Ich habe es angedroht. . .heute geht es also nun endlich weiter entlang der Garden Route mit unserem kleinen Sparki.
Am 09. Februar – Montag – erreichten wir nach nur wenigen Kilometern Hermanus. Wir wussten schon vorher, dass wir außerhalb der mit Sicherheit sonst eindrucksvollen Walsaison hier sein würden. Also stapften wir aus Mangel an Alternativen (das Shark Diving hatten wir auch verpasst, aber wer weiß, ob wir die Haibeobachtung eingesperrt in einen Unterwasserkäfig überhaupt verkraftet hätten – abgesehen vom Preis für diesen Ausflug, der auch schwer zu verkraften ist) entlang der Küste auf dem bekannten Cliff Paths. Nach einem kleinen Mittagspäuschen in der Nähe des Craft Marktes, der typisches Tourizeug anbot, überredete ich Caro, noch bis zum Neuen Hafen zu laufen. Tja, der wirklich einsame Weg sah weniger weit aus, als er war und mit Flip Flops an den Füßen keine Freude bei brüllender Hitze. Aber unterwegs trafen wir neben großen (!!) Spinnen auch unsere ersten unbekannten Tiere. Nach einem kurzen, panischen Aufschrei unsererseits („Können die beißen?!“) und hecktischem Gehüpfe und Gerenne beschlossen wir, dass die fünf Tierchen, die uns entgegenrannten eine Art Biber sein müssen. Angekommen am Neuen Hafen war die Enttäuschung über einen kleinen Industriehafen ohne Charme dann doch etwas größer.
Abends schlenderten wir zu einer wirklich leckeren Tapas Bar im Stadtzentrum. Um uns herum schnatterte wieder alles – und in welcher Sprache? Natürlich auf Deutsch. Hermanus ist, wie vielleicht viele Orte an der Garden Route, außerhalb der Walsaison eher das Deutsch-Deutsche-Rentnerparadies und für einen Tagesausflug nett, aber mehr auch nicht.
Unser Hotel Windsor für diese Nacht bestach nicht durch Freundlichkeit und Service, hatte aber einen bombastischen Meerblick. Meine Empfehlung für euch ist es nicht, aber wer einmal schauen will:
Dienstag stand uns, oder besser Caro, die längste Strecke bevor. Es ging 370km nach Oudtshoorn. Ich betone nochmal – alles ohne Navi. Mit einigen Google Screenshots bretterten wir los. Komischerweise war die längste Fahrt dann aber die einfachste. Und die abwechslungsreiche Landschaft war wirklich einmalig. Vom Meer ging es durch verdörrte Felder und Weingebiete, über eine steile Passstraße, die an Schwarzwald-Romantik erinnerte und letztlich eine ewig lange Strecke durch die Steppenwüste der Route 62 Richtung Oudtshoorn. Neben dem Mini-Aussteiger-Ort Barrydale passierten wir auch die einzige Raststätte auf fast 200km, „Ronnies Sex Shop“. Irgendwie scheine ich Caro das Konzept des Pubs nicht richtig erklärt zu haben, jedenfalls dachte sie, es ist wirklich ein Sex-Shop für arme, einsame, verzweifelte Biker und wir hielten hier nicht. Schade, beim nächsten Mal garantiert ;)!
Oudtshoorn hatte für uns das Flair einer hübschen, amerikanischen Kleinstadt. Dicke Pick-ups und einstöckige Häuser mit großen Vorgärten, dazwischen vereinzelte Kirchen. Aber unser Ziel lag etwas außerhalb: das Buffelsdrift Game Reserve. Nach einer schnellen, sehr umfangreichen Einführung durch eine Rezeptionistin – oder eher eine Aufzählung von gefühlten 50 Safarimöglichkeiten mit dazu passenden Uhrzeiten – brachte uns Vanessa, unser unglaublich netter Guide für den Aufenthalt, zu unserem wunderschönen Zelt mit direkter See-Terrasse und allen Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen kann, wie z.B. Open-Air Regendusche. Zwei Stunden später saßen wir bereits im Jeep und bestaunten die Tierwelt in diesem 3000 Hektar großen Reservat.
