Open-Table bei den Berliner Energietagen 2015, Foto: Andreas Kühl
Von Konferenzen kennt man das übliche Format der Vorträge, Präsentationen und Diskussionen auf dem Podium. Wenn am Ende noch Zeit ist, dürfen vom Publikum eventuell noch Fragen gestellt werden. Es ist als ob man einen Fachartikel liest und dem Autor im Anschluss noch eine Frage stellen darf.
Ein etwas anderes Format durften wir in der vergangenen Woche wieder bei den Berliner Energietagen einsetzen. Bereits zum dritten Mal, nach den Berliner Energietagen 2014 und in der Aktionswoche Berlin spart Energie 2014, haben wir interessierte Fachleute eingeladen mit uns über die Kommunikation der Energiewende am Gebäude zu diskutieren.
Energieblogger kommunizieren mit den Lesern
Wir, das ist die Gruppe der Energieblogger in Zusammenarbeit dem VME-Verlag und im speziellen Kilian Rüfer von blog.sustainment.de und ich, mit Unterstützung von Frank Urbansky von enwipo.de und Clemens Weiß von Energiezukunft.eu, der wieder am schnellsten war mit dem Bericht von der Veranstaltung.
Unser Anliegen war die spezifische Kommunikation durch zielgruppengerechte Dialoge. Trotz später Stunde, der Beginn war um 18.15 Uhr, entwickelte sich eine lange und lebhafte Diskussion über Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Werte. Bei einer reinen Präsentation von Inhalten wären sicher viele dem Schlaf nahe gewesen oder hätten die Veranstaltung früher verlassen. Anstelle dessen haben wir vier kurze Impulsreferate gehalten und anschließend zu diesen Themen Fragen diskutiert. So behielten wir einen roten Faden in dem sehr lebendigen Dialogformat. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierten sich gerade für das ungewöhnliche Format und den Aspekt der Kommunikation.
Funktioniert die Beteiligung des Publikums?
Vorstellungsrunde beim Open-Table auf den Berliner Energietagen 2015, Foto: Andreas Kühl
Wir sollten ja ohnehin spät starten, hatten aber weitere Verzögerungen durch den Umbau des Raumes. Es sollte nicht, wie in den Veranstaltungen vorher, von oben herab gesprochen werden. Daher haben wir vorher noch die Bestuhlung verändert und einen Kreis in der Mitte an Tischen und zwei Stuhlreihen dahinter aufgestellt. Alle weiteren durften weiter hinten in den Stuhlreihen Platz nehmen.
Klar, man setzt sich nur ungern in die erste Reihe, auch wenn dort die Getränke locken. Aber nach einer unvollständigen Vorstellungsrunde und etwas Input von uns nahm die Diskussion langsam Fahrt auf.
Die Schwierigkeit für uns war eher die Diskussion auf die Kommunikation und Dialoge mit den passenden Zielgruppen zu halten. Man schweift doch gerne ab auf allgemeinere Themen, wie Klimaschutz und Werte. Aber insgesamt ist es uns gelungen die Diskussion offen zu halten und selbst mit neuen Gedanken raus zu gehen. Ich hoffe die Teilnehmer konnten auch einige Anregungen mitnehmen. Zum Fazit komme ich später noch.
Mehr Kommunikation bei Konferenzen wagen
Kann das Format ein Vorbild für andere Veranstaltungen sein? Mir ist nicht bekannt, ob es solche Runden für eine offene Diskussion auch bei ähnlichen Veranstaltungen gibt. Es erfordert Offenheit vom Veranstalter und vielleicht auch Mut, etwas Neues auszuprobieren und solche offenen Diskussionen zu unterstützen.
Wichtig ist der klare Fokus auf ein Thema, in unserem Fall die Kommunikation. Dieses Thema wurde sonst von keinem anderen Referenten behandelt. Ein technisches Thema für den Open-Table kann ich mir nur schwer vorstellen, da hätten wir uns schnell in einer Diskussion über Wärmedämmung festgefahren. Daher haben wir Abschweifungen in die Technik schnell mit einer roten Karte beendet, ohne den Redner aus dem Raum zu verweisen.
Was noch anders war im Vergleich zu den üblichen Veranstaltungen und Vorträgen, war dass wir auf Augenhöhe mit allen andere Teilnehmern waren. Wir saßen als Teilnehmer der Diskussion mehr oder weniger im Kreis. Unseren Input haben wir aus dem Kreis heraus abgeben und mit allen Teilnehmern damit auf gleicher Höhe kommuniziert.
Mehr über Kommunikation in der Energiewende reden
Bevor ich zum Fazit der Veranstaltung komme muss ich noch abschweifen. Ich würde es sehr begrüßen wenn auch auf anderen Veranstaltungen die Teilnehmer einbezogen werden und über Kommunikation diskutiert wird.
Wir wollen eine Energiewende von den Menschen, die alle einbezogen werden sollen. Da ist es besonders wichtig, dass nicht nur von oben herab kommuniziert wird. Beteiligung kann auch schon auf Veranstaltungen anfangen. Auch Kommunikation der unterschiedlichen Themen der Energiewende ist wichtig und warum sollte man nur online im Blog die Leser einbeziehen?
Energieblogger stehen für eine andere Kommunikation der Energiewende. Für mich ist es der konsequente Schritt auch offline andere Wege zu gehen, sich auf Augenhöhe mit Diskussions-Teilnehmern zu begeben und zu hören was diese zu sagen haben – auch wenn es nicht immer den eigenen Vorstellungen entspricht.
Fazit vom Open-Table der Berliner Energietage 2015
So unterschiedlich wie die Erwartungen und eigenen Erfahrungen sind, so unterschiedlich werden auch die Eindrücke aus dem Open-Table gewesen sein. Aber ich freue mich über mehrere positive Rückmeldungen, die wir im Anschluss und am nächsten Tag bekommen haben. Den Verlauf der Diskussion hat Kilian Rüfer gut festgehalten in seinem Blog.
Mir sind vor allem drei Punkte aus der Diskussion hängen geblieben:
Vorbilder: Zur Zeit habe ich den Eindruck, dass zahlreiche Initiativen versuchen die Eigentümer gezielt anzusprechen. Vielleicht sollten wir untersuchen, wer besonders erfolgreich ist in der Ansprache und warum sie so erfolgreich sind.
Weniger ist mehr: Bei den Berliner Energietagen habe ich mehrfach gehört, dass die steigenden energetischen Anforderungen problematisch werden. Je jünger das Gebäude ist, um so mehr stimmt das in wirtschaftlicher Hinsicht. Aber auch technisch werden viele Eigentümer mit dem komplexen Prozess der Sanierung überfordert. Vielleicht muss es nicht immer die High-End Lösung sein und eine einfachere Lösung – passend zum Haus – reicht aus.
Positive Emotionen statt Fakten: Bei der Überzeugung zur Sanierung wird, wie auch bei anderen Themen des Klimaschutzes, viel mit Fakten gearbeitet. Werden aber Entscheidungen immer nur aufgrund von Fakten getroffen? Es heißt zwar immer, die Maßnahme muss sich rechnen, aber oft ist die emotionale Entscheidung aus dem Bauch heraus dann schon gefallen. Das emotionale Bild der Sanierung ist momentan eher negativ geprägt, aber warum mal nicht emotional arbeiten anstatt nur mit Fakten?
Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion fortgesetzt wird. Prima wäre es, wenn auch auf anderen Veranstaltungen mehr mit den Teilnehmer diskutiert wird und die Kommunikation zur Energiewende genauso ein Thema wird, wie fachliche Aspekte. Was meint Ihr dazu?
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.