Eine Busfahrt die ist lustig eine Busfahrt die macht Spaß. Das sagt das alte Sprichwort und ich kann dem für Indien nur zustimmen. Als ich am 21. Januar in Kodaikanal in den Bus stieg wusste ich noch nicht, dass dies der Beginn einer etwas längern Busreise sein würde. Am Ende kam ich am 19. Februar in Delhi an, mehr als 2.800 Km und die fast ausschließlich in verschieden lokalen Bussen. Aber der Reihe nach:
Los ging es in Kodaikanal über die „Western Gates“, eine Bergkette in Süd-Indien, nach Mysore. Diese Nacht im Bus war wohl die kälteste meines Lebens, gefühlt war ich dem Erfrierungstod nicht fern und das alles nur, weil eines der Fenster im Bus nicht zu schließen ging. Glücklicherweise war mein Backpack auf dem Busdach, so konnte ich also auch meine restlichen Klamotten nicht erreichen. Als ich dann um 5 Uhr morgens in Otty ankam, um den Bus zu wechseln und ca. 2h am Busstand wartete musste, bin ich dann wirklich fast erfroren. Aber wenigstens hatte ich jetzt mein Backpack bei mir, so zog ich alles an was ich hatte inkl. meiner Badehose, um mich etwas vor der Kälte zu schützen, doch gefroren habe ich dennoch. In Mysore angekommen war auch alles wieder gut 30 grad und Sonne.
Mein Plan war es in Mysore etwas Yoga zu machen, was sich aber schwieriger als gedacht rausstellte. Die Yoga-Kurse in Mysore waren einfach zu teuer, ehrlich gesagt waren es europäische Preise und das muss ja nicht sein. Also Planänderung und in den nächsten Bus nach Gokarna.
Geliebtes Gokarna, wo ich im November einen traumhaften Monat verbracht habe. Der Plan war relativ einfach: ein bisschen am Strand ausspannen und sich so wenig wie möglich bewegen. Dieser Plan ist diesmal auch vollends aufgegangen und nach 2 Wochen habe ich mich mit dem Bus in Richtung Delhi aufgemacht. Natürlich nicht direkt nach Delhi.
Die erste Station auf dem Weg war Bijapur oder besser gesagt wunderschönes Bijapur. Eine typische südindische Stadt voller Farben und Eindrücke. Laut, wuselig und manchmal auch etwas staubig aber eben wunderschön und das vor allem wegen seiner bewegten Geschichte und dem was davon übrig ist. Diese kleine Stadt in Norden des Bundessattes Kanataka war während des 15. Jahrhunderts ein eigenständiges Sultanat und genau in dieser Epoche entstanden atemberaubende Bauwerke. Vor allen der Gol Gumbaz, das Mausoleum des Sultans Mohammed Adil Shah ist eine Demonstration von großer Baukunst und Macht. Das Mausoleum gilt als 4. größter Kuppelbau der Welt, nur das Phanteon, Dom von Florenz und der Petersdom sind größer. Ich verbrachte ein paar Tage dort und schlenderte durch die Ruinen und bestaunte die Bauwerke. Doch dann war es auch Zeit weiter zu ziehen, also ab in den nächsten Bus. Diesmal nach Aurangabad.
Aurangabad ist nicht wirklich ein Highlight, bis auf einen Punkt. Hier gibt es eine Kopie des Taj Mahal, nur das die Version in Aurangabad etwas kleiner ist und nicht von Millionen Touristen täglich überrannt wird. Leider habe ich das erst herausgefunden als ich Aurangabad schon verlassen hatte. Es lohnt sich doch manchmal in den Reiseführer zu schauen. Aber der Grund warum ich nach Aurangabad gefahren bin, waren die beiden Weltkulturerbe-Stätten Ellora und Ajanta, die sich ganz in der Nähe befinden. Beide Stätten sind Höhlenbauten, die teilweise mehr als 2.000 Jahre alt sind. Es handelt sich um hunderte von kleinen und großen Höhlen, die von buddhistischen Mönchen in jahrelanger Handarbeit in den Stein gehauen worden sind und dann wunderbar mit verschiedenen Buddha-Statuen geschmückt wurden. Später wurden die Höhlen dann auch von den Hindus genutzt bzw. von ihnen erweitert. Wirklich sehr beeindruckend, was die Menschheit dort geschaffen hat. Ellora und Ajanta waren mit das Beeindruckendste und Schönste was ich auf meinem Indien-Trip sehen durfte. Von Ajanta ging es dann mit mehreren verschiedenen Bussen, manchmal auch in die falsche Richtung, in Richtung Omkareshwar.
