Mit dem Van durch Südamerika reisen – Einblick in eine ganz persönliche Geschichte

Von Southtraveler

Was passiert, wenn man sein „normales" Leben für eine unabsehbare Zeit hinter sich lässt und sich einen langjährigen Traum erfüllt?

Das haben wir, Florian und Denise, getan und haben uns damit auf eines der größten Abenteuer unseres Lebens begeben. Aber vielleicht nicht auf die Art Abenteuer, die man erwarten würde, denn die Reise, auf die wir losgezogen sind, hat uns nicht nur viele neue Erlebnisse beschert, sondern hat uns vor allem persönlich sehr viel dazulernen lassen durch etliche emotionale und teils sehr herausfordernde Aufs und Abs. Aber einmal zurückgerudert zum Anfang unserer Story, die uns dort hingeführt hat, wo wir heute sind: Mit dem eigenen Van auf dem Weg quer durch Südamerika.

Unsere Wege kreuzten sich erstmals bei einem Roadtrip nach Slowenien mit einigen gemeinsamen Freunden. Hier begann unsere Reise als Paar auch ziemlich direkt (und lustigerweise ist der Volkswagen T5, mit dem wir diese Reise unternommen haben, derselbe, mit dem wir nun in Südamerika unterwegs sind). Nachdem wir zusammengekommen waren, folgten einige gemeinsame Reisen innerhalb Europas und nach Marokko. Als unser bester Freund beschloss, seinen Van (in dem wir nach Slowenien gereist waren) zu verkaufen, nutzten wir die Chance und kauften unser Zuhause auf Rädern, mit dem wir kurz darauf in den Osten nach Polen, Tschechien und in die Slowakei reisten.

Diese Reise war ein Meilenstein in der Entstehung unserer Idee, eine längere Reise anzutreten. Das Gefühl von Freiheit und Raum, das mit dem Leben und Reisen im Van einhergeht, zeigte uns, was in unserem Leben fehlte. Auf dieser Reise zu sein, gab uns auch ein neues Zeitgefühl und eine starke Verbundenheit zur Natur - Dinge, die wir beim Leben in der Stadt arg vermissten.

Wieder in unserem alltäglichen Leben in Deutschland angekommen - Flo in seinem Job als Physiotherapeut und Denise mit verschiedenen Freelancejobs und Projekten mehr als beschäftigt - ließ uns der Wunsch, für eine Weile im Van zu reisen und zu leben, nicht mehr los. Wir beschlossen also, unseren Traum zu verwirklichen und die Panamericana zu fahren und setzen ein Abreisedatum fest. Dann hatten wir 3 Monate Zeit, um unseren geliebten Van auszubauen und zu einem Zuhause zu transformieren, in dem wir in den folgenden Monaten leben würden. Somit blieb uns nicht viel Zeit um ihn abfahrbereit zu machen für die Verschiffung nach Uruguay. Es war eine wahnsinnig chaotische und teils recht überfordernde Zeit, doch unser Wille war groß und wir wollten nicht lange hadern.

Warum wir diese Reise machen wollten und was wir uns von ihr erhofften?

Wir erhofften uns nicht nur mehr Zeit - für uns als Individuen, aber auch als Paar -, sondern auch mehr Raum, um dem nachzuspüren, was uns wirklich wichtig ist. Inspiration zu sammeln, und zwar außerhalb des Umfeldes, das wir so gut kannten. Vor allem aber war und ist der Wunsch groß, ein Leben zu kreieren, dessen Inhalt mit Sinn erfüllt ist. Wir machten uns also de facto auf die Suche. Und haben auch wahnsinnig viel dabei entdeckt und gelernt.

Die Südamerika Reise bisher

Seit fast 9 Monaten sind wir nun unterwegs in Südamerika und wir können oft selbst nicht fassen, was wir alles schon erleben und lernen durften in dieser Zeit. Insbesondere die Menschen sind es, die uns auf unserem Weg immer wieder inspirieren und zum Nachdenken anregen. Wir haben schon sehr viele Hürden überwunden, ob persönliche Aufs und Abs oder reisetechnische Herausforderungen.

Wir sind als Individuen gewachsen und auch als Paar, sind wir zusammengeschweißt worden, denn beim gemeinsamen Leben und Reisen auf so wenigen Quadratmetern und das rund um die Uhr, lernt man unweigerlich all die Seiten des Partners kennen, ob gut oder schlecht. Hinzu kommt das ständige Unterwegssein, und daher selten mal zur Ruhe kommen zu können, die Abhängigkeit von einer fremden Sprache und die Menge an Zeit, in der man sich nicht, wie im sonstigen Leben, von Gedanken und Emotionen ablenken kann, sondern man sich alledem unweigerlich stellen muss. Und doch sind wir dankbar für jeden einzelnen Morgen, an dem wir mit der Sonne aufwachen dürfen, für die Freiheit, jeden Tag tun und lassen zu können, was wir möchten, so verbunden mit der Natur leben zu können und immer wieder neue Kulturen und Länder kennenzulernen, was besonders hier in Südamerika wahnsinnig spannend ist.

