Mit einem Märchen nach Paris: Baba Jaga

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Baba Jaga

Toby Barlow

Atlantik, 2014

978-3455600001

19,99 €

Amazon

Will, ein liebenswürdiger junger Amerikaner, unterhält für die CIA eine Werbeagentur als Briefkastenfirma – doch leider ist er mit wichtigen Informationen allzu sorglos umgegangen und muss nun seinen ehemals so freundlichen Kollegen aus dem Weg gehen. Zoja, die seit Jahrhunderten kaum einen Tag gealtert ist, verdient ihren Lebensunterhalt damit, reichen Männern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Leider hat sie ihren letzten Liebhaber auf reichlich ungeschickte Weise umgebracht, und Charles Vidot, ein hart arbeitender Polizist mit Intuition, schöpft Verdacht … 

Die Baba Jaga, eine Hexe, ist hier eine schöne, junge Frau. Sie hat ihre Probleme, bleibt aber immer jugendlich. Nur wie beschafft Zoja sich ihr Geld und ihren Lebensstil? Sie hängt sich an einen Mann. Es mag das normalste von der Welt sein, so zu handeln. Aber irgendwie ist es auch komisch. Sie ist eine Hexe aus der russischen Tradition, kann sie da nicht anders handeln? Toby Barlow hat versucht Zoja auch mal nett darzustellen, dass sie geplagt ist von Sorgen. Aber mal ehrlich sie spießt Exfreunde auf! Sie handelt manchmal auch sehr widersprüchlich zwischen Hexe und liebem Frauchen. Dass verwirrt sicherlich nicht nur mich.

Die Männer in dieser Geschichte haben nichts zu lachen, vor allem wenn sie sich mit Zoja einlassen. Will als DER Mann im Buch ist mir als Gegenpart zu Zoja viel zu weich. Er denkt ein Lebenlang, dass er so etwas Schlimmes nun auch nicht macht. Spionage und die CIA? Das ist wahrscheinlich nicht gerade der normalste Job, aber jedem seine eigene Ansicht.

Ich mag Zojas “Gefährtin”, auch eine Hexe, aber eine Ältere. Die bekommt den Mund auf, zetert herum und ist ein Biest. Toll! 

Euch ist klar, warum ich das Buch gekauft habe. Die Kulisse ist also meine Lieblingsstadt. Und dagegen kann ich auch nichts sagen. Die Fünfziger Jahre mag ich auch sehr gerne, nur irgendwie wird das Lebensgefühl nicht richtig transportiert. Es herrscht nicht die Ruhe und das “Sein” in Paris, sondern eher Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen. Das ist schade, denn so märchenhaft wie Paris ist, hätte ich gedacht, dass dort eine Märchengestalt sehr gut leben kann. 

Die Handlung besteht aus den Zutaten:

  • Kriminalgeschichte,
  • Spionagethrill,
  • Mord, Mord, Mord,
  • und einem Polizisten ;),
  • ein bisschen Märchen und Magie.

Und all diese Elemente sollen am Ende zusammenpassen? Ich war schon am Anfang überfordert. Ich dachte nicht, dass Zoja mich schon auf den ersten Seiten erschrecken könnte. Wo sollte das noch enden? Es endet  in einem regelrechten Verwirrspiel, da Toby Barlow verwirrt schreibt. Er hat sich ausgedacht, dass es toll ist, in Rückblenden zu erfahren wie Zoja eine Hexe wurde oder ist ;) Dann springt er wieder zu Will und wieder zurück. Und nebenbei erzählt der Autor noch hundert andere Kleinigkeiten, die so verschachtelt sind, dass ich nicht mehr mitkomme.

Einen Moment lang geht es um ewige Jugendlichkeit, einen anderen um Firmeninformationen und dann wird plötzlich jemandem aufgelauert! Ich verstehe zwischendurch die Welt nicht mehr und wo bleibt da das Märchen? Etwas später ist es die Zauberkunst, die mich überrascht, aber so ganz ist diese Hexensache immer noch nicht in Paris angekommen. Immer wieder frage ich mich: Wie kann sie so leben? Was passt da zusammen? Und warum ist sie eigentlich eine Hexe? Letzteres wird zwar kurz erklärt (im Ansatz), aber manches muss auch hier einfach als gegeben hingenommen werden.

Den Buchumschlag mag ich einfach immer nur angucken. Er vereint das Märchenhafte mit dem Pariser Schick. Der Eiffelturm ist nur das i-Tüpfelchen. Außerdem finde ich, dass die Farbgestaltung dazu beiträgt, dass der Leser an die Fünfziger denkt.

Trotz der Kulisse, der Gestaltung und der Hexe konnte Toby Barlow mich nicht abholen und mitnehmen. Ich blieb, was ich war: ein Leser von Außen, der sich nicht rührte, um dabei zu sein. Der Autor schreibt wirklich nicht schlecht, aber die Elemente haben in “Baba Jaga” nicht immer zusammen gewirkt und waren meist etwas hölzern.