ein langer Weg
Anfangs war sie noch recht unsicher und wollte einfach nicht Laufen. Sie konnte schon sicher frei stehen und ist auch an der Hand gegangen, aber wenn man sie losließ hat sich sich gleich wieder auf die Knie fallen lassen. Wir haben sie dann mehr, oder weniger gezwungen, indem wir sie von hinten unter den Armen festhielten und sie, so gesichert, ihre Schritte geübt hat und meist gar nicht gemerkt hat, wenn man sie dann unterwegs losgelassen hat, sondern hat sich auf das Ziel, meistens Papa, oder Mama, fixiert und ist zielstrebig weitergelaufen.
Schließlich hat sie begonnen aus eigenem Antrieb zu laufen und später hat sie das Krabbeln komplett aufgegeben und kann mittlerweile selbst aufstehen, wenn Sie am Boden sitzt.
und sie läuft...
Anfangs geht einem das Mutterherz vor Stolz und Glück natürlich über und man applaudiert bei jedem Schritt und freut sich. Mit dem Handy werden Videos gemacht und an die ganze Verwandtschaft und im Freundeskreis geteilt. Toll!
Im Laufe der Zeit entwickeln sich die ersten Gehversuche aber auch zu einem kleinen Streßfaktor. Am Anfang fällt das Kind doch recht häufig hin. Die ungewohnt große Fallhöhe und die höhere Anzahl an Fallrichtungen macht es für das KInd am Anfang schwer auf den Sturz, oder das Stolpern, das es beim Krabbeln schon sehr souverän gemeistert hatte, angemessen zu reagieren. Und Stürze, die nicht auf der Windel enden verursachen in den ersten Tagen ein regelmäßiges Heulen und Mama muss die kleine Entdeckerin öfter trösten als sonst.
Auch der direkte Konakt mit den gewichtsmäßig überlegenen Geschwistern, die einfach nicht genug Rücksicht auf die Unsicherheit ihrer kleinen Schwester nehmen verursacht einen erhöhten Bedarf an Aufsicht und auch hier kommt es immer wieder zu Zusammenstößen, die zu Tränen führen.
Hoch die Tassen
Läuft das Kind dann sicher ergeben sich aus dem größeren Aktionsradius auch mehr Gefahrenquellen im Haushalt. War die Kleine bisher nur dort stehend dran, wo es geeignete Hilfsmittel gab um sich hochzuziehen erreicht sie, seit die läuft ganz selbstverständlich jede Ecke des Tisches und man muss mehr als bisher darauf achten keine spitzen, oder zebrechlichen Gegenstände an der Tischkante und mittlerweile auch am Rand der Küchenarbeitsplatte liegen, oder stehen zu lassen.
Auch Kanten und Ecken, die bisher mehr als ausreichen hoch gelegen sind befinden sich mittlerweile in der Gefahrenzone und es ist nur eine Frage der Zeit bis die Kleine mal gegen den Tisch läuft. Das ist auch ihren Geschwistern ab und zu mal passiert und bei aller Aufsicht muss man den Kindern auch zugestehen sich frei in der Wohnung zu bewegen.
Die Welt liegt mir zu Füßen
Mittlerweile haben natürlich auch in Straßenschuhe investiert und lassen die Kleine so oft es sich mit dem Rest der Kinderschar vereinbaren lässt, aber meistens dann, wenn die beiden anderen in der Kita sind, am Bürgersteig entlang laufen. Dazu braucht man allerdings Zeit, weil nicht nur die neuen Reize, Schaufenster und vorbeifahrende Autos veranlassen sie dazu anzuhalten und zu staunen, sondern auch jede Bodenunebenheit, jedes Blümchen am Wegesrand und jeder Stein animieren zum Anhalten und zum Versuch es aufzuheben.
Auf asphaltierten Strecken ist es immer wieder witzig, wenn auch zeitintensiv, wenn sie versucht die eingearbeiteten Steinchen zu greifen.
Irgendwie macht mich die Entwicklung aber auch ein bisschen Wehmütig. Nachdem wir die Kinderplanung endgültig abgeschlossen haben ist es das letzte Mal, dass ich erlebe, wie ein Kind sich entwickelt und jetzt für mich ein Abschluss mit dem Thema Krabbelkind. Dafür erwarten mich auf der anderen Seite die Einschulung und alle anderen Schritte, die die Kleinen in ihrer Entwicklung zum Erwachsenen noch vor sich haben, aber die Zeiten, wo die Kleine zu Hause mit einem Grinsen um die Ecke gekrabbelt ist und das zarte Patschen der kleinen Händchen am Parkett, das lange bevor sie da war schon zu hören war, ist für immer vorbei.