Indonesien boomt - das Land zieht Backpacker magisch an. Eine sehr gute Infratsruktur, freundliche Menschen und spektakuläre kulturelle wie landschafttliche Erlebnisse bietet den idealen Nährboden für geniale Backpacker-Momente. Von Touristen-Hochburgen bis einsamen Inseln bietet Indonesien alles - Java nimmt dabei ein angenehmes Zwischenglied ein und liefert Backpacker-Abenteuer in Verbindung mit den Annehmlichkeiten einer aufkeimenden Tourismus-Infrastruktur. Dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass Reisen auf Java wenig mit Ausspannen und relaxtem Urlaub zu tun hat.
Die Wege nach Java führen entweder über die Hauptstadt Jakarta, die von vielen großen Airlines angeflogen wird oder aber per Fähre von Bali aus in die entgegengesetzte Richtung. So gelangt man also entweder in den äußersten Westen oder Osten der Insel. Unser Trip begann in Jakarta. Die Stadt ist ein Gigant und gehört zu den größten Metropolregionen der Welt. In diesen dampfigen Großstadt-Dschungel kann man sich stürzen (wenn man Zeit & Muse hat) oder direkt weiterziehen nach Yogyakarta.
Java in 6 Tagen: Viel sehen in kurzer Zeit
Betrachtet man diesen Sprung auf einer Karte, wir klar, dass zwischen Jakarta und Yogyakarta sehr viel Fläche liegt, die man auf Java einfach übergeht. Nach unserem Trip kann ich allerdings sagen, dass es beim Rucksackreisen auf Java nur zwei Optionen gibt: Entweder man reist sehr individuell und abseits jeglicher touristisch erschlossener Pfade oder man bewegt sich auf der klassischen Backpacker-Route. Und die beginnt klassischerweise erst in Yogjakarta. Quasi niemand, der uns begegnete, hatte Tipps für Zentral- und Westjava.
Ganz wichtig: Das heißt nicht, dass es dort nicht toll sein könnte. Speziell die wenigen Reiseberichte aus dem der Ujung Kolon Nationalpark ganz im Westen der Insel oder Karimunjava im Norden, lesen sich aufregend, doch unterm Strich braucht man für alles, was außerhalb der von uns bereisten Achse auf Java liegt, deutlich mehr Zeit, da man alles selbst organisieren muss. Der Grund: Alle Transfers und Anschlüsse müssen einzelb geplant werden. Wissend, dass wir nach Java noch weiterreisen wollten, haben wir uns 6 Tage vorgenommen und diese Zeit möglichst effizient genutzt. Wenn ihr das auch so machen wollt - lest weiter. Wenn ihr deutlich mehr Zeit habt, schaut euch zusätzlich noch andere Berichte zum Thema an.
Yogjakarta - Ausgangspunkt für alle wichtigen Touren
Nach unserer Landung in Jakarta sind wir auf direktem Weg weiter nach Yogjakarta gereist. Sprich: Übernachtung an Flughafen und gleich am Tag darauf per Inlandsflug nach "Yogja" wie die Stadt von Touristen und Einheimischen gleichermaßen genannt wird. Unser Hostel dort kann ich euch absolut empfehlen: Das Wood Stone Hostel nahe des Zentrums. Dort gibt's ein Dorm und einige separate Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad. Wir hatten ein eigenes Zimmer - schön eingerichtet mit AC und auch das Bad war sehr gepflegt. Kosten: 15 Euro pro Nacht, ein Top-Preis.