Unsere Erfahrungen der Reise mit dem Van

Bisher durften wir schon so einiges sehen und erleben. Mittlerweile haben wir eine ganz eigene Art zu reisen etabliert, die super zu uns passt. Wir orientieren uns beispielsweise wenig an den „typischen", touristischen Sehenswürdigkeiten oder Zielen. Wir entdecken lieber unsere ganz eigenen „Herzensorte", auch wenn das manchmal bedeutet, dass noch kein Reisender vorher von ihnen gehört hat und diese vielleicht auch nicht für jeden was sind. Wir kommen gern mit Locals in Kontakt, abseits vom Tourismus, auch wenn wir natürlich sehr viel Freude daran haben, andere Reisende kennenzulernen. Gerade Städte sind nicht unseres, weshalb uns eher kleine Orte, insbesondere am Meer, anziehen. Dabei sammeln wir unsere ganz eigenen Erfahrungen, so wie jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen auf so einer Reise sammelt.

In Südamerika sind wir bisher den wundervollsten und herzlichsten Menschen begegnet und, bis auf wenige Ausnahmen, haben wir nur gute Erfahrungen mit den Menschen gehabt. Natürlich kommt man den Menschen umso näher, wenn man sich bemüht, sich auf Spanisch mit ihnen zu unterhalten und die Sprache zu lernen, denn Englisch wird, vor allem in ländlichen Gebieten, kaum gesprochen. Zu Beginn der Reise haben wir deshalb einen Sprachkurs in Montevideo gemacht, während wir auf die Ankunft des Campers gewartet haben, was wir auf jeden Fall jedem zu Beginn einer solchen Reise empfehlen würden.

Bezüglich unserer Schlafplatzauswahl (in den meisten Fällen campen wir wild, das heißt wir übernachten selten auf Campingplätzen oder ähnlichem) haben wir wenig Schwierigkeiten gehabt und wurden bisher nur weggeschickt, wenn man uns mal riet, dass das Übernachten anderswo etwas sicherer sei. Sicher haben wir uns bisher eigentlich immer gefühlt. Hier verlassen wir uns auf unser Bauchgefühl, denn eigentlich spürt man, wo man sich sicher fühlt und wo nicht - und damit sind wir bisher sehr gut gefahren. Ein Tipp von uns also: Versuche offen und vorurteilsfrei zu bleiben beim Reisen in Südamerika und vertraue auf deinen gesunden Menschenverstand! Falls du unsicher bist, frage am besten einen Einheimischen. Wenn wir uns zum Beispiel mal in ein Viertel oder eine bestimmte Straße verirrt haben, die als gefährlich galt, hat uns bisher immer jemand freundlich darauf hingewiesen oder wir haben selbst ein mulmiges Gefühl gehabt.

Die Naturvielfalt Südamerikas und das Gefühl der Freiheit

In Südamerika hat uns die unglaubliche Naturvielfalt bisher umgehauen. Ein weiteres Merkmal, das wir aus Europa nicht so gut kennen: Es ist so wahnsinnig viel Land vorhanden und dahingegen so wenige Menschen. Beim Autofahren durch meilenweit unbewohntes Land breitet sich ein Gefühl von Freiheit aus, wenn man diese endlosen Weiten sieht. Bisher haben wir die schönsten Naturspektakel sehen dürfen: Gletscher, Vulkane, Wüsten, Wälder, Seen, unzählige Flüsse, glasklare Sternenhimmel, Wasserfälle und sogar eine totale Sonnenfinsternis. Daneben die zahlreichen Tiere, wie Flamingos, Guanacos, Füchse und Lamas - alle in freier Wildbahn! Bisher hatte außerdem jede Region und jedes Land seine ganz eigenen Besonderheiten, ob sprachlich, kulturell, kulinarisch oder sozial, was immer wieder für Spannung sorgt.

Natürlich ist das Leben „non stop on the road" in Südamerika nicht immer nur easy: Holprige Schotterstraßen, das ständige Anpassen an äußere Gegebenheiten, wie Wetter, Klima, Vorhandensein von Toiletten und Duschen, Internet (das ist vor allem sehr schwierig bis unmöglich, wenn man von unterwegs arbeitet und auf eine gute Internetverbindung angewiesen ist!) oder der streckenweise nicht vorhandene Handyempfang. Daneben kamen ständig Probleme mit unserem Wagen hinzu, weshalb wir hier und da auch mal länger an einem Ort verweilen mussten, um auf Ersatzteile zu warten, die wir uns aus Deutschland zuschicken ließen.

