Von Bullen verfolgt und von Eros Ramazotti begleitet. Unsere Transalp-Etappe durch Kärnten.
Unsere heutige Etappe führt uns ein kurzes Stück durchs Drautal, hinauf aufs Goldeck. Hinunter zum Weissensee und über die Gailtaler Alpen ins Gitschtal weiter nach Hermagor.
Sonnenstrahlen kitzeln unsere Haut und wecken uns damit aus unseren Träumen. Frisch gestärkt von warmen Semmeln und Rührei starten wir unseren Weg nach Spittal an der Drau. Die ersten Kilometer entlang des Bundesstraße sind hart. Noch sind die Muskeln kalt und schwer. Aber mit jedem Kilometer wird es besser. Entlang der Drau radeln wir Richtung Baldramsdorf. Am Gasthof Drau geht es dann hinauf nach Goldeck.
Nach dem ersten Anstieg sollten wir bald eine Alm erreichen. Diese kündigt sich schon von Weitem mit den Klängen von Eros Ramazotti an. Schwer atmend trällern wir „Se bastasse una canzone“ mit. Italienisch hört es sich nicht mehr an. Nach der Alm dürfen sich unsere Mountainbikes wieder durch Schotter den Weg nach oben graben. Noch viele Serpentinen begleitet uns Eros mit seinen Liedern. Immer wieder passieren wir Teile der Skipisten, die sich durch Absperrnetze und Schneekanonen verraten. Irgendwann verstummt die Stimme von Eros und dafür eröffnet sich der Blick aufs Drautal.
Langsam wird die Schotterstraße immer steiler und wir scheinen schnurrstracks selbst auf die nächste Piste zu fahren. Nach einer Felswand sind die Absperrnetze auf einmal neben uns und nur eine Kurve später wird die Straße 25 Grad steil und ist übersäht mit dicken Steinen. Weiterfahren ist unmöglich, also heißt es: „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“. Langsam und behäbig wie eine Schildkröte erkämpfen wir uns hier Höhenmeter um Höhenmeter, Serpentine um Serpentine. An einer kleinen Forsthütte hat die Quälerei endlich ein Ende. Der Schotterweg wird wieder flacher und fahrbarer. Noch wenige Kurven geht es nach oben und dann erreichen wir das Skigebiet Goldeck.
Aus der Einsamkeit tauchen wir in Trubel ein. Auch wenn kein Schnee liegt und die Liftanlagen still stehen, so sind hier trotzdem viele Urlauber mit den Gondeln nach oben gekommen. Wir bahnen uns auf den letzten Höhenmetern unseren Weg durch das Getummel. Das Gipfelkreuz des Goldecks in Sichtweite. Und auch, wenn es unnötig ist tragen wir unsere Bikes bis zum Kreuz nach oben. Beobachtet werden wir dabei skeptisch von den anderen Touristen. Dafür stehen wir mit unseren Rädern zum ersten mal auf einem Gipfel. Die Käsesemmel schmeckt nach den anstrengenden 1.800 Höhenmetern und bei der phänomenalen Aussicht besonders lecker.
Irgendwann müssen wir uns losreißen. Noch liegt einiges an Strecke vor uns. Auf der anderen Seite des Skigebiets fahren wir auf einer Schotterpiste nach unten, bevor wir wieder auf eine asphaltierte Straße treffen. Wir folgen der Straße noch ein kurzes Stück, dann müssen wir unsere Räder über einen Weidezaun hiefen. Angeblich soll dort ein Trail ins Tal führen.
Während wir damit beschäftigt sind, den vielen Kuhfladen auszuweichen, hat uns eine Herde Jungbullen ins Auge gefasst. Zuerst beobachten sie uns argwöhnisch. Wenige Augenblicke später steuern sie auf uns zu. Nichts wie weg. Die Kuhfladen sind uns jetzt egal, wir wollen schnell ans andere Ende der Weide gelangen. Am Zaun angekommen, hüpfen wir vom Radl und sehen zu, so schnell wie möglich darüberzuhechten. Die Herde erreicht uns gerade, als der letzte von uns seine Haxen über den Zaun hievt. Das war knapp.
Über einen Trail brettern wir runter ins Tal zum Weißenbach. Diesem folgen wir entlang der Bundesstraße, bis wir diese nach links Richtung Hermagor verlassen. Nach ein paar Kilometern zweigt eine ausgezeichnete Mountainbikeroute zum Weissensee ab.
Durch ein malerisches Tal führt eine Forststraße, abwechseln steil oder flach dahin. Wir passieren mehrere Almen, die etwas verlassen wirken. Dafür kommen uns immer wieder andere Mountainbiker auf ihrer Feierabendrunde entgegen.
Nach dem Wirtshaus Bodenalm kommt endlich die langersehnte Abfahrt zum Weissensee. Prachtvoll liegt der See zwischen den sanften Hügeln. Am See entlang fahren wir noch einige Meter in den Ort Naggl. Dort angekommen beraten wir, ob wir hier bleiben, oder ob wir uns noch den letzten Anstieg nach Hermagor geben. Wir entscheiden uns, weiter zu fahren. Vorbei am Gasthaus Naggl führt uns die Strecke hinauf zur Naggler Alm. Die Serpentinen sind steil und so gewinnen wir schnell an Höhenmetern. Nur eine halbe Stunde später stehen wir an der Naggler Alm. Von dort geht es noch mal einige Höhenmeter bergab und hinüber zur Jadersdorfer Ochsenalm. Vorbei an Schafen und schwarz-weißen Kühen, die schüchtern die Forststraße verlassen, sobald wir uns nähern.
An der Ochsenalm angelangt freuen wir uns übereine grandiose Abfahrt nach Jadersdorf. Von dort müssen wir weitere sechs Kilometer entlang der Bundesstraße nach Hermagor radeln. In Hermagor angekommen stellen wir fest, dass dort ein Volksfest im Gange ist. Trotzdem bekommen wir direkt zwei Zimmer in der Pension „Kaiser von Österreich“. Die Zimmer sind prunkvoll eingerichtet und man fühlt sich gleich ein wenig königlich. Bei einem Radler und einer Pizza lassen wir den Tag auf dem Fest ausklingen.
Tourdaten:
- Strecke: 80 km
- Höhenmeter: 3.400 hm
- Dauer: 10 Stunden