Yogja wird in Reiseführern gerne als das "kulturelle Zentrum" Javas bezeichnet. Was das bedeutet haben wir in den Tagen dort versucht herauszufinden und rückblickend kann man das wohl genau so unterschreiben. Die Stadt ist - für eine asiatische Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern - sehr beschaulich und teils sogar idyllisch grün. Man mag ihr an der ein oder anderen Stelle fast schon Züge von Ubud zugestehen, aber es gibt eben auch die lauten und dreckigen Orte, wie überall in Asien. Einen Tag lang haben wir die Stadt erkundet und legen euch folgende Ecken ans Herz:
Tipps für Yogjakarta
Taman Sari - das Wasserschloss und Kampung Taman
Das Wasserschloss des früheren Sultans und das Viertel Kampung Taman: waren für uns die größten Entdeckungen in Yogjakarta - ein ganzes Viertel, das wie aus der Zeit gefallen scheint. So richtig kann man den Stil gar nicht zuordnen. Eine Mischung aus Dschungel, Street-Art, gemütlichen Ruhe-Oasen und doch wohnen dort viele Einheimische. Und mittendrin befindet sich das Wasserschloss "Taman Sari", ein Relikt aus den Zeiten des Sultanats von Yogjakarta. Die Anlage ist sehr gut erhalten, die Badebecken können besichtigt werden, wir haben die Öffnungszeiten aber verpasst. Doch schon allein ein Spaziergang durch Kampung Taman ist ein faszinierendes Erlebnis und für sich alleine ein Grund, einen Stopp in Yogja einzulegen.
Häuser in Yogjakarta in der Nähe des Kampung Taman
Coffee Shops und westlich der Malioboro Road
In Yogjakarta haben sich - wie in allen großen Städten der Welt - kleine Coffe Shops angesiedelt, die Kaffekultur zelebrieren. Lokal geröstete Bohnen und Kaffee aus dem Siebträger sind in den hipsteresken Coffeshops selbstverständlich. Auch in Yogjakarta ist die westliche Craft-Kaffeekultur angekommen. Wir fanden es besonders in den engen Gassen westlich der Malioboro Street sehr gemütlich. Am besten sucht ihr das Wanderlust Coffee Division, trinkt dort auf der urgemütlichen Terrasse mit vier Sesseln einen Iced Flat White und sträunt dann durch das verträumte Viertel mit seinen Batik-Shops und Hostels. Vorsicht: Wir wurden von einem Schlepper in eine Batik-Galerie gelockt, wo der Leiter der Galerie anschließend etwas ungehalten war, als wir nichts kaufen wollten.
Malioboro Road
Wenn ihr sowieso schon dort oben seid, lauft auf alle Fälle einmal entlang der Malioboro Road und nehmt euch vor, an mindestens einem der Stände dort etwas zu essen. Authentischeres Street Food werdet ihr nicht finden - die einfachen und teils improvisiert anmutenden Stände sind Anlaufstelle Nummer eins für Einheimische. Für 1-2 Euro kann man sich dort den Bauch mit allerlei Frittiertem vollschlagen. Tipps für mega authentisches Streetfood in Yogjakarta findet ihr hier. Irgendwann wird's einem auf dieser Straße dann zu quirlig und die Shops sind nicht wirklich einladend, aber es ist ein Spaziergang, den man zumindest einmal gemacht haben muss.
Die Umgebung von Yogjakarta
Yogjakarta zieht Touristen vor allem aufgrund zweier Hauptattraktionen an: Die Tempelanlagen des Borobodur und Prambanan gehören zum UNESCO Weltkulturerbe und sind - das kann man ohne Übertreibung sagen - extrem beeindruckende Gebilde, selbst wenn man kein Tempelfan ist. Wir waren uns bei der Ankunft in Yogjakarta nicht sicher, wie lange wir für jeden Tempel einplanen sollen und was wir bei der Buchung der Trips beachten müssen. Damit ihr vorher wisst, was auf euch zukommt, fassen wir unsere Erkenntnisse hier zusammen. Denn wir sind nun schlauer.
In der Tempelanlage des Borobodur
Tipps für den Borobodur-Besuch
Nachdem ich nun beide Tempel gesehen habe, kann ich sagen, dass Borobodur mich deutlich stärker beeindruckt hat. Solltet ihr also vor der Wahl stehen: Entscheidet euch für ihn. Borobodur ist die größte buddhistische Tempelanlage der Welt und obwohl solche Superlative manchmal mehr versprechen als sie halten, liefert Borobodur so richtig ab. Es ist schon ein episches Gefühl auf diesen riesigen Komplex aus Stein zuzulaufen, der sich vor einer Regenwald-Kulisse erhebt. Gerade wenn man früh morgens ankommt und der Nebel noch zwischen den Bäumen hängt, entfaltet sich die besondere Magie dieses Orts.
