Mit Perfektionismus umgehen – [mit Video]

Mit Perfektionismus umgehen

Das Video findest du hier oder eingebettet am Ende des Artikels. Viel Spaß!

Wisst ihr, wie schwer ich mich gerade getan habe, meinen Schreibprogramm zu öffnen um diesen Artikel zu schreiben. Hunderte Gedanken gingen mir durch den Kopf.

  • Wo soll ich anfangen?
  • Wird der Artikel gut?
  • Ich habe keine Lust auf das Gefühl keine guten Ideen zu haben.
  • Eigentlich bringt es ja nichts zu schreiben, wird ja eh nicht perfekt.
  • Interessiert die Leute denn, was ich schreibe?

Und so weiter, und so weiter. Dieses innere Gefühl des Widerstandes. Wenn du ein Perfektionist bist, dann kennst du es. Bei mir ist ein ständiger Begleiter. Es hält mich oft davon ab, Dinge anzufangen. Oder Dinge weiterzumachen, bei denen es ein wenig schleppend läuft. Ich habe oft einen viel zu hohen Anspruch an mich selber.

Ob du Perfektionist bist, kannst du übrigens hier testen. Denn: jeder liebt Tests! :)

Das behindert mich dabei, Neues einfach mal anzupacken. Einfach loszulegen und auf dem Weg zu schauen, was passiert. Ich möchte, dass vorher ein Mann im schwarzen Anzug vorbeikommt und mir aus seinem schwarzen Aktenkoffer auf eine Erfolgsgarantie geschrieben auf edelem Papier überreicht.

Nur ist dieser Mann bisher noch nicht aufgetaucht. Steht wohl im Stau. Bis dahin muss ich wohl oder übel alleine mit meinem Perfektionismus umgehen.

Perfektionismus ist im Grunde genommen ein viel zu hoher Anspruch an dich selber. Wir wollen alles immer richtig machen, wollen Fehler vermeiden und denken dass wir nur liebenswürdig wären, wenn wir unsere Sache perfekt machen.

Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl

Das solche Gedankengänge nicht gerade hilfreich für unser Selbstwertgefühl sind, muss ich ja wohl niemandem sagen. Die Hürde, sich selber anzuerkennen und als liebenswürdig zu erachten ist einfach viel zu hoch.

Aber das ist nochmal ein komplett anderes Thema, denn die Ursachen für solch einen Perfektionismus liegen oftmals in einem geringen Selbstwertgefühl.

im Grunde eine gute Eigenschaft

Perfektionismus an sich ist übrigens überhaupt keine schlechte Eigenschaft. Er wird nur dann etwas hinderlich, wenn er uns davon abhält, überhaupt etwas zu tun. Wenn wir so mit ihm identifiziert sind, dass er uns ein Handeln unmöglich macht.

Hohe Standards an sich und seine Arbeit zu haben, ist eine gute Sache. Wir dürfen uns nur durch die Angst vor Fehlern oder Missgeschicken nicht von unseren Zielen abbringen lassen, und auch Fehler und Missgeschicke akzeptieren und nicht auf uns als Person zurückführen, sondern nur auf unser Handeln.

Denn mal ehrlich. Nur durch Fehler lernen wir, nur durch Fehler können wir uns weiterentwickeln. Darum geht es im Leben.

Ursachen liegen im Kopf

Perfektionismus entsteht also in userem Kopf. Solche Gedanken sind bei vielen Menschen an der Tagesordnung.

Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es mir momentan nicht möglich ist, diese perfektionistischen Gedanken vollkommen verschwinden zu lassen. Meine Herangehensweise, neben der kontinuierlichen Arbeit am Selbstwertgefühl, ist es, mit diesen Gedanken und Emotionen umgehen zu lernen.

Wie gehe ich mit Perfektionismus um

1. Selbstbeobachtung

Ich habe erkannt, dass ich perfektionistisch veranlagt bin, ich habe mich immer und immer wieder selber beobachtet und genau die Muster herausgefunden, wie Perfektionismus bei mir wirkt. Ich weiß jetzt, in welchen Situationen sich der Perfektionismus bei mir in welcher Form äußert. Ich kenne meine Gedanken und meine Gefühle in diesem Moment.

Das ist der essentielle erste Schritt, denn wenn wir nicht erkennen, wann uns unser Perfektionismus überhaupt behindert, dann ist es unmöglich, etwas dagegen zu tun.

Dieses Erkennen ist übrigens nicht so einfach, wie man am Anfang denken könnte. Diese Gedanken und Emotionen können sehr subtil sein und uns so effizient vom Handeln abhalten.

2. Einen Schritt zurücktreten – sich nicht einnehmen lassen

Also trete ich jetzt jedes Mal, wenn ich einen Anflug von perfektionistischen Verhalten erkenne, einen Schritt zurück. So auch vorhin, als ich angefangen habe, diesen Artikel zu schreiben.

3. Trotz der Emotionen den ersten Schritt tun

  • Ich fühle also diesen inneren Widerstand.
  • Ich akzeptiere ihn.
  • Ich werde mir ihm bewusst.
  • Ich erkenne, dass diese Gedanken nicht zu 100% der Realität entsprechen.
  • Ich benutze meine Willenskraft um das Dokument einfach jetzt zu öffnen anstatt noch weiter bei Facebook zu surfen.
  • Ich schreibe einfach los.
  • Ich schreibe einfach, ohne ein bestimmtes Ziel.
  • Ich will nichts erreichen.
  • Keine Reaktion von anderen.
  • Keinen meiner eigenen Ansprüche.
  • Ich will einfach nur in den Flow kommen.

Das klappt.
Jetzt schreibe ich einfach drauf los und dieser Artikel ist entstanden. Bis jetzt gefällt er mir ziemlich gut. Zumindest rede ich mir das ein. Denn er ist gut, nur versucht mein Perfektionismus mich von Gegenteil zu überzeugen. Hin und Wieder schafft er das auch noch. Nur lange nicht mehr so häufig.

Also steht die Selbsterkenntnis wie so oft am Anfang. Sobald wir selbsterkennend genug sind, durch ständige Beobachtung unserer Gedanken, desto eher können wir auf den Perfektionismus reagieren anstatt sich von ihm einnehmen zu lassen.

Sich distanzieren

Er bestimmt nicht mehr unsere Realität, sondern wir können ihn quasi von außen beobachten. Dann können wir uns sagen:

“Hah, moment mal Herr Perfektionismus, was du mir da gerade einreden willst, das ist ja gar nicht mal so richtig, wie du es hier darstellen willst”

…und dann bewusst für uns die Entscheidung treffen, einfach loszulegen.

Ich habe mich mit meinem Freund Nate Dalliard (nateive.com) ein wenig über das Thema unterhalten und das Ganze mal aufgezeichnet.

Das Video könnt ihr euch hier anschauen. Ein sehr unperfektes Video, das mir trotzdem sehr gut gefällt. Viel Spaß damit!

Es ist übrigens eine riesige Komfortzonenübung für mich, sowas zu veröffentlichen. YEAH!

Grüße

Tim


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