Mit dem Fahrrad in Toronto

Mit dem Fahrrad in Toronto

Urlaub in Toronto. Das geht natürlich nicht ohne einen zünftigen Ride durch diese Stadt, die direkt am Lake Ontario liegt und mit rund 2,6 Millionen Einwohnern zugleich Kanadas größte urbane Ansammlung an Menschen ist. In Greater Toronto leben sogar über 8 Millionen Menschen! Und da will ich durch? Mit dem Rad? Ja, und zwar sehr gerne! Denn erstens fahre ich gerne mit dem Fahrrad durch solche Städte, wenn ich mal die Gelegenheit dazu habe und zweitens hatte ich einen tollen Guide für den urbanen Dschungel.

David kenne ich von meinem Trip in die Emilia Romagna, wo er ebenfalls zu Gast war und wir uns auf Anhieb gut verstanden haben und viel Spaß hatten. Und da er in Toronto wohnt, bot sich nun diese tolle Gelegenheit, das er mir die Stadt einmal per Rad zeigt. Tatsächlich ging das aber sogar auch andersherum! Denn der Track, den ich bereits zu Hause am PC geplant hatte, zeigte sogar David noch einige Ecken, wo er noch nie zuvor gewesen war...

Doch zu Beginn musste ja erst einmal ein Fahrrad her. Die üblichen Leihfahrräder in einer Stadt sind da keine Option für mich. Deshalb befolgte ich Davids Rat und schaute bei „Sweet Pete" vorbei. Ein Bike-Shop, der sich sehr gut mit Rädern von TREK und dementsprechenden Zubehör ausgestattet hat. Nach Recherche im Netz buchte ich mir das ziemlich aktuelle CHECKPOINT ALR-5. Kaum zu glauben, wie gut das Bike mir von Anfang an passte.

Montags, bevor die eigentlich große Tour fahren wollten, machten wir eher einen kurzen Ausflug ganz relaxt durch die Stadt, samt meiner Familie auf diesen obligatorischen Leihfahrrädern. Die beiden Naseweise setzten wir aber nach kurzer Zeit am spannenden Royal Ontario Museum ab, solche Touren sind nicht unbedingt ihr Ding, und David zeigte mir dann ein paar weitere Plätze in der Stadt, die doch sehr sehenswert sind.

Vorbei am Queens Park, wo die Parlamentsregierung von Ontario ihren Sitz hat, ging es weiter entlang des Rogers Centers vorbei, wo u.a. die Baseball-Mannschaft der Toronto Blue Jays ihre Heimat hat, dem berühmten CN-Tower, der eine Höhe von 553 Metern misst und schließlich zum Harbourfront Centre. Dort am Wasser kann man flanieren, Bootstouren starten, lecker Essen und einfach den Tag genießen.

Radfahren schien mir aber bis zu diesem Punkt, so zumindest mein erster Eindruck aus Downtown, eher etwas chaotisch abzulaufen. Denn richtige Radwege oder Radstreifen waren rar gesät und oft im schlechten Zustand. Allerdings schienen die Autofahrer gegenüber Radfahrern doch recht aufmerksam zu sein. Immerhin. Das die Stadt Potenzial hat, das Radfahren noch wesentlich populärer zu gestalten, konnte ich sehen. Da die City nicht sehr hügelig ist, kann man eigentlich recht bequem viele Sehenswürdigkeiten perfekt mit dem Rad entdecken. Innerhalb Downtown gibt es bereits zahlreiche Verleihstationen. Kommt man allerdings etwas hinaus aus dem Zentrum, wird es spärlich oder es gibt schlichtweg keine Stationen mehr!

Entlang des Ontario-Lake führt allerdings ein beeindruckender Radweg entlang, separat von Fußgängern getrennt und an neuralgischen Punkten auch mit extra Ampeln für Fußgänger und Fahrradfahrer versehen! Unter anderem an und durch diverse Parks führend, kommt man so schnell aus Downtown heraus oder hinein. In Toronto als Martin Goodman-Trail bezeichnet, ist dieser Radweg rund 56 Kilometer lang, ist aber zugleich Teil des Great Lakes Waterfront Trails und hat eine Länge von sage und schreibe etwas mehr als 3000 Kilometern! Das ist mal eine Ansage! Schaut euch am besten einmal die Karte dazu mit Hilfe des Links an! Ihr werdet staunen.

