Mit YOUR NAME bekommen wir ein visuell-emotionales Anime-Meisterwerk

Ein Komet schwebt magisch über die Berge der japanischen Provinz Hida. Animierte Landschaften des Dorfes Itomori versetzen uns ins Schwärmen. Selbst die Metropole Tokio  wird von Regisseur Makoto Shinkai (5 Centimeters per Second, The Place Promised in Our Early Days) mit all ihrem Trubel romantisch eingefangen. In dem Anime Your Name spüren und sehen wir die Hingabe und Detailverliebtheit in jedem Bild.

Der Film erzählt von Mitsuha, einer High School Teenagerin, die von ihrem Leben in dem Dorf Itomori angeödet ist und sich wünscht, in ihrem nächsten Leben als ein gutaussehender Großstadt-Junge wiedergeboren zu werden. Dann beginnt sie auf einmal für einzelne Tage den Körper mit Taki zu tauschen, einem eben solchen Jungen, der in Tokio lebt. Sie kommunizieren miteinander, indem sie sich Nachrichten auf dem Laptop von Mitsuha und dem Smartphone von Taki schreiben. Manchmal hinterlassen sie sich gegenseitig Notizen auf der Handfläche oder dem Arm.

Die beiden entwickeln eine tiefe Verbundenheit, während sie das jeweilig andere Leben leben und sich zugleich auf der Suche nach sich selbst befinden. Als Mitsuha plötzlich den Kontakt abbricht und kein Körpertausch mehr stattfindet, fühlt sich Taki allein gelassen und zeigt sich besorgt. Er will herausfinden wer dieses Mädchen ist, wo sie herkommt und weshalb dieses magische Miteinander so abrupt unterbrochen wurde.

Mit YOUR NAME bekommen wir ein visuell-emotionales Anime-Meisterwerk

Your Name

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Taki hinterlässt Mitsuha eine Nachricht.

Hinter Your Name steckt soviel mehr als nur eine Körpertausch-Komödie. Es wäre sogar ziemlich vermessen, diesen Film als solches abzutun. Shinkais Animationsfilm in einem Atemzug mit Big, Freaky Friday oder ähnliches zu setzen würde allenfalls die erste Hälfte seines Films widerspiegeln. Er benutzt aber keine belanglosen Witze um mit seiner Story schlicht zu unterhalten, sondern entfaltet eine Gender-Body-Switch Geschichte inmitten der Coming of Age-Lebensphase, in der die Suche nach Identität und das Gefühl, verstanden werden zu wollen, immerzu im Mittelpunkt stehen.

Das merkt man äußerst prägnant bei Mitsuha, die unbedingt aus ihrem Dorf fliehen will, ganz gleich was in der Welt dort draußen für Ungewissheiten auf sie Warten mögen. Gemeinsam mit ihren Freunden macht sie sich Gedanken über ihr Leben nach dem Schulabschluss, während sie sich mit einem Vater herumschlägt, der sich als engstirniger Bürgermeister Itomoris aufspielt, dessen Tochter sie nicht unbedingt sein möchte. Da erscheint es nur allzu passend, dass die erste Nachricht, die sie von Taki zu lesen bekommt, ein “Wer bist du?” auf ihrem Schreibblock ist. Eine Frage, die sich sowohl für Mitsuha als auch für Taki durch den ganzen Film zieht.

Hier zeigt sich eine weitere, äußerst große Qualität des Films: dem Storytelling gelingt ein intelligentes Hin- und Her zwischen diesen beiden Figuren, die miteinander in Verbindung gestellt werden, aber eigentlich nie zusammen zu sehen sind. Die Aneinanderreihung der Momentaufnahmen aus beider Leben und wie sie im Film angeordnet wurden zeigen sich als eine ganz eigene Kunst. Nur durch die geschickte Inszenierung funktioniert die Geschichte überhaupt erst, von Beginn bis Ende mit mehr als nur einem Twist, die immer wieder unvorbereitet und überraschend über uns hereinbrechen.

Dabei vereint der Film ebenso seine unterschiedlichen Genre-Anleihen. Your Name spielt mit einem Gedanken, der aus dem Science Fiction kommt, gibt seinen Figuren weltliche Probleme des Jugendfilms mit, zeigt ein tragisch-trauriges Drama über zwei Menschen, die sich nahe sind, weil sie das Innere des anderen nur allzu gut kennen, aber auch nicht nahe sein können, weil sie körperlich scheinbar auf ewig getrennt leben müssen. Und dann ist da noch die Comedy, wenn Taki im Körper von Mitsuha aufwacht, muss er sich oder ihr jedes Mal an die Brüste fassen, um sich von der Situation zu überzeugen. Sie wiederum stößt einen Schrei des Entsetzens aus, wenn sie mit ihrem hinzu gewonnenen Geschlechtsteil die Toilette aufsuchen muss.

Mit YOUR NAME bekommen wir ein visuell-emotionales Anime-Meisterwerk

Your Name

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Taki liest eine Nachricht, die Mitsuha ihm hinterlassen hat.

In anderen Filmen wäre das alberner Brachialhumor, in Your Name ist es eine treffende Beobachtung, die zur Identitätsfrage passt, die der Film die ganze Zeit über ausdiskutiert. Die Genialität liegt darin verborgen, dass andere Körpertausch-Filme versuchen, den jeweiligen Protagonisten das Weltverständnis des Anderen zu zeigen. “Ändere deinen Blickwinkel und dir werden sich andere Sichtweisen erschließen” ist oftmals die Moral der Geschichte. In Your Name nutzt der Körpertausch allerdings, um sich selbst zu verstehen, um sich selbst zu finden und sich selbst über die eigenen Identität klar zu werden.

Your Name ist originell in seiner Idee, wunderschön in seiner Umsetzung, interessant und schlau in seinem Storytelling und einfach nur himmlisch in seinen Bildern. Wir wünschen es Mitsuha und Taki, sich irgendwann einmal über den Weg zu laufen, als wären es  zwei unserer besten Freunde, denen wir nur das beste im Leben wünschen. Am Ende haben wir mit den beiden gelacht, uns mit ihnen gewundert, uns durch skurrile Situationen geschlagen. Wir haben mit ihnen geweint, gestaunt und ein Mysterium offen gelegt, dass im Film keine Erklärung nötig hat. Es ist am Ende einfach so. Und das ist wunderbar.


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