ich kenne övp-mitglieder die stein und bein schwören würden, dass weder johanna mikl-leitner noch sebastian kurz repräsentativ für “die övp” stehen. “viele von uns engagieren sich zb. in der pfarre oder in privatinitiativen für die menschen, die zu uns gekommen sind,” sagt w.k. – natürlich will er keinesfalls namentlich genannt werden.
ich kenne spö-mitglieder, die stein und bein schwören würden, dass weder werner faymann noch hans peter doskozil repräsentativ für “die spö” stehen. “ich stehe schon lange auf den babler andi, der sieht die realität und benennt sie auch beim namen,” will eine junge regionalpolitikerin der spö nur anonym sagen.
ich kenne mitglieder der grünen, die stein und bein schwören würden, dass “eva glawischnigg sicher nicht das wirkliche grüne potential darstellt, und deswegen auch nicht mobilisieren kann”. so ein parteimitglied der oberösterreichischen grünen.
der leidensdruck jener, die oft die entscheidende arbeit an der sogenannten “basis” verrichten ohne jemals wirklich gehört zu werden, ist in den verschiedenen parteien sehr ähnlich. mit idealistischen haltungen, wie “sich halt doch irgendwie verantwortlich fühlen”, “wer soll das sonst machen” oder “ich glaub immer noch an die bewegung” wird viel mehr system aufrecht erhalten, als die vernunft zulassen dürfte. und so werden ausgerechnet jene, die unter dem erhalt der systeme körperlich wahrnehmbar leiden, zu den verlässlichsten stabilisatoren der apparate.
parteien sind nicht mehr zeitgemäss. parteien waren sehr wichtig in zeiten, wo meinungsbildung, mitbestimmung und diskurs streng strukturiert und institutionalisiert ablaufen musste, um möglichst viele menschen in die prozesse zu involvieren. parteiveranstaltungen waren beteiligungsinstrumente. in moderne zeiten der netzwerke und des offenen diskurses in diversen plattformen passt das konzept einer partei nicht mehr – zumindest nicht in der althergebrachten form. parteien sind heute aber interessengemeinschaften, die in wirklichkeit von internen widersprüchen massiv blockiert werden bzw. nach dem peter-prinzip immer die “besonders geeigneten” hochspülen. parteien sollten die grundbedingungen für ein gedeihliches gesellschaftliches leben gestalten, ergehen sich aber in kleintelversorgung und lagerdenken. und sie leisten sich volksvertreter_innen im parlament, die sich höchst unterschiedlich engagieren. während die einen sich intensiv einbringen, genügt anderen schon mal die fast nur optische präsenz im hohen haus. die wähler_innen erfahren von solchen längst nicht mehr, was sie wirklich bewirken konnten.
wir brauchen endlich neue, zeitgemässe formen für eine moderne demokratie. wenn wir in zeiten der massivsten humanitätskrise nicht darüber nachdenken, wann dann?
es muss wieder um verantwortung gehen.
die bringt schon lange niemand mehr mit parteien in verbindung.
mit den parteien ist schluss
ps. ich kenne kein fpö mitglied, das stein und bein schwören würde, dass strache nichts mit der meinung der mitglieder zu tun hätte. aber das ist eine andere geschichte. oder nicht?
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foto: cristina colombo cc licence by ncSchlagwörter: demokratie, eva glawischnigg, grüne, johanna mikl-leitner, oevp, partei, parteien, sebastian kurz, spö, werner faymann