Doch zurück zum eigentlichen Radfahren. Nachdem wir nun also zunächst einen kleinen Exkurs durch ein paar Straßen der Millionenstadt gemacht hatten, ging es quasi tags darauf nun auf eine etwas sportlich ausgerichtete Runde. Dresscode: Race! Wobei das Tempo doch eher als locker zu bezeichnen war. Natürlich mit einigen Stopps versehen, ließ sich David einfach mal auf meine geplante Tour ein, nicht ohne mir aber einige sehr sehenswerte Plätzchen zu zeigen, die ich nicht so auf dem Schirm hatte. Start: wieder Sweet Petes Bikeshop!

Hinunter nach Downtown ging es direkt mit Schwung. Doch David sagte, wegen des Verkehrs sollten wir besser hintereinanderfahren. Der Rat war nicht verkehrt. Zur unseren eigenen Sicherheit. Übermütig sollte ich besser nicht werden, auch wenn ich mich meistens in amerikanischen Städten auf dem Fahrrad tatsächlich ganz wohl fühle. Am breiten Waterfront Trail konnten wir aber dann nebeneinander fahren und uns besser unterhalten.

Downtown verließen wir in nord-westliche Richtung. Aber nicht ohne das David mir vorher noch einen Ausblick bescheren wollte. Sugar Beach scheint noch ein für Touristen unentdecktes Plätzchen zu sein. Am Wasser gelegen, direkt hinter hochgezogenen modernen Hochhausfassaden ist dieser Platz an einer Ecke der schattigen und mit Bäumen bewachsenen Promenade noch ein kleines Kleinod. Man kann in aller Ruhe in typisch kanadischen Strandstühlen sitzen, mit herrlichem Blick auf das Wasser oder den fast schon nostalgisch wirkenden alten Hafengebäuden gegenüber am anderen Hafenkai und einfach die Zeit genießen.

Kaum zu glauben, wie schnell man aber heraus aus Downtown Toronto ist. Industriegebiete breiten sich aus, es riecht ein wenig streng hier und da. Wegen einer Baustelle mussten wir den Trail dann kurzzeitig verlassen, doch David brauchte nur kurz überlegen, bedeutete uns den Weg und schon waren wir an einem weiteren Highlight der Tour angelangt. Dem Tommy Thompson Park. Einer Landzunge, die weit hinaus auf das Wasser reicht und Brutstätte für allerlei Vogelarten ist. Das Besondere daran: die Landzunge wurde künstlich angelegt, wie David mir erzählte. Aus Bauschutt wurde dieses heutige Naturschutzgebiet in den 60ern aufgeschüttet. Die Wege sind breit und großzügig, ein Paradies zum Radfahren. Teilweise, je nach Blickwinkel, erinnerte mich die Gegend links und rechts an Abschnitte der Dünenlandschaft der Nordsee.

Ein Stück weiter erblickte ich die beeindruckende Kulisse von Toronto! David hatte nicht zu viel Versprochen, als er davon sprach, unbedingt hierhin fahren zu wollen. Auf der einen Seite den Lake Ontario, bei dem man sich bei seiner schier unendlichen Größe gar nicht vorstellen kann, dass dies „nur" ein See ist und auf der anderen Seite die Skyline der Großstadt. Dazwischen erobert sich die Natur ihren Platz. So leer es auch an diesen Wochentag war, so voll wird es am Wochenende hier werden. Ein Besuch sollte aber unbedingt eingeplant werden. Aufgrund der Größe empfiehlt sich: am besten mit dem Fahrrad 😉

„Let's go to the beach", sagte David. Kaum zu glauben, dass es hier im Winter schon mal Minus 20 Grad geben kann. Angesichts von diversen Stränden und dem Gefühl, man befindet sich in südlicheren Gefilden. Weiter dem Waterfront Trail folgend, mit leichten Tretbewegungen, kamen wir vorbei am Woodbine Beach und hielten alsbald aber am Kew Beach an einer kleinen Eisdiele um unsere Getränke aufzufüllen. Nebenan am Strand waren ein paar Familien mit ihren Kindern. Saubere Spielplätze gibt es ebenfalls überall ringsherum. Die Gegend machte hier einen sehr gepflegten Eindruck und gefiel mir gut.

