Es war einer dieser Tage an denen man eigentlich die Welt verändern möchte und am Ende nicht vom Fleck gekommen ist. Es ist Umbruch angesagt. Es ist immer spürbarer dass es so nicht weiter geht.
Mein Leben besteht schon lange aus „ keine Zeit“ „vielleicht später“ und „bald mache ich Pause“ und doch bin ich in einer endlosen Schleife gefangen. Wie in „Täglich grüßt das Murmeltier“ beginne ich immer von neuem, schreibe Pläne und habe Ideen, gehe guter Dinge ins Büro um quasi machtlos dabei zuzusehen, wie mir die Zeit durch die Finger rinnt.
Gegen Mittag macht sich der erste Frust breit. „Gleich ist schon Mittag und ich habe noch immer nicht das geschafft, was ich machen wollte“… Zwischenrufe von allen Seiten zerschlagen meinen Mühsam angelegten Zeitplan, das meiste ist wichtig, machmal sind es wirkliche Notfälle. Dann noch zwei Call-Center am Telefon abgewehrt – verdammt, schon halb zwei, ich hab nix gegessen. Stulle am Schreibtisch, Verdammt, ich wollte doch kein Brot mehr essen. – Oh Hallo Luna, ach so – verdammt- Gassiiiii!!!! Schon 16 Uhr. … um 17 Uhr und nach zwei weiteren Telefonaten endlich mit dem Hund raus. Versuch den Kopf wieder klar zu kriegen. Klappt nicht. Der Sturm hinter der Stirn tobt…. jetzt schnell etwas aufräumen und nebenbei Abendessen machen, der Liebste kommt auch schon gleich. Oh er macht Überstunden ….Naja….schnell noch mal ins Büro…. 19:30… das Essen schmeckt sogar noch Als wir die Küche fertig haben ist es 20:30 Uhr…. Dann nehme ich den Rechner mit auf die Couch. Vielleicht schaffe ich noch ein paar Zeilen… Ach Mist… kann nix mehr schreiben…. kein Wunder… bin Todmüde…. Ach verdammt, der Artikel hat morgen Abgabe… Irgendwie drücke ich noch ein paar halbwegs lesbare Zeilen auf das virtuelle Papier…. Müde… Naja stehe ich morgen um 5 auf, mit frischem Kopf kann ich es noch mal querlesen…
So oder so ähnlich verliefen fast 5 Jahre meiner Selbständigkeit. Immer wieder habe ich versucht mich zu verändern und zu verbessern. Dinge anders zu regeln und mich nur noch mehr zusammenzureißen. Habe immer neue Pläne geschmiedet und gehofft, dass ich mein Arbeitspensum gewippt kriege und mich nebenbei noch besser strukturiere …. und bin nebenbei komplett ausgebrannt.
Im Oktober 2015 schrieb ich das erste Mal darüber, dass sich die Dinge bei mir ändern müssen, aber sich selbst zu erkennen und sich zu verändern, diese Veränderung auch beizubehalten ist nicht ganz einfach. Zu stark sind die alten Muster in die ich immer wieder geriet. Zu groß das schlechte Gewissen, um eine Auszeit zu nehmen, und nach der Zeit in Hessen auch auch das Loch in der Kasse groß.
Ich habe viel gelesen und über mich erfahren in der Zeit, habe an mir gearbeitet und mich anders verstanden. Und wenn man diesen Prozess erstmal angeschoben hat, kann man über Dinge die nicht glücklich machen, nicht mehr hinweg sehen.
Dann kam eine Phase in der ich zwar dann wusste, was ich nicht mehr wollte, was mich unglücklich macht, aber noch immer nicht, was ich gern möchte. Zu viele Interessen fesseln mich, aber nie so lange, dass es für eine berufliche Laufbahn reicht.
Ich fing an, meine kleine Firma zu hassen. Ich war nicht mehr stolz auf das, was ich mir aufgebaut habe, sondern ging morgens mit einer Schwere ins Büro, die man nur aus dem Angestelltenverhältnis kennt. Zwischendurch habe ich sogar überlegt, wieder angestellt zu arbeiten, aber die einmal gekostete Freiheit wollte ich auch nicht wieder hergeben.
Auf der anderen Seite standen Lustlosigkeit, Angst und auch oft Überforderung. Ständige Migräne und das ewige Gefühl der Sinnlosigkeit des Tuns. Ich musste sehr aufpassen, dass ich damit nicht aus Versehen das mühevoll Aufgebaute wieder kaputt mache….
Die Technik entwickelt sich stetig weiter und und hatte keine Zeit mich mit vielen neuen Dingen zu befassen, die jetzt gefordert sind.
