Mag sein, daß in anderen Stammbaum-Teilen weiter zurück liegend auch noch britische Vorfahren zu finden sind - ich glaube es aber eher nicht. Also dürfte sich "23andme" um eine Generation verrechnet haben. Aber noch interessanter ist die weitere Grafik (Abb. 2):


Hier wird zu meiner britischen Vorfahrin gesagt:

You most likely had a grandparent , great-grandparent (falsch!), or second-great-grandparent who was 100% British & Irish. This person was likely born between 1850 and 1910 .

Die Voraussage meiner ethnischen Herkunftsanteile: b) mein osteuropäischer Herkunftsanteil


Zu dem osteuropäischen Vorfahren, der sich vor 1850 in meinem Stammbaum befinden soll, heißt es:

You most likely had a second-great-grandparent, third-great-grandparent, fourth-great-grandparent, or fifth-great-grandparent who was 100% Eastern European. This person was likely born between 1760 and 1850.

Wie dieser Vorfahre wohl zuzuordnen ist? Zu meinen Vorfahren gehört die baltisch-deutsche Adelsfamilie von Samson-Himmelstjerna. Da halte ich es eher für unwahrscheinlich, daß sich unter diesen Adligen ein Mensch "rein osteuropäischer" Herkunft befindet. Denn selbst wenn es in diesem Stammbaumzweig "einheimische" Familiennamen gibt (wie z.B. von Patkul), dürften diese Adelsfamilien doch viel zu oft schon mit deutschen Familien geheiratet haben, um genetisch noch "rein osteuropäisch" sein zu können.

Weiterhin habe ich schlesische Weber aus Wüstewaltersdorf unter meinen Vorfahren. Ob es unter diesen jemanden gibt, der rein osteuropäische Vorfahren hat, wage ich auch zu bezweifeln, zumal auch diese schlesischen Weber alle nur auf wenigen Dörfern Jahrhunderte lang untereinander geheiratet haben.

Da meine Vorfahren väterlicherseits alle seit vielen Jahrhunderten so gut wie nur aus dem Elb-Havel-Winkel stammen, glaube ich nicht, daß dieser "osteuropäische Vorfahre" unter ihnen zu finden ist.

Aber die Urgroßmutter meines Großvaters mütterlicherseits stammt aus der Slowakei. Es handelt sich um die Lehrer-Tochter Antonia Steer, verheiratete Nobile Cicogna, die in der slowakischen Stadt Trnava, deutsch Tyrnau, geboren wurde, 110 Kilometer östlich von Wien, wo ihr Vater "Professor" am Gymnasium war. Sie heiratete 1831 einen venetianischen Adligen in Padua, hatte sechs Kinder und starb 1889 in Salzburg. Ihr Vater dürfte - dem Namen nach - auch Deutscher gewesen sein. Ihre Mutter Juliane stammte aus der Tyrnauer Ratsverwandten-Familie Palsovits und könnte - dem Klang des Namens nach - jene gesuchte Vorfahrin sein, die rein osteuropäischer Herkunft war. Diese Tyrnauer Ratsverwandten-Familie Palsovits dürfte aber nur noch einen Anteil von 1,25 % zu meinem Genom beigesteuert haben. In der Wiener Friedenszeitung vom 1. März 1854 findet sich die Meldung ( GB):

Seine k.k. Apostolische Majestät haben dem Rektor an dem Preßburger Kollegiatkapitel, Anton Palsovits, wegen seiner vieljährigen und ersprießlichen Dienstesleistung in der Seelsorge und in der Erziehung der Diözesan-Theologen das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

Er ist auch sonst noch häufiger, auch mit dem Namen von Paslovits in Veröffentlichungen jener Zeit erwähnt. Theoretisch könnte es sich um einen Bruder oder sonstigen Verwandten der genannten Juliane Palsovits gehandelt haben.

Was geschieht bei der Genom-Daten-Analyse?


MyHeritage hat inzwischen auch einen deutschsprachigen Blog. Und auf diesem sind viele interessante Blogartikel zu finden. Zum Beispiel kann man in einem Blogartikel endlich einmal in klarem Deutsch lesen, was die alles machen bei der Datenanalyse. Ganz ehrlich, das wußte ich bisher so genau, wie es hier steht, auch noch nicht ( MyHeritageBlog, 12.1.2018):