Ende September ging es zusammen mit meiner Verlobten für zwei Wochen auf die wunderschöne italienische Insel Sardinien. Die Reise war schon lange geplant und neben der langen Autofahrt in das kleine Hafenstädtchen Livorno in der Toskana, graute mir vor allem vor der Überfahrt mit der Autofähre nach Olbia auf Sardinien.
So richtig viel Information zum Ablauf und der Überfahrt an sich findet man leider kaum im Internet, schon gar nicht auf den Seiten der Reedereien. Im folgenden Beitrag schildere ich daher nun einfach mal meine ganz persönlichen Eindrücke in Wort und Bild, damit sich auch andere, unsichere Reisende einen kleinen Eindruck verschaffen können.
Nachdem sich die einzigen beiden Anbieter Moby Lines und Corsica Ferries preislich nichts nehmen, hatten wir uns spontan für erstere entschieden. Ganz ehrlich: Tweety und Co. hatten es uns angetan…
Natürlich wurden wir auf den österreichischen und italienischen Autobahnen erst einmal wieder gut zur Kasse gebeten. Maut für jeden erdenklichen Kilometer, aber dafür kamen wir jetzt nach der Hauptsaison zügig voran. Endlich in Livorno angekommen hatten wir noch ein großes Zeitfenster übrig und standen zusammen mit all den anderen Reisenden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich in drei Warteschlangen vor der Fähre.
So blieb uns etwas Zeit zum Bewundern der anderen Gefährte, die mit auf die Fähre wollten.
Wir bekamen in all der Zeit leider keine Info von Moby Lines wann das Boarding losgehen würde und waren somit gezwungen nah beim Auto zu bleiben. Ebenso ging es den vielen junge Familien die hier warteten. Der erhoffte Snack zum Abendbrot stammte aus der vorsorglich mitgebrachten Brotzeit. Eine kleine elektronische Tafel, wie man sie etwa bei Tallink Silja Fähren in der Ostsee hat wäre hier wünschenswert.
Gleich zu Beginn stellten wir fest, dass das Personal im Hafen und auch später an Bord dem Job mit gepflegtem Desinteresse und vor allem ohne jegliche Englisch-Kenntnisse seiner Arbeit nachging.
Ohne zu wissen warum setzte sich die Kolonne dann plötzlich in Bewegung.
Nachdem unser Ticket aus dem Internet eingelesen und ein Aufkleber vom Personal der Moby Lines auf der Frontscheibe angebracht wurde, ging es nur zäh weiter, denn aus den ursprünglich drei vorsortierten Reihen mit Wohnmobilen, Kleinbussen, PKW’s und Motorrädern wurde wieder eine und die Fahrer verständigten sich kurzerhand selbst…
Statt normal zu sprechen wurde vom Moby Lines Personal nur genervt geblafft, laut gepfiffen und hektisch gestikuliert – egal ob man die italienischen Kommandos nun verstand oder nicht. Immerhin konnte trotz anders lautender Vorschriften der Beifahrer mit im Auto bleiben.
Die Auffahrt verlief dann ähnlich wie beim Befahren eines mehrgeschossigen Parkhauses, links auf dem Bild sieht man eine der Rampen nach oben. Mein Auto wurde dann von mir auf wirre Handzeichen sehr dicht neben der Wand und einem weiteren Fahrzeug auf einer etwas breiteren Rampe abgestellt und mit Keilen gesichert. Zur Überfahrt wurde diese Rampe auf Deck 5 dann hochgeklappt.
Unser bereits zuhause sorgsam für die nächtliche Überfahrt vorbereitetes Gepäck schnappten wir uns noch schnell bevor wir schon das Parkdeck verlassen mussten. Durch eines der farblich gekennzeichneten Treppenhäuser ging es nur ein Deck höher zu einem kleinen Tresen auf Deck 6, wo unsere Zimmerkarte bereit lag.
(Hier befindet sich übrigens auch der Sammelpunkt für den Notfall und der Zugang zu den Rettungsbooten.)
Auf der Webseite von Moby Lines war die von uns gebuchte Kabine zwar mit einem Bullauge versehen, also eine Außenkabine, jedoch war es zu unserer großen Überraschung dann doch nur eine Innenkabine für 75,— Euro pro Person. Zusammen mit dem Auto waren es damit schlappe 400,— Euro hin und zurück.
Na gut, für die paar Stunden sollte das reichen, es wurde sowieso dunkel. Hauptsache etwas Privatsphäre, so gut das hier eben ging…
Platz für bis zu fünf Passagiere bietet diese kleine Innenkabine auf wenigen Quadratmetern. Die einzige Luftzufuhr erfolgt über eine Klimaanlage, welche die ganze Nacht vor sich hin surrt.