Das setzte sich auch nun weiter nördlich fort. Etwas vom Wasser wegführend, kamen wir nun in die Vororte der Großstadt. Ruhige Straßen, gepflegte Häuschen und manchmal auch die ein oder andere Villa dazwischen. Hier wird der Rasen noch ganz akkurat auf die richtige Höhe getrimmt und der Müll vorbildlich getrennt. Keine ganz so schlechte Gegend, wie mir schien. Um diese mittägliche Zeit fuhr hier übrigens so gut wie kein Auto. Leicht hügelig fuhren wir im sanften auf und ab mit guten, aber nicht zu schnellen Tempo. So interessant aber solche Gegend auch mal ist, der Nachteil darin liegt in der mit der Zeit doch eintönigen Kulisse. Irgendwann hat man sich dann doch einmal an den stattlichen Häusern satt gesehen, trotzdem das Radfahren hier extrem angenehm ist. Nun gut.

Es war Mittagszeit und der Magen fing an zu knurren! Zeit um Energie nachzutanken. Also gingen wir auf die Suche nach einem annehmbaren Laden, der Essbares verkaufen würde. Doch in reinen Wohnsiedlungen ist das schwerer als gedacht. Mit jeder Kurbelumdrehung knurrte mein Magen etwas mehr. Weit und breit nichts zu finden. Die Notlösung war mein Cookie, den ich mir vor der Fahrt noch rechtzeitig gekauft hatte. Der musste an einem Fotostopp dann herhalten. Die Tüte öffnete ich schon mit fast zittrigen Händen. Kein gutes Zeichen.

Mit der Zeit führte der Trail dann doch wieder hinunter zum Wasser des Lake Ontario. So nah, dass das Wasser des Sees schon auf den Weg schwappte. Denn wir mussten eine Stelle passieren, an der das Wasser den Asphalt unterspült hatte. Das kurze Stück schoben wir dann auch besser. Danach ging es direkt von der Mündung des Highland Creek landeinwärts. Sattes Grün wie aus einem Dschungel empfing uns auf diesen herrlichen Abschnitt. Ein hervorragender Weg mit seichten Kurven machte das Radfahren hier zum echten Genuss. In dieser Schneise einer „Grünen Lunge" folgte Wald mit gemütlichen Grillplätzen und Wiesen und wieder Wald. Auffallend wieder das sehr gepflegte Erscheinungsbild. Außergewöhnlich.

Doch wie es manchmal so kommt, kommt es anders als gedacht. Ein Trail voraus. Kurz geprüft, ob das mit dem Rennrad von David geht. Alles gut. Doch wenige Meter weiter dann ein Abhang! Und ich meine „Abhang"! Selbst für MTB's wäre hier Schluss! Sollten wir umkehren? Nein. Kurzerhand die Bikes geschultert und den Abhang eher hinuntergerutscht! Ein Zurück wäre auch hier mal wieder keine Option gewesen. Unten ging der Track dann nach wenigen Metern zum Glück wieder auf gut befahrbaren Weg weiter. Wer hatte die Route nur so geplant?

Den Cookie zwar im Bauch, den Hunger aber immer noch nicht so richtig gestillt. Ein ganzes Stück weiter ging es durch viele schöne und weniger schöne Siedlungen. Bis wir uns an einer großen Hauptstraße entschlossen, diese doch mal ein Stück hinauf zu fahren. Irgendwo würde da schon an einer Straßenecke ein Imbiss auftauchen. Zwischen einer Moschee und einem Einkaufszentrum gegenüber fanden wir in einem wohl indischen Viertel der Stadt eine Pizzeria. Besser als nichts. Der Geruch in dem kleinen Laden war eher von Ausdünstungen der Menschheit erfüllt, aber die Pizza war gar nicht so übel und machte vorläufig satt. Dann ging es auch schon weiter und David sagte mir, in dieser Gegend wäre er noch nie gewesen. Ich versicherte ihm: „Ich auch nicht!" Lachend fuhren wir weiter.