Auf der anderen Seite standen viele liebe Kunden, eine gewisse Verantwortung für ihre Herzensprojekte und der Wille, das Aufgebaute erhalten zu wollen.
Also fing ich an, viele Entscheidungen für mein Leben zu fällen.
Und das war wirklich nicht einfach. Wo wollte ich hin? Was war ich bereit aufzugeben? Alles zusammen würde nicht gehen, auch das habe ich versucht und mich dabei aufgerieben.
Also habe ich erstmal angefangen zu streichen. Dinge die ich absolut nicht wollte, von ich Bauchschmerzen bekam habe ich zuerst – mit großem schlechten Gewissen- gestrichen. Habe zum ersten Mal Aufträge abgelehnt. Habe auf mein Bauchgefühl vertraut, wenn sich ein Telefonat oder ein Pitch nicht gut anfühlten.
Und es ging, ich hatte trotzdem noch genug zu tun. Sogar immer noch zu viel. Immer noch machte sich Frust breit, weil meine EIGENEN Herzensprojekte auf der Strecke blieben. Weil der Nachteil eines digitalen Lebens ist, dass auch Deine Kunden sehen womit Du den Tag verbringst. Und es auch mitgeteilt haben. Manchmal voller unmut. Warum ich denn auf dem Sofa säße, wo ich doch schliesslich noch nicht mit dem Fehler in ihrem Shop fertig bin. Was mir denn einfiele, schließlich hätte ich ja eine Aufgabe. 24h, 7 Tage die Woche. Meine beiden digitalen Leben fingen an sich zu beißen.
Ich tappte sozusagen in die nächste Falle. Und fühlte mich von meinem eigenen Online-Leben überwacht. Wie wollte ich damit umgehen?
Okay, also doch weiterhin das geliebte Blog auf Sparflamme laufen lassen und alle Energie in die Firma stecken.
Der nächste Frust bahnte sich an. Ich habe doch auch ein Recht auf Feierabend und ein Leben oder nicht?
Also stand eine weitere Entscheidung an. Das Blog schlafen legen? Nein, auf gar keinen Fall. Dafür bedeutet es mir zu viel.
Mir ein Beispiel an meinen Freundinnen nehmen, die vom Bloggen leben und den Schritt wagen? Dafür fühlte „ich“ mich zu klein. Die Angst war größer. Dadurch dass mein Blog all die Jahre immer nebenbei lief, konnte ich es nie so aufbauen und strukturiert führen, wie ich eigentlich wollte. Ich habe es immer nur nebenbei geführt. Dass es überhaupt so erfolgreich ist, finde ich immer wieder erstaunlich. Wie wäre es wohl, wenn ich endlich mal all die Posts schreiben würde, die ich seit Jahren im Herzen trage, all das basteln, backen, fotografieren und schreiben würde, wonach das Herz schon so lange ruft? So gerne würde ich das volle Potenzial entfalten und mal zeigen, was noch alles in mir und dem Blog steckt. Und während ich so immer fleißig durch mein Hamsterrad tobte, wurde ich rechts und links überholt. Viele meiner Ideen hatten andere dann irgendwann auch und jeder dieser wunderschönen und liebevollen Blogbeiträge der anderen war ein Stich in mein Herz. Trends zogen an mir vorbei, Valentins- und Muttertage wurden gefeiert, wunderschöne Osterideen zogen in den Streams an mir vorbei und ich? Ich trat auf der Stelle.
Und meine Herzenskunden? Nein die wollte ich auch nicht im Stich lassen. Und so drehte ich mich immer weiter im Kreis um mein eigenes Universum. Der nächste Zusammenbruch bahnte sich an. Viele sehr liebe Frauen haben sich mit meiner Untersützung ihr Herzensbusiness aufgebaut, haben von meiner Erfahrung profitiert und zauberhafte Onlineshops aufgebaut. Natürlich wollte ich auch die nicht im Stich lassen. Aber ich tu es trotzdem immer wieder, wenn mir alles zu viel wird, wenn ich mehr Aufgaben auf dem Tisch habe, als ich schaffen kann, das Geld auch nicht für eine zweite Person reicht.
Ich glaube viele Einzelunternehmerinnen kennen dieses ewige schlechte Gewissen, man hat den ganzen Tag gearbeitet. E-Mails beantwortet, telefoniert und beraten, Angebote geschrieben, ToDo-Listen abgearbeitet, sich mit der Steuer gequält und doch ist man irgendwie nie fertig. Man könnte immer auch die Nacht dazu nehmen. Aber irgendwann arbeitet man Rückwärts. Hilft also auch nicht… Aber irgendwas leidet immer. Und zu guter letzt man selbst. Deswegen ist es so wichtig, jeden Schritt aus 100%iger Überzeugung zu machen. Wenn man das nicht tut, wird es immer schwerer.
Warum hast Du Dein Unternehmen denn nicht bewusst vergrößert, fragen sich sicher einige. Nun – vielleicht weil ICH nicht mit vollem Herzen dabei bin. So stolz ich auch darauf bin, schon 6 Jahre selbständig zu sein, mit allen Höhen und Tiefen und mit allem was daraus entstanden ist, habe ich mir doch immer ein Türchen offen gehalten. Ich bin erfolgreich mit dem was ich mache, werde gut gefunden und weiter empfohlen. Ich mache auch einen ganz guten Job, aber es ist immer nur ein Job, keine Passion.
Um zu erklären wieso ich dann in diesem Job bin, würde ein Buch füllen. Ich wusste sehr lange nicht, was ich stattdessen machen wollte. Das Einzige WAS ich wusste, ist, dass ich weiterhin selbständig sein wollte.
Für keinen Job der Welt wollte ich mich wieder anstellen lassen. Aber ich hatte auch immer Hemmungen, meine Firma zu vergrößern, denn ich hatte Angst, die Verantwortung für jemanden zu haben und dann nicht mehr „weg zu können“
Aber so stehe ich eben mit Vollgas auf der Bremse. Ich gebe alles, arbeite viel und wirke von aussen erfolgreich und glücklich. Neulich sagte eine befreundete Bloggerin mir, dass ich sie sehr inspiriere und dann kam ich mir vor wie eine Lügnerin, denn ich lebe nicht meinen Traum.
Ich weiß im Moment nicht was mein Traum ist. Ich habe habe nur eine Ahnung von dem, was ich machen möchte, eine stille Sehnsucht nach etwas anderem. Ein Ruf in meinem Herzen.
Irgendwie habe ich immer gehofft, dass sich das Thema erledigt, wenn ich schwanger werde, dann könnte ich mein Leben ja so nicht weiter führen, und hätte einen guten Grund, mich zurückzuziehen. Aber dieses Geschenk hält das Schicksal wohl nicht für uns bereit. Mein Schicksal erwartet von mir, mein Leben in die Hand zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Ich werde nicht einfach schwanger und kann weglaufen – ich muss mich konfrontieren und mein Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Also was jetzt?
Ich liebe gutes Essen und ich liebe gesunde Ernährung, bzw. alles über Nahrung und Ernährung zu wissen. Ich sauge alles Wissen darüber auf. Ich interessiere mich für alle Funktionen des Körpers, für die Zusammenhänge von Krankheiten und Ernährung, für die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele, Kräuterkunde, Naturkosmetik, Naturheilkunde, Bachblüten…. habe ein gutes Gefühl für Menschen. Inspiriere sie. Menschen kommen zu mir, wenn sie Probleme haben und gehen mit einer Lösung im Kopf und einem beschwingten Herzen wieder nach Hause.
Alles das sind meine besonderen Fähigkeiten und Interessen und ich habe viele Jahre kein Talent darin gesehen, habe alles das gar nicht in eine Verbindung miteinander gebracht.
In der letzten Zeit wurde alles etwas klarer. Ich habe mich informiert und eine Entscheidung getroffen. Ich werde Seiten-Wechsel nicht für immer so führen. Ich habe mich an der Heilpraktiker-Schule angemeldet und ich werde eine Coaching-Ausbildung machen.
Was ich dann letztendlich daraus mache, weiß ich noch nicht. Ich kann mir vorstellen mit hochsensiblen Frauen zu arbeiten oder die Themen Übergewicht, Gesunde Ernährung und Seelische Zusammenhänge miteinander in Verbindung zu bringen. Aber vielleicht führt der Weg mich auch ganz woanders hin.
Erstmal gehe ich ein paar Jahre zur Schule und „muss“ weiterhin Geld verdienen.
Das ist ein großer Schritt, über den ich lange nachgedacht habe. Ich weiß, dass ich einigen vor den Kopf stoßen werde und denen sei gesagt, ich mache ja erstmal weiter.
In meinem Alter könnte ich auch jederzeit schwanger werden. Dann könnte ich auch nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Auch damit müssten meine Kundinnen zurecht kommen. Oder ich könnte einen Unfall haben. Ich bin ersetzbar will ich damit sagen. Es muss nicht sofort sein, aber langfristig ist es so. Ich weiß, dass viele hier mitlesen und deswegen habe ich auch ein bisschen Bauchweh, nachher den „Veröffentlichen“-Knopf zu drücken, aber so geht es auch nicht weiter. Es hilft ja auch nicht, wenn ich dabei auf der Strecke bleibe. Seit Wochen ist mein Herz ganz schwerz, was dieses Thema angeht und ich rin