Aber das war immer noch besser als an Deck oder in den Gängen des Schiffes zu nächtigen, so wie es viele an Bord der Sardinien-Fähren tun, um etwas Geld zu sparen. Einige Reisende hatten auch Hunde dabei, wo genau die nun aber ihr Geschäft verrichteten konnten wir nicht entdecken…
Bis zum Ablegen blieb noch etwas Zeit und so erkundeten wir unsere Fähre Moby Aki. Da wir bewusst nach der Hochsaison unterwegs waren wunderten wir uns auch nicht, dass einige der Einrichtungen an Bord bereits geschlossen hatten, schade war es aber trotzdem. Es gab keine Bar mehr auf dem Oberdeck, das Theater war ebenso wie die Sportsbar geschlossen und die Pizzeria mit Bugs Bunny und Freunden auch unbemannt.
Der Blick vom Oberdeck der Sardinien-Fähre auf den Fährhafen von Livorno.
Die Rettungsinseln gleich hinter der Brücke der Fähre Moby Aki.
Der Schornstein der Fähre mit dem Symbol der Moby Lines.
Nebenan die Konkurrenz mit der Sardinien Fähre Sardinia Regina.
Viele der lustigen Comicfiguren aus den Looney Tunes waren über das gesamte Schiff verteilt und waren nicht nur für die Kinder ein absoluter Hingucker. Damit hat Moby Lines schon ein gutes Händchen für Marketing bewiesen.
Für die Verpflegung an Bord stand ein Selbstbedienungsrestaurant mit Kantinen-Charakter und ein A la Carte Restaurant mit Kellnern zur Verfügung. Im Vorfeld konnte man vergünstigte Essens-Gutscheine dafür buchen, vor allem für das Frühstück am nächsten Tag, doch wir sparten uns das. Eine Pizza mit dem stets hungrigen Kojoten wäre uns da lieber gewesen…
Das A la Carte Restaurant an Bord der Moby Lines Fähre nach Sardinien.
Während sich viele der Passagiere an Bord der Fähre Moby Aki einen halbwegs gemütlichen Platz für die nächtliche Überfahrt suchten, gönnten wir uns kurz vor dem Ablegen noch einen Absacker an der Bar. Für 7,— Euro gab es einen kleinen, frisch gemixten Cocktail oder einen großen Aperol Spritz. Dabei war das Personal, wie überall auf dem Schiff, ständig mehr mit sich selbst oder einem Smartphone in der Hand, als mit der Arbeit und dem Gast beschäftigt. Die Dame an der Kasse verstand leider nur wenig englisch, für die Bestellungen und zum Kassieren reichte es aber.
Auf der Tafel nebenan wird übrigens angepriesen, dass man auch auf Hoher See Telefon und Internet zur Verfügung stellt, allerdings sind die Preise dafür horrend.
Zwischen all den Durchsagen zu den Öffnungszeiten der Bordrestaurants und einem kleinen Hinweis für den Notfall in sieben Sprachen vom Tonband gab es keinerlei weitere Hinweise seitens Moby Lines für die Überfahrt. Wann in etwa wir in Olbia ankommen sollten erfuhren erst auf Rückfrage an der Bar. Statt der auf dem Ticket stehenden Uhrzeit von 6:00 Uhr, war es erst um 7:00 Uhr, was die morgendliche Putztruppe jedoch nicht daran hinderte Passagiere, die ein wenig länger in Ihren Kabinen waren, lauthals herauszuklopfen. Diese Art der Informationspolitik und der Gästebetreuung finde ich persönlich einfach schrecklich, aber als leidenschaftlicher Kreuzfahrer erwarte ich mir da wohl zu viel.
Hier noch ein paar Schnappschüsse von den Fähren der Moby Lines.
Die Fähre Moby Vincent im Hafen von Livorno.
Unsere Fähre Moby Aki am Tag der Rückreise im Hafen von Olbia auf Sardinien.
Hier war das Personal etwas entspannter als auf dem Festland.
Zu guter Letzt noch eine Panorama-Aufnahme der Sardinien-Fähre Moby Aki.
Mein Fazit: Luxus geht definitiv anders und als Vielreisender bin ich einfach besseres gewöhnt als das was Moby Lines hier abliefert. Alles in allem wurden wir sicher über das Tyrrhenische Meer gebracht und bekamen das was wir bestellt hatten. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch werde ich bei der nächsten Reise nach Sardinien die Konkurrenz ausprobieren und auch darüber offen und ehrlich berichten.
Disclaimer: Dieser Beitrag wurde in keiner Form gesponsert, die Anreise nach Livorno sowie die komplette Überfahrt mit Moby Lines nach Sardinien wurde selbst bezahlt.