Auch das Abendessen war wirklich großartig, direkt am See serviert.
Die Nacht war dann leider, speziell für Caro, sehr nervenaufreibend. Das Gegacker und Geplatsche der Gänse, die scheinbar in der Nacht besonders aktiv werden, sorgte für eine enorme Geräuschkulisse.
Gerädert, aber gestärkt vom guten Frühstück, unternahmen wir am nächsten Morgen eine Elefantenfütterung. So richtig überzeugt hat uns der Umgang mit den Elefanten und vor allem das Elefantenreiten im Reservat nicht, aber man versicherte uns, dass die Elefanten aus der Gefangenschaft gerettet wurden und ein gutes Leben haben. Gegen frühen Mittag brachen wir wieder auf in Richtung Botlierskop Game Reserve. Unterwegs wollten wir eigentlich einen kurzen Abstecher nach Mossel Bay machen. Dieser Ort entpuppte sich nach einigen Irrungen und Wirrungen jedoch als Hotelhochburg der Garden Route. Mallorca-Ballermann Charme nur ohne Menschen, dafür mit Sicherheit ein toller Strand. Also strichen wir unsere Mittagspläne und fuhren weiter. Wir erreichten Botlierskop. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll, aber Caro und ich saßen nach dem Empfang auf der Terrasse des Reservates schweigend, völlig geplättet nebeneinander. Der Luxus und die Landschaft raubten uns den Atem. Untergebracht im Manor House, Gott sei Dank diesmal nicht im Zelt, ging es auch gleich wieder los zur Safari. Grüne Täler und steppenartiges Hochland wechselten sich ab. Hier haben wir sogar Löwen, wenn auch leider nur in einem großen Gehege, gesehen. Während der typischen Safaripause schenkte uns unser Guide sehr großzügig Amarula ein, so dass ich schon besorgt der Rückfahrt entgegenblickte.
Unser absolutes Highlight in Botlierskop war jedoch das Abendessen. Waren es 6, 7 oder 8 Gänge?! Caro bekam sogar ihre eigene vegane Menükarte.
Am Donnerstag, den 12.02.15 nahmen wir schließlich Abschied von den Wildtierreservaten und machten uns auf in Richtung Winelands, genauer gesagt Robertson. Der Weg dorthin führte relativ unspektakulär über die Autobahn. In Robertson angekommen, begrüßte uns Balbina vom Gubas de Hoek Gästehaus – meet, eat and sleep. Balbina und Gunther, ein deutsches Paar, sind vor einigen Jahren ausgewandert und haben sich ihren Traum vom eigenen Gästehaus verwirklicht. Das Haus ist nachhaltig ausgerichtet, je nach Wunsch können die Gäste zum Frühstück das Abendessen hinzubuchen oder auch in der Gästeküche selbst kochen. Caro und ich haben uns bei Balbina sehr wohl gefühlt und rundum umsorgt. Auch der schöne Garten und der Salzwasserpool ließen uns wie zu Hause fühlen. Robertson an sich hat uns nicht ganz überzeugt, der Ort braucht noch etwas Infrastruktur und unser Abendessen haben wir an der Überlandstraße, Truck-Stop-mäßig zu uns genommen. Am späteren Abend durften wir dem tollen Gesang von Balbinas Mitarbeiter Collin lauschen, der nur für die Gäste die bekannten Lieder „Shosholoza“ und „The Lion sleeps tonight“ sang.