Apropos morgens: Alle Touren-Anbieter haben eine Sonnenaufgangs-Tour im Angebot umd empfehlen auch, diese Tour zu wählen. Natürlich haben wir das auch genau so gemacht. Man muss sich dann entscheiden, ob man den Sonnenaufgang vom Berg oder in der Tempelanlage selbst erleben will. Wir wählten den Tourstart auf dem Berg und es war etwas anders, als erwartet. Wir hatten einen direkten Blick auf Borobodur erwartet, standen dann allerdings etwa 3 Kilometer entfernt zwar mit grandiosem Dschungelblick - aber Borobodur war nur in der Ferne zu erahnen. Wählt ihr hingegen die Sonnenaufgangstour mit Beginn im Tempel, werdet ihr eine halbe Stunde vor allen anderen in die Anlage gelassen und erlebt das Schauspiel von dort aus. Diese Variante würde ich in Zukunft definitiv wählen. Auch auf der Tour-Option mit Blick vom Berg fahrt ihr anschließend zur Tempelanlage und auch ohne Sonnenaufgang ist diese Szenerie wirklich magisch. Unendlich viele in Stein gemeiselte Details, gigantische Ausmaße und nicht zuletzt die Lage - eingebettet in eine Regenwald-Landschaft - ist einmalig. Die Anlage ist so groß, dass sich die Touristenmassen angenehm verteilen - so zumindest mein Gefühl an diesem Tag.
Blick hinab vom Borobodur
Borobodur kostet 450.000 Rupiah Eintritt, das sind etwa 26 Euro. Das ist im Rahmen des lokalen Preisniveaus ein irrer Preis, der allerdings Zugang zu einem uneingeschränkt sehenswerten Ort bietet. Kleiner Tipp: Das Frühstück im Restaurant Manohara ist sehr gut und kann bei der Tour mitgebucht werden: Ein großes und überraschend hochwertiges Buffet, das nach drei Stunden auf den Beinen um 8 Uhr morgens sehr gelegen kommt.
Tipps für den Prambanan-Besuch
Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Javas und eine der größten in Südostasien - sagt uns Wikipedia. Wieder ein Superlativ und doch war ich bei Weitem nicht so geflasht wie beim Borobodur-Besuch. Das mag auch daran gelegen haben, dass es um die Mittagszeit extrem heiß wurde und Prambanan in einer Art Parkanlage in der Fläche liegt. Die Anlage ist kleiner als Borobodur und die Umgebung nicht annähernd so mystisch aufgeladen. Das sage ich völlig ohne Einordnung der geschichtlichen Relevanz dieses Tempels. Wir haben Prambanan im Rahmen der 1-Tages-Tour zusammen mit Borobodur besucht. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, da man für beide Tempel jeweils nicht länger als zwei Stunden einzuplanen braucht. Sie sind beide beeindruckend aber ihre Faszination ershchöpft sich nach einer gewissen Zeit. Ein ganzer Tag wäre definitiv zu lang.
Weiterreise in Richtung Mt. Bromo und Mt. Ijen
Wie oben beschrieben, existiert auf Java eine sehr einheitliche Reiseroute, die nahezu jeder Backpacker wählt, sofern er nicht sehr viel Zeit und Muse für individualtouristische Experimente mitbringt. Alle Backpacker, die wir auf unserer Tempeltour kennenlernten, schlugen im Anschluss dieselbe Route ein. Mit vielen von ihnen bestiegen wir sogar in der selben Gruppe die Vulkane in den Folgetagen. Wer seine Zeit effizient nutzen möchte, ist gut beraten eine der Touren in den lokalen Reiseagenturen zu buchen. Dabei ist übrigens jedes Hostel als Reiseagentur zu betrachten. Und am Ende landen alle Traveller dann ohnehin gefühlt in ein und demselben Topf. Das Tourismus-System in Asien ist immer wieder faszinierend.