Das Lustige jedoch ist, dass diese Orte, an denen wir dann „zwangsgemäß" verweilen mussten, zu Orten wurden, die uns ans Herz wuchsen, wo wir besondere Menschen kennenlernten und uns schnell zuhause fühlten. Und so verstanden wir, dass alles aus einem gewissen Grund passiert und dass Wunder geschehen, wenn man sich dem Fluss des Lebens hingibt. Anders gesagt, war es uns, rückwirkend betrachtet, immer wieder möglich zu erkennen, weshalb wir bestimmte Hindernisse überwinden mussten, ob physisch oder mental.

Was diese Reise uns schon gegeben hat

Neben all diesen tollen Erlebnissen und Eindrücken hat uns diese Reise auch einen Perspektivwechsel beschert. Wir konnten immer wieder beobachten, wie unsere ganze Welt zusammenhängt, wie beispielsweise unser Konsumverhalten und das Wirtschaftssystem insbesondere Länder wie diejenigen hier in Südamerika stark beeinflussen und zwar meist im negativen Sinne. Wie teilweise Arbeiter hier ausgebeutet, Ressourcen immer weiter ausgeschöpft werden und Mensch und Natur darunter leiden, nur damit sich die wenigen Superreichen dieser Welt ihre Jachten und Villen leisten können. Es ist zum Teil ernüchternd und sehr erschreckend.

Dies sind nur einige der wenigen Dinge, die wir hier auf der Reise selbst miterlebt oder gesehen haben, die uns deutlich machen, was uns im Leben wichtig ist. Die Menschen, die wir auf der Reise kennenlernen durften, waren der wirkliche Schatz. Sie haben uns inspiriert mit ihren Lebensweisen, indem sie ihre ganz eigenen Wege gehen und versuchen, ihren eigenen Teil beizutragen zu einer besseren Welt.

Auch haben wir gelernt, dass egal, wie viel oder wie lange man durch Südamerika reist - man wird nie auslernen und niemals all die verschiedenen Gesichter dieses Kontinentes entdecken können. Man kann immer nur seine eigenen Erfahrungen sammeln und seine ganz persönliche Reise mit ganz eigenen Eindrücken und Erfahrungen erleben.

Was für uns nun ansteht?

Durch unsere Reise haben wir nun ein viel klareres Bild davon, wie wir unser eigenes Leben gestalten möchten und sind uns im Klaren darüber, dass wir eben nicht so weitermachen möchten wie bisher, sondern uns ein Leben aufbauen möchten in Verbindung mit der Natur, unseren eigenen Stärken und Vorlieben und dass wir zurückgeben möchten an einem Ort, den wir unser Zuhause nennen können. Wir haben, unserer inneren Stimme folgend, diese Reise angetreten und möchten nun, derselben Intuition folgend, schauen, wo der nächste Schritt uns hinführt.

Über die Gast-Autorin: Denise Yahrling

Ich bin Denise, 26, Weltenbummlerin, Lebensphilosophin, Filmemacherin, Träumerin und Träumewahrmacherin.

Dich zu inspirieren, deinen ganz eigenen, authentischen Lebensweg zu gehen und dir zu zeigen, wie du aufhören kannst, dich von den Dingen im Außen einschränken zu lassen und stattdessen deine Grenzenlosigkeit erfährst.

Reisen ist, was mich am Allermeisten im Leben verändert und geprägt hat. Reisen ist eine Herausforderung. Es öffnet unsere Augen und unseren Geist. Es nimmt unseren Atem, lässt unser Herz höher schlagen und macht auch Angst. Das Reisen ist eine Lebenseinstellung, eine Art zu denken, zu fühlen, die Welt zu sehen. Tief und achtsam zu reisen, die Schönheit dieser Welt zu erkennen, egal wie einfach sie zu sein scheint und jeden Moment auszukosten.

Auf Travelous Mind geht es viel um Selbstreflexion, Selbstverwirklichung, große Lebensfragen, die Liebe, inspirierende Reisegeschichten und allgemein: über die Reise, die wir das Leben nennen. Da ich seit nun etwa 7 Jahren außerdem trotz meiner chronischen Krankheit Mukoviszidose um die Welt tingele, schreibe ich auch über das Reisen mit chronischer Erkrankung.

Ihr Buch: Das Leben passiert für dich

Unser gemeinsamer Instagram-Kanal: @between.rivers.and.roads

Mehr Informationen zu Denise Yahrling und ihren Projekten findest du auf: www.deniseyahrling.com