Nach dem kleinen Jack Goodlad Park kamen wir durch eine Schneise von stattlichen und hohen Strommasten. Direkt darunter führte ein Bikepath kreuz und quer durch die Wiese. Zwar schmal, aber exzellent zu fahren! In der Ferne konnte man das erste mal wieder die Hochhäuser von Toronto sehen. Doch es zogen immer mehr graue Wolken auf. Das sah dann nicht so prickelnd aus.

Es folgten nun prima Wege wie der Taylor Creek-Trail oder der Lower Don Recreation-Trail. Letzterer ließ uns den Weg am gleichnamigen Lower Don-River trotz einsetzenden Nieselregens genießen. David erzählte mir, dass es hier links und rechts in den höheren Abhängen viele MTB-Trails gibt und diese äußerst beliebt sind. In diesem Moment bevorzugte ich aber dann doch eher den gepflegten Radweg hier unten am Flüßchen. Eine Stelle wollte David mir dann hier aber noch zeigen. Denn die Gegend war hier nun quasi sein Revier. Nicht weit von hier entfernt wohnt er schließlich und kannte sich deshalb bestens aus.

Kleine, durcheinander gewürfelte Skulpturen lagen auf einem Rasen. Heutzutage nennt man diesKunst, die Aussage dahinter erschloss sich mir aber nicht ganz. Egal. Witzig waren die trotzdem und wir machten ein paar Fotos, bevor wir weiterfuhren. Und kurz bevor sich David verabschieden wollte, hatte er doch tatsächlich noch einen Platten mit seinen Tubeless-Reifen! Kurz vorher hatten wir uns noch über das Thema unterhalten und er erzählte, das er eigentlich noch keinen Platten damit hatte. Hätten wir eher mal nicht darüber gesprochen! Zum Glück waren wir so nah an seinem Haus, das dieses Malöhr nicht ganz so übel war. Wir einigten uns kurzerhand auf ein abschliessendes Bier in einer schicken Kneipe direkt bei ihm um die Ecke.

Es war mir eine Freude mit David diesen Tag zu verbringen und viele tolle Eindrücke von Toronto bekommen zu haben. Mit einem so angenehmen Menschen sein liebstes Hobby auszuüben macht schon Laune. Danke also an dieser Stelle nochmal an dich, David, dass du dir all die Zeit und Mühe gemacht hast! Und falls du mal nach Deutschland kommst... 😉

Für mich war die Tour aber noch nicht ganz zu Ende. Ich musste die letzten zehn Kilometer ja noch zurück nach Sweet Pete, um das Bike wieder abzugeben. Nicht aber um noch zuvor ein letztes Highlight mitzunehmen. Nämlich die Graffiti-Alley! Diese Hinterhof-Straße ist beliebt bei Künstlern, die gut sprayen können. Etwas schmuddelig und dreckig ist die Straße schon, alleine war ich aber nicht dort, um mir die teils tollen Werke anzuschauen. Ein paar Touristen hatten sich auch hierhin verirrt.

Am Ende war das ein wunderbarer Radtag. Ich war hochzufrieden mit dem TREK CHECKPOINT. Es fuhr sich wunderbar, die Geometrie war stimmig und das Handling war sehr gut. Wegen der Cross-Bereifung war es natürlich etwas träger auf Asphalt, aber mit hohem Luftdruck konnte ich das etwas abmildern. Ganz nebenbei konnte ich dann sogar meinen Gran Fondo für den Monat August abschließen. Also gar nicht so übel, oder? 😉

Zum Abschluss gibt es auf meinen YOUTUBE-Kanal auch das passende Video dazu zum anschauen. Viel Spaß!

Mehr zu meinen kleinen Touren in den USA und Kanada findet ihr auf meiner TOUREN-Seite - > ANKLICKEN


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