Am nächsten Morgen hatte Balbina für uns nicht nur ein tolles deutsches Frühstück mit richtigem Brot (nach zwei Wochen labbrigem Toast ist das wie Geburtstag und Weihnachten zusammen) in petto, sondern auch zahlreiche Tipps, an welchen Weingütern wir rund um Robertson halt machen sollten. Das Wetter war nicht bombastisch, aber wir klapperten die Weingüter, u.a. Van Loveren ab und begaben uns Richtung Stellenbosch. Wir waren etwas zeitig dran und nachdem wir unser Gepäck in der Hawksmoor Weinfarm (eine etwas skurrile Unterkunft mit französischer Schallplattenmusik aus den 20er Jahren aus einem echten Grammophon und nichts für Leute, die Hunde nicht mögen!) abgeladen hatten, beschlossen wir Stellenbosch zu erkundigen. Der Stau auf dem Weg in die Stadt war unglaublig. Wir mussten lediglich ca. 8km zurücklegen, benötigten aber fast 1 Stunde für die kurze Strecke. Meine Empfehlung an die Stadtverwaltung: eindeutig weniger Ampeln installieren, die sind schrecklich und rauben einem den letzten Nerv! Wer von euch einmal in einem tollen libanesischen Restaurant mitten in Südafrika essen will, dem empfehle ich das Manoushe (Andringa Street 14). Die orientalische Musik übertönte jede Unterhaltung, wie so üblich bei den Arabern, aber das Essen und die Preise waren klasse!
Eigentlich wollte Caro noch etwas mehr von den typischen Weingütern sehen, aber meinen Vorschlag nach Franschhoek zu fahren, verworfen wir dann mitten in diesem unglaublichen Rückfahr-Stau wieder. Also ruhten wir uns noch etwas aus und fuhren am Abend auf Empfehlung der Hausherrin des Hawksmoor schließlich zum Eaglevlei Weingut. Ich glaube Caro stimmt mir wieder zu, wenn ich schreibe: wir haben in unserem ganzen Leben nie schlechter gegessen! Als Vorspeise gab es eine undefinierbare Kürbissuppe mit der Konsistenz von Babybrei. Der Hauptgang bestand aus einem angeblichen Pilz-Risotto, viel zu viel und eine riesen Pampe mit drei Pilzen drin. Vom Wein fang ich gar nicht erst an! Liebe Reisefreunde, wenn euch etwas an eurem Magen liegt, verirrt euch niemals hier her!
Samstag, Valentinstag (in Südafrika anscheinend völlig überbewertet!) blickten wir dann schon dem Ende unseres Trips entgegen, besuchten auf dem Weg nach Franschhoek die wunderschönen Weingüter „Allée Bleue“ und „Backsberg“ und schlenderten über den Samstags-Hippie-Markt in Franschhoek mit musikaler Untermalung einer Country-Band. Gegen Nachmittag ging es wieder zurück nach Kapstadt und wir entspannten in unserem wunderschönen Gästehaus Jardin d’ébène im Stadtteil Tamberskloef. Dieses Gästehaus wird von Roland aus Nürnberg geleitet und ist unglaublich geschmackvoll eingerichtet. Wir übernachteten im Luxury Room mit offenem Bad, eigentlich eher für Pärchen gedacht, die vielleicht ihren Honeymoon-Aufenthalt in Südafrika verbringen, aber wir fanden es toll. Um uns noch einmal die frische Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen, verbrachten wir den Abend mit Heidi, die für uns diese unglaubliche Reise so toll organisiert hat, an der Waterfront im Greek’s Fisherman.
Den Sonntag haben wir gemütlich am Pool unseres Gästehauses ausklingen lassen. 13 Tage voller lustiger, skurrile Momente mir tollen Erinnerungen gingen zu Ende und wir blickten mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die vergangenen Tage zurück. Schließlich gaben wir unseren mittlerweile geliebten Sparki wieder ab und bestiegen die „gemütliche“ British Airways Maschine in Richtung London.
Südafrika, du hast uns mit deinen Facetten, Landschaften, Tieren und netten Menschen begeistert. Wir kommen wieder, keine Frage – now, just now oder now now (südafrikanische Zeitangabe: irgendwas zwischen jetzt und einer undefinierbaren Zeit).