Die gesamte Tour, die sich über drei Tage und zwei Nächte erstreckt kostet inklusive Fahrten, Übernachtung, Eintritt und Verpflegung umgerechnet 200 Euro. Ein Preis der sehr günstig erscheint für all das Gebotene. Die Schattenseiten spüren wir nachts. Dazu später mehr. Richtige Tipps kann man an dieser Stelle gar nicht mehr geben, da es kaum Alternativen zu dieser Tour gibt. Vielmehr bereiten wir euch darauf vor, was euch erwartet. Es ist ein Trip mit Höhen und Tiefen - wortwörtlich.
Die klassische Tour führt von Yogjakarta zum Mt. Bromo, anschließend zum Mt. Ijen und dann zum Hafen in Bajuwangi, wo man mit der Fähre nach Bali übersetzen kann. "Klassische Tour" bedeutet, dass fast jeder sie wählt. Und das bedeutet auch, dass man die Naturwunder gemeinsam mit vielen anderen besichtigt. Wen das stört, der sollte sich Alternativen suchen, was aber intensive Recherche bedeutet.
Tour zum Mt. Bromo
Der Mt. Bromo ist ein Vulkan des Bromo-Tengger Massivs und gleichzeitig Heiligtum für die hinduistische Bevölkerung Javas. Der Berg ist ein Pilgerziel und das spürt man sofort, wenn man am Basiscamp ankommt. Doch beginnen wir etwas früher. Die Fahrt von Yogjakarta zum Mt. Bromo legen wir mit dem Zug zurück. Probolingo ist der Zielbahnhof. Die Fahrt ist lang aber angenehm im klimatisierten Zug. Wir unterhalten uns mit den Einheimischen in unserer Sitzgruppe. Über diverse Etappen und Minibuswechsel landen wir gegen 11 Uhr abends in unserer Unterkunft, die laut Maps.me schon kurz vor dem Mt. Bromo liegt. Wir sehen nichts, es ist dunkel und wir checken ein in das Hotel, das die Tourplanung für uns vorsieht. Ein sehr in die Jahre gekommenes, muffiges Zimmer. Draußen johlen ein paar betrunkene Asiaten Karaoke über quietschende Boxen, in Richtung unseres Bungalows. Der Wecker ist auf drei Uhr nachts gestellt - das ist vier Stunden später. Druck beim Einschlafen ist nicht besonders entspannend.
Sonnenaufgang am Mt. Bromo
Mitten in der Nacht klopft uns der Guide noch vor dem Wecker wach und kurze Zeit später sitzen wir in einem Jeep und rasen mit etwa 250 anderen Jeeps über die sandige Wüstenlandschaft durch die Dunkelheit. Das Ziel ist ein Aussichtspunkt, doch auf halber Strecke bildet sich ein Stau, wir laufen noch etwa einen Kilometer zu Fuß bergauf und warten auf den Sonnenaufgang. Langsam taucht das Tal vor uns in diesigem Orange auf und auch der Mt. Bromo mit kleinen Rauchwolken wird zum ersten mal sichtbar. Ein wunderschönes Bild - vor allem wenn man sich ganz vorne am Hang etwas unterhalb der Menschenmenge platziert. Die ist andachtsvoll still und lässt sich so leicht ausblenden - das als Tipp am Rande. Die Szenerie macht die Strapazen des Vorabends wett - ein lohnenswerter Sonnenaufgang.
Der Weg hinauf zum Kraterrand des Mt. BromoBlick in den Krater des Mt. BromoBlick vom Kraterrand in Richtung Ebene
Nachdem wir unseren Jeep zwischen unzähligen anderen wieder gefunden haben, fahren wir zurück in die Ebene, wo weitere 500 Jeeps schon geparkt haben - am Basecamp zum Mt. Bromo. Und es ist tatsächlich die reinste Pilgerwanderung hinauf zum Krater. Einige lassen sich von Pferden transportieren. Die Landschaft zieht mich - trotz aller Menschen - in ihren Bann. Karg, pastellig, staubig und doch irgendwie lebendig. Der Blick in den rauchbrodelnden Vulkan ist auch recht spekatkulär, der Blick hinab in die Ebene ist für mich aber das Highlight. Das alles wirkt irgendwie surreal, wie aus der Zeit gefallen. Diese Prozession an Menschen, die Pferde, die Jeeps, der Vulkan und wir mittendrin.
