Ein Verein aus Niederbayern kämpft gegen den Nachwuchs-Mangel in technischen Berufen. Bayernweit profitierten schon über 3.400 Schüler vom alternativen Unterricht für "Ingenieure von übermorgen". Die Initiative hat bundesweiten Modellcharakter.
Deggendorf (obx - internet-zeitung) - Die Wirtschaft braucht dringend technischen Nachwuchs. Allein 2011 registrierte der Verein Deutscher Ingenieure bundesweit über 75.000 unbesetzte Stellen in seiner Branche. Ein Verein im niederbayerischen Deggendorf hat dem Techniker-Mangel jetzt mit innovativen Modell-Projekten den Kampf angesagt. "Technik für Kinder" weckt bei Schülern die Lust am Tüfteln. Was als lokale Initiative begann, ist inzwischen bayerweit erfolgreich und wird in ganz Deutschland nachgefragt: Seit dem Start vor einem Jahr begeistern über 150 ehrenamtliche "Technik-Tutoren" Kinder an rund 90 bayerischen Schulen mit ihrem kreativen Unterricht für die "Ingenieure von übermorgen".
Seit ihrer Gründung durch den Deggendorfer Ingenieur und Unternehmer Heinz Iglhaut wird die Initiative von ihrem eigenen Erfolg förmlich überrollt: Den Anfragen von Schulen aus ganz Bayern und darüber hinaus kann der Verein kaum noch nachkommen. Weit über 100 Unternehmen unterstützen "Technik für Kinder" mittlerweile tatkräftig: Mit Spenden und indem sie ihre Auszubildenden als "Technik-Tutoren" an die Schulen schicken. Mehr als 3.400 Schüler sind so schon in den Genuss des alternativen Unterrichts gekommen.
Mit verschiedenen Angeboten versucht "Technik für Kinder" Schüler von 8 bis 18 fürs Schrauben, Basteln und Co. zu interessieren. Im Projekt "Schüler entdecken Technik" dürfen Mädchen und Jungen von der 3. bis 6. Klasse an sechs Nachmittagen unter fachkundiger Anleitung alten Computern mit Lötkolben zu Leibe rücken oder das Innenleben von Rasierapparaten erforschen. In den "Technikferien" können Kinder auch außerhalb der Schule spielend dazulernen - ob beim Ausflug zum Münchner Flughafen oder beim Besuch einer Sternwarte.
Ein weiteres Angebot von "Technik für Kinder" ist der Junge-Elite-Computer-Club: Mit ihren selbstkonstruierten Robotern haben die Club-Mitglieder schon erfolgreich an mehreren internationalen Roboter-Wettkämpfen teilgenommen. Außerdem in Planung: Die Einrichtung von "Technikhäusern", in denen Kinder und Jugendliche auch nach der Schule die Möglichkeit zum Basteln und Tüfteln an eigenen Projekten haben sollen. "Ab Sommer wollen wir damit starten", sagt Heidi Heigl, Geschäftsführerin des Vereins.
Für seine vorbildliche Initiative ist "Kinder für Technik" bereits im vergangenen Jahr als eines von 12 Projekten unter bundesweit rund 13.000 Bewerbern von der Organisation MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet worden. Der Europäische Sozialfonds hat den Verein bisher mit etwa 1,6 Millionen Euro Fördergeld unterstützt.
Bis 2014 will "Technik für Kinder" 16.000 Schüler mit seinen Angeboten erreichen. "Wenn die Nachfrage so hoch bleibt, werden wir diese Erwartung wahrscheinlich sogar übertreffen", schätzt Heidi Heigl. Auch wenn der Verein schon jetzt Anfragen von Schulen aus ganz Deutschland bekommt - die nächsten vier Jahre will "Kinder für Technik" seine Arbeit erst einmal auf Bayern begrenzen. "Wir freuen uns aber über Nachahmer", sagt Heigl.