Mit Herz und Perser

bü064 Mit Herz und Perser

Als Kind besuchte ich manchmal mit meinen Eltern die alte Großtante Monika.

Diese wohnte mit ihrem Mann Fridolin in einem winzigen windschiefen und zerzausten alten Fachwerkhäuschen in den unergründlichen Tiefen des Pfälzer Waldes.

Man konnte sich kaum vorstellen, dass dieses Hexenhäuschen einst eine Großfamilie, teils mit Schwiegerkindern und Enkelkindern, sowie eine Handvoll Ziegen beherbergt hatte.

Für mich waren diese Besuche nicht wegen dem ewigen Kaffee und Kuchen so interessant, sondern wegen den dortigen sanitären Anlagen.

Wollte man nämlich einmal ein gewisses stilles Örtchen aufsuchen, so  musste man durch die Hintertür einen steilen Garten hinauf in eine Holzhütte gehen. Und da befand sich ein original Plumpsklo.

In dieser einfachen Einrichtung war für alles bestens gesorgt:
Die Tür war mit einem traditionellen Herzchen verziert und ließ sich sogar mit einem Haken verschließen; statt Toilettenpapier gab es altes Zeitungspapier in Postkartengröße geschnitten und hing an einer Schnur in Reichweite; sogar an einen Herrgottswinkel war gedacht und (und das war das Beste) alles, Sitzfläche und Boden waren mit den Resten eines alten Perserteppichs verkleidet.

Auf späteren meinen Reisen habe ich auf Kreta (Stichwort: Höhlen von Matala) oder in Thailand einige Lösungen für menschliche Bedürfnisse gesehen. Aber ein Plumpsklo mit Perserteppich ist mir nirgends untergekommen!

Inzwischen ist die Großtante längst gestorben und das alte Haus konnte tatsächlich verkauft werden. 
Ein Männerpärchen, das für sehr viel Aufregung im Dorf gesorgt haben dürfte, hat es mit Liebe und Engagement renoviert – so wurde mir zumindest berichtet. 
Ich frage mich, wie sie das Problem mit den sanitären Anlagen wohl gelöst haben. Vielleicht haben sie den alten Ziegenstall mit der Waschküche zusammen gelegt und dort alles hell gefliest und feine Dinge, wie eine Dusche mit Regenbrause und einen Whirlpool mit Lichtorgel eingebaut. 
Möglicherweise haben sie sich auch eine moderne Sanitärkeramik dieser Art zugelegt:http://www.emero.de/geberit.htm, mit allerlei automatischen Novitäten und Fernbedienung und Unterputzspülkasten.

Würde mein Tante Monika so ein Teil sehen, würde sie sofort den Perserteppich in Form schneiden und den Onkel Fridolin bitten, das Klo in das Hüttchen im Garten zu tragen.
Das mit dem Herz an der Tür.

 

Foto: Fachwerkhäuser in Büdingen


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