Java-Abenteuer: Tour zum Mt. Ijen
Der ungewöhnliche Schlafrythmus zollt langsam seinen Tribut (auch für Borobodur & Brambanan waren wir um 3 Uhr nachts aufgestanden), die Augen sind schwer. Wir duschen gegen 8 Uhr morgens und setzen uns direkt in den Minibus, der uns zum nächsten Ziel bringt - ein Dorf Nahe des Mt. Ijen. Die Fahrt ist ziemlich höllisch. Draußen hat es 40 Grad, die Klimaanlage funktioniert nicht richtig und ich erwische beim Zwischenstopp ein irrsinnig scharfes Mittagessen. Ich will nur noch schlafen, doch die Schlaglöcher auf der Straße lassen es nicht zu. Nach etwa 7 Stunden kommen wir am frühen Abend in einem uralten Hotelkomplex an. Die Zimmer sind eine Katastrophe, bei vielen geht das Wasser nicht. Der Pool vor dem Zimmer ist abgelassen, außer unserer Gruppe ist niemand da. Ein Restaurant gibt es keins. Ich lege mich sofort schlafen, ziehe nicht mal meine Klamotten aus - so verdreckt ist das Zimmer. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, kann ich mich wieder richtig hineinfühlen. Ich war wirklich angenervt - und das kommt selten vor.
Am Kraterrand des Mt. Ijen
Wir starten um 1 Uhr nachts in Richtung Ijen. Der Guide teilt Gasmasken aus, denn der Ijen ist ein Schwefel-Vulkan aus dessen Krater Schwefelgase in beträchtlicher Konzentration austreten - wir könnten sie brauchen, sagt er. Und wir werden sie brauchen. Um zwei Uhr starten wir mit einer Horde Menschen (eine deutlich kleinere Horde als am Bromo) hinauf zum Kraterrand des Ijen. Etwa 90 Minuten dauert der Marsch, es geht steil bergauf bei wenig Licht. Einige der Mitwanderer lassen sich in einer Art Schubkarre von den Einheimischen nach oben schieben - gegen Bezahlung. Einer schiebt, zwei ziehen - es ist ein erbärmliches Bild, absolut entwürdigend. Lustigerweise ist für all jene fußlahmen Menschen am Kraterrand Schluss, denn dann wird es richtig sportlich. Als wir ihn erreichen ist etwa 3.30 Uhr und es ist weiterhin stockdunkel. Unser Weg führt nun hinein in den Krater.
Das Ziel sind die blauen Feuer - kleine "Bäche" aus flüssigem Schwefel, die sich entzünden oder per Hand entzündet werden, um die Gase zu verbrennen. Man sieht sie auf jedem Werbeprospekt, aber von da oben sehen wir sie nicht - also müssen wir näher ran. Der Weg nach unten ist nicht gebahnt, im Grunde ist es ein Meer aus Felsbrocken, das 200 Menschen ziemlich nichtsahnend in Angriff nehmen. "In Deutschland wäre diese Art von Tourismus allein aus Versicherungsgründen unvorstellbar," durchfährt mich ein gedanklicher Anfall von Spiesertum. Egal! Wir sind eh schon halb unten und wir passieren immer wieder kleine Gruppen, die in kleinen Ausbuchtungen rechts und links liegen und sich ausruhen müssen. Die Schubkrarrenfahrer sind oben geblieben, hierher zieht sie niemand mehr.
