Hätte es eine DDR ohne Mauer überhaupt geben können? Was hatte das
Verbot der sowjetischen Zeitschrift "Sputnik" in der DDR im Jahr 1988 mit dem Ende dieses Sozialismusversuchs zu tun? Wie war das damals beim Sturz von Walter Ulbricht? Welche konkreten Chancen im gesamten Ostblock wurden wann vertan? Sollte in der DDR der Kommunismus errichten werden? Was kann man aus der Geschichte insbesondere der DDR für die heutige Gesellschaft lernen?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer sehr interessanten und auch kontroversen Diskussion gestern Abend in der
KulturKantine im Prenzlauer Berg mit Hans Modrow und Gabriele Oertel über deren gemeinsames Buch "Sagen, was ist". Zunächst erzählte Gabriele Oertel im Gespräch mit Stefan Liebich über die Entstehung des Interview-Buches. Sie findet das journalistische Genre des Interviews dafür besonders passend - etwas, das sie in ihrer Journalismusausbildung in der DDR nie lernen konnte.
Sehr detailliert legte dann Hans Modrow, 1989/1990 vorletzter DDR-Ministerpräsident, den Besucherinnen und Besuchern seine Sicht auf die Geschichte dar. Anschaulich berichtete er sehr persönlich über politische Begebenheiten und seine Einschätzungen dazu. Wichtig ist ihm, dass man sein eigenes Denken und Handeln immer wieder selbstkritisch hinterfragt. Dies und die sich daraus ergebene Diskussion hier wiederzugeben, würde länger dauern. Deswegen sei an dieser Stelle die Lektüre des Buches empfohlen. Auch die "Kommunismus-Diskussion" der letzten Tage kam zur Sprache. Hans Modrow bestätigte seine in der Tageszeitung DIE WELT wiedergegebene
Äußerung, wonach in der DDR nie beschlossen wurde, den Weg zum Kommunismus zu suchen und die Linkspartei nicht hinter den 20. Parteitag der KPdSU zurückfallen sollte, auf dem Stalins Verbrechen mit deutlichen Worten verurteilt wurden.
Gabriele Oertel: Hans Modrow - Sagen, was ist, Verlag Das Neue Berlin, 2010