Späte Gotik: Burgdorfs Siechenhaus.
Gestern war ich mit einem "Tagi"-Kollegen in Burgdorf, wir interviewten dort... hups, den Namen kann ich nicht verraten, denn garantiert liest die Konkurrenz mit. Besagter Gesprächs-Partner, ein Burgdorf-Habitué, schlug einen Spaziergang vor. Er führte uns vorbei am Kornhaus und dem Museum Franz Gertsch auf der Wynigenstrasse aus dem Ort - und siehe da, endlich erblickte ich in der Realität, was ich nur aus Bildbänden kannte: das Siechen- oder Pesthaus, ein Sandsteingemäuer mit gewaltigem Walmdach und zugehöriger Kapelle, rares Bauzeugnis ausserstädtischer Gotik in der Schweiz. Das allein hätte mich glücklich gemacht. Es folgten eine apart gelegene Beiz, das "Sommerhaus", ein gutes Essen, ein lebendiges Interview. Und danach wurden die vier Sandsteinklippen erklommen, die Burgdorf prägen und die jeder Bahnreisende kennt, der auf der alten Strecke von Bern nach Zürich fährt; von diesen Fluhen stürze sich traditionell der unglückliche Burgdorfer in den Tod, merkte unser ortskundiger Begleiter trocken an. Hernach die Waldegg-Brücke und die erhöhte Altstadt - am Schluss waren wir zwei Stunden gewandert. Mir hat das gefallen, mich hat das bereichert, und was ich gestern auch erfuhr: Burgdorf ist kein Dorf, sondern eine Stadt. Und die "Burg" wird nie so genannt, sondern heisst "Schloss". Seltsam. Warum heisst Burgdorf nicht "Schlossstadt"?