Schwefelgas am Mt. Ijen
Alle haben übrigens mittlerweile ihre Masken auf, der Schwefeldampf wird stechend, selbst durch die Maske hindurch. Nach etwa einer Stunde und 200 Höhenmetern bergab stehen wir vor den blauen Feuern. Die sind an diesem Tag etwas enttäuschend klein und dennoch faszinierend zu beobachten, aber das eigentliche Abenteuer ist der Weg dorthin - das wird mir jetzt beim Schreiben bewusst. Wir stehen eine halbe Stunde dort unten und beobachten einen Bergarbeiter, der Schwefel abbaut. Dicke gelbe Brocken. 80 Kilo schwere Portionen tragen die Arbeiter von hier aus den Weg hinauf bis zum Kraterrand und dann ins Tal. Bei den jungen Arbeitern liegen die Schulterknochen blank - das gehöre dazu, erzählt uns der Guide. An diesem Tag sehen wir aber nur den Show-Arbeiter, der den Schwefelabbau demonstriert. Der Grund ist etwas beunruhigend: Die Konzentration des Gases sei zu hoch, den Arbeitern sei das zu riskant, sagt uns der Guide, den wir zufällig unten wieder treffen. Er hatte sich schon zu Beginn der Tour mit einem zuversichtlichen "See you later" verabschiedet.
Schwefelgaswolken am Mt. Ijen
Auf dem Weg zurück zum Kraterrand - wir wollen den Sonnenaufgang sehen - erleben wir dann, was die Bemerkung mit der hohen Gaskonzentration zu bedeuten hatte. Wir geraten in eine Schwefelwolke, die für eine halbe Minute erntshafte Panik verursacht - bei allen. Plötzlich brennt die Lunge, die Augen sind voller Tränen, die Gasmaske hilft gar nichts mehr. Alle springen wir aufgescheucht durch die dunkle Felsenlandschaft und versuchen irgendwie dem Gas zu entweichen. Ein paar Sekunden dauert die Situation, dann hat der Wind die Wolke weiter getrieben. Und doch bleibt mir dieser Moment sehr präsent vor Augen. Ich weiß nicht wie gefährlich das wirklich war, aber es fühlte sich nicht gut an. Unsere Lungen brennen jedenfalls noch etwa drei Stunden lang. Die Jacke riecht noch tagelang nach Schwefel.
Sonnenaufgang am Mt. Ijen
Der Sonnenaufgang ist keine Erwähnung wert - es wird hell, aber es ist bewölkt und der Krater hängt voll Nebel, sodass wir den türkisblauen Schwefelsee nur erahnen können. Was man genau sehen kann sind die mächtigen gelbe Schwaden, die aus den Löchern im Hang emporsteigen. Hätte ich das vorher so gesehen, wäre ich nicht so optimistisch nach unten geklettert. Der Rückweg ist wunderschön - bei Tageslicht und mit latent vernebelten Sinnen von wenig Schlaf und viel Schwefel in den Lungen. Der Blick in die Ebene ist malerisch und irgendwie direkt wieder versöhnlich. Kollektiv schlafen wir alle auf den ersten Metern nach der Abfahrt in Richtung Bajuwangi ein. Aufregend bis aufreibend und abenteuerlich geht unser Java-Trip zu Ende.
Blick beim Abstieg vom Mt. Ijen
Obwohl speziell die Vulkantouren nicht nach wahnsinnig erfüllenden Reiseerlebnissen klingen, sind es genau diese Anekdoten, die wir immer wieder erzählen. Beide Erlebnisse sind Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Beide Vulkane sind Naturgiganten, die wir hautnah gespürt haben, mit all ihren negativen Begleiterscheinungen. Das waren keine Touren von denen man im Nachheinein sagt - "mensch, das war aber herrlich idyllisch". Aber auch das gehört zum Reisen dazu und ich möchte das nicht missen. Speziell bei der Kraterbegehung des Ijen sollte man auf alle Fälle neben festem Schuhwerk zähe Nerven mitbringen. Alles in allem sind die Erlebnisse auf Java jene, die für mich rückblickend den Reiz der Reise ausgemacht haben - in Verbindung mit dem entspannten zweiten Teil auf Ubud und den Gilis, den ihr hier und hier nachlesen könnt.