Eigentlich war es nicht geplant hier zu stoppen, doch als ich dann an einem Busstand 12 km entfernt von Omkareshwar stand, erinnerte ich mich wieder wie schön es in Omkareshwar letztes Jahr war und wenn man mal in der Gegend ist kann man auch mal schnell Hallo sagen. Also habe ich zwei Tage hier gestoppt und einfach diesen kleinen Ort noch mal voll und ganz genossen. Doch dann ging es auch weiter nach Mandu.
Die wahrscheinlich langsamste Busfahrt meines Lebens. 125 Km in 8h, das ist selbst für Indien langsam. Das Problem waren die ersten 75 Km, oder besser gesagt der Busfahrer auf den ersten 75 Km, er war schwer Tee süchtig, was bedeutete, dass wir alle 5 Km für einen 15 min Tee-Stopp anhielten, unglaublich und ich war nah dran die Nerven zu verlieren. Aber Geduld ist etwas was Mama India einem beibringt, ob man will oder nicht.
Mandu war einfach sehr sehr iydilisch, das kleine Dorf, mit ca. 150 Einwohnern, im Bundessaat Madhya Pradesh ist ein echter Geheimtipp, abseits des üblichen Touristenpfades durch Indien. Das heute so beschauliche Dorf war bis 1561 Hauptstadt des Sultanats Malwa und ist umgeben von Palästen, Moscheen und Festungsanlagen. Viele der Bauten sind heute nur noch Ruinen aber genau das hat für mich den Reiz ausgemacht. Die Ruinen liegen relativ weit auseinander, also kurz um an der Straßenecke links vom traumhaften Guesthouse, ein Fahrrad gemietet und los ging es. Zwei Tage nur durch jahrhunderte alte Ruinen klettern, durch halb zerfallene Moscheen, Hamams, Karavansereien und Paläste. Indianer Jones lässt grüßen. Aber nach drei Tagen war auch Schluss mit Archäologen spielen und es ging wieder zurück auf die Straße – noch 1.000 Km nach Delhi.
Nächster Stopp war Sanchi, eine kleine Stadt, die für ihre mehr als 2300 Jahre alten Stupas (Buddhistische Tempel-Anlagen) weltweit bekannt ist. Ein beeindruckender historischer Ort, weg von den Touristenpfaden Indiens. Von Sanchi aus ging es dann mal ausnahmsweise mit dem Zug weiter nach Gwalior. Sechs Stunden Genalral Class (was man allgemein als dritte Klasse bezeichnen würde), dicht an dicht, wie in einer Sardinendose mit hunderten Indern. Auch Zugfahrten in Indien sind lustig. Doch auf dieser Tour hatte ich viel Glück und konnte einen Platz auf den Stufen der Tür ergattern, also 6 h mit traumhafter Aussicht durch Zentral-Indien. Vorbei ein Reis- und Maisfeldern, durch kleine Dörfer und große Städte, Indien wie in einem Zeitraffer.
Gwalior ist eine typische indische Provinzhauptstadt. Die Hauptatraktion hier ist die beeindruckend große und über der Stadt thronende Festungsanlage. Was für mich allerdings in Erinnerung bleiben wird von Gwalior ist: dass ich mir dort eine handfeste Grippe eingefangen habe. Grund hierfür war das Kellerverlies, dass der Besitzer als Hotelzimmer bezeichnete. Aber selber Schuld, man sollte halt doch nicht in jedem Loch absteigen, auch wenn der Preis stimmt!
Aufgrund der aufkommenden Grippe habe ich mich dann auch ganz schnell auf die letzten 300 km nach Delhi gemacht. Was bleibt nach mehr als 2.800 km auf Indiens Straßen? Tolle Eindrücke vom wahren Indien oftmals weit weg von den normalen Backpackerpfaden. Millionen von Bildern, nicht in meiner Kamera, sondern in meinem Kopf, die ich durch die trüben Fensterscheiben der Busse sehen durfte. Ich habe beeindruckende Kulturstätten gesehen, hunderte interessante und oft auch lustige Gespräche mit Sitznachbarn und Busfahrern geführt. Ich habe gelernt wie langsam ein Bus sein kann, dass in einen Bus der 50 Plätze hat auch 100 Menschen Platz finden können und die indischen Busfahrer ihren Job wirklich beherrschen. All das bleibt nach 4 Wochen Weltsafari im Bus durch Indien.
*** Nach nun fast einem Jahr in Indien geht es nun weiter. Flug ist gebucht und es heißt good bye Mama India. Doch die Frage ist was ist die nächste Station der Weltsafari??? ***
Wir spielen, wie schon zuvor das Spiel wo geht es als nächstes hin. Schreibt eueren Tipp einfach in einen Kommentar und wer als erstes richtig liegt, der bekommt ein Geschenk zu geschickt. Also es lohnt sich.
Wie immer, dürfen alle Familienangehörige und Eingeweihten nicht mitspielen!!! (Pech hat wer mit mir verwandt ist oder mich zu gut kennt)