ISBN 9783867541794
Ariadne-Verlag
Preis: 11,-€
Taschenbuch
Wenn man von Geschrei in der Wohnung über einem geweckt wird, bekommt man erstmal einen Schreck. Lisa Nerz geht das auch so. Also beschließt sie, zu schauen, was da los ist. Wäre sie doch bloß im Bett geblieben, hätte sie doch bloß die Klappe gehalten.
Zumindest denkt sie das, nachdem ihr klar wird, dass das Jugendheim gerade im Begriff ist, den kleinen Tobias abzuholen, weil seine Mutter sich angeblich nicht um ihn kümmern kann. Aber egal, Lisa wirft sich ziemlich großmäulig in die Bresche für die Familie und Tobias bleibt . . . vorerst.
Doch damit noch nicht genug: Ihr Lebensabschnittsirrtum und Staatsanwalt Richard Weber trifft sich dienstlich mit Sonja Depper, ihres Zeichens Familienrichterin. Schon einen Tag später treffen Lisa und Richard sie im Wald wieder, allerdings tot. Und unter der Leiche liegt ein Baby.
Der Fall ist total undurchsichtig, und Lisa macht sich auf die Suche nach mehr. Schließlich geht es um Kinder, und sie als Journalistin hat da so ihre Möglichkeiten.
Meine Meinung
Ich muß ja zugeben, zu Beginn war mir diese Lisa Nerz total unsympathisch. Zu große Klappe, zu aufdringlich, und scheinbar nichts dahinter. Es ist zwar Lisas 8. Fall, aber für mich der erste, also gab ich ihr eine Chance. Und siehe da, es entwickelt sich.
Auf ziemlich draufgängerische und egoistische Art und Weise geht Frau Nerz durchs Leben, nimmt selten Rücksicht auf Verluste. Über Lisa Nerz sagt Christine Lehmann selbst, dass sie unter anderem politisch unkorrekt ist. Aber sie kommt voran, und das nicht schlecht. Wenn sie könnte, wie sie wollte, würde sie gerne öfter mal auf den Tisch hauen, aber zum Glück weiß sie sich zu beherrschen.
Mit irrem Tempo jagt die Autorin Lehmann den Leser durch dieses Wirrwarr an Behörden, Zahlen und Ereignissen, dass ich manchmal kaum hinterher kam. Die Ideen, die sie hier eingearbeitet hat, sind ganz schön abgebufft und das Ganze wirft leider kein gutes Licht auf die betroffenen Behörden.
Darum verweise ich gleich auf die einleitende Worte der Autorin, die klar stellt, dass Ähnlichkeiten unbeabsichtigt und rein zufällig sind.
Die dargestellten Personen hingegen sind Leute wie Sie und ich, es könnten auch meine Nachbarn sein oder Ihre. Ich gestehe, meine Vorurteile wurden dadurch leider noch geschürt, dagegen kann das Kopfkino einfach nicht ankommen.
Doch der Verlauf der Geschichte schlägt immer wieder Hacken, sodass jegliche Vermutung genauso schnell wieder verworfen werden konnte. So richtig Spannung kommt allerdings erst gegen Ende der Geschichte auf.
Unterm Strich
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bin ich positiv überrascht, ich hatte mir nur mehr Spannung erhofft. Dafür aber gerne 4 Sternthaler.
Christine Lehmann, geboren 1958 in Genf, lebt seit 1962 in Stuttgart, schreibt Krimis, Romane und Jugendromane und arbeitet als Nachrichtenredakteurin beim SWR. Hat einen zweiten Wohnsitz in Wangen im Allgäu. Lehmann veröffentlicht seit Mitte der 90er Jahre Krimis mit der Kult-Serien-Figur Lisa Nerz, die in immer wieder anderen gut recherchierten Milieus Morde aufklärt und seit 2011 auch bloggt und eine eigene Facebookseite hat. Um die Jahrtausendwende kamen Liebeskomödien dazu - Der Bernsteinfischer wurde 2005 mit Heiner Lauterbach und Sonsee Neu in den Hauptrollen für die ARD verfilmt -, dann Liebesromane für jugendliche Mädchen. Außerdem verfasst Lehmann Kimi-Hörspiele für den SWR im Rahmen der Reihe ARD-Radio-Tatort. Zuletzt erschienen: "Malefizkrott", Ariadne und "Die Rose von Arabien", Planet Girl, Thienemann. Im März 2012 erscheint: "Totensteige".Quelle: http://christine-lehmann.blogspot.com/p/die-autorin.html
Eine herzliches Danke Schön geht an Dörte Graul und den Argument-Verlag mit